Schnittholz_Archiv-Stapel_1.JPG

Schnittholz Stapel Nadelholz © Martina Nöstler

ISC 2021

Mehr Auf und Ab in der Zukunft

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.10.2021 - 14:51

Mit Unterversorgung ins Jahr gerutscht

Heuer herrschte in den USA ein Nadelschnittholz-Wahnsinn („Lumbermania“). 2020 habe sich weltweit eine Differenz von Angebot und Nachfrage von 14 Mio. m3 aufgetan. Eine Folge waren die leeren Lager in den USA. Diese führten zu Rekordschnittholzpreisen und in der Folge Rekordeinnahmen.

Die Hausbaubeginne erreichten in den USA heuer ein 15-Jahre-Hoch und werden hoch bleiben. Den Holzbedarf fördert, dass einerseits die Altersgruppe 25 bis 34 zu bauen beginnt und andererseits neue Häuser benötigt werden, weil Homeoffice/COVID-19 zu Migration in die Vorstädte führt. Die Hausnachfrage könnte bis 2025 das Angebot übersteigen.

Künftig über Durchschnittspreis

Der Nadelschnittholz-Bedarf der USA wird weiter steigen. Der Canfor-CEO geht daher davon aus, dass die Schnittholzpreise zwar nicht mehr zu den Rekordpreisen von Mai 2021 zurückkehren, aber „längerfristig über den historischen Durchschnittspreisen“ zu liegen kommen.

Sobald die Schnittholzpreise wieder „normal“ sind, werde auch der Sanierungsbedarf wieder steigen, prophezeite Kayne.

Der Schadholzanfall von 1999 bis 2015 veränderte die Sägewerkslandschaft in Britisch-Kolumbien – der Heimprovinz von Canfor. Es mag als mahnende Nachricht für die von ähnlichen Kalamitäten betroffenen Länder Zentraleuropas gelten, was Kayne über Britisch-Kolumbien erzählte: „Schadholz, Waldbrände und Unterschutzstellungen minderten den jährlichen Einschlag von 90 Mio. m3 auf unter 50 Mio. m3“, so Kayne. Der Ausweg für Canfor: verstärkte Investitionen im Süden der USA. Während die Rundholzpreise in Westkanada beim Dreifachen des 2020er-Preises liegen, kostet die Sumpfkiefer im US-Süden nur ein Drittel dessen.

Erschwerend kommt hinzu, dass die US-Importzölle auf kanadisches Nadelschnittholz von 9 % für die meisten Hersteller auf 18 % steigen werden.

Nadelschnittholz Produktion und Bedarf | 2025 (in Mio. m³)
Region Produktion Bedarf
Kanada 59 21
Europa 165 144
Russland 66 14
USA 99 135
China 28 71
Japan 20 28
Global Nadelschnittholz Angebot und Bedarf | 2025 (in Mio. m³)
  2018 2020 2025
Bedarf 481 498 526
Angebot 491 484 526
Defizit 10 –14 0

BSP-Boom bis 2035

Amazon, Google und Microsoft hätten mehrgeschossige Holzbauprojekte. Die Basis dafür ist BSP. Kayne geht davon aus, dass sich die Anzahl der BSP-Gebäude alle zwei Jahre verdoppeln wird. Bis 2035 sieht er einen Bedarf von 12 bis 16,5 Mio. m3 und ganze Holzstädte („Timber Cities“) voraus.

Asien, namentlich China, werde seinen Holzbedarf weiter steigern. Bei Canfor geht man davon aus, dass das chinesische BIP bis 2025 um 9 % pro Jahr steigen wird.

Preise runter, Gleichgewicht erreicht, Logistik bleibt teuer

Nach dem schon skizzierten Rekordhalbjahr 2021 drehte sich die Situation seit Juli. Vadim Eresko, Schnittholzverkaufsleiter von Segezha-Gruppe, erkennt folgende Trends seither: einen saisonalen Rückgang der Bautätigkeit, Verschiebung von Bauprojekten bis 2022, Wiederherstellung des „Angebot-Nachfrage“-Gleichgewichts, Erhöhung der Lagerbestände, Änderung des Preistrends. Die hohen Preise für Rohstoffe und weiterhin teure Logistikdienstleistungen bleiben.

Die Nadelschnittholz-Produktion Russlands werde 2022 um 1,1 Mio. m3 auf dann 41 Mio. m3 steigen, sagt Eresko voraus. Die Exporte legen von heuer 29,2 Mio. m3 auf dann 30,4 Mio. m3 zu.

2-by-4_Prognose.JPG

Quelle: Holzkurier/Madison‘s Lumber Reporter bis KW 40/21; Prognose Canfor/RISI/Random Lengths, Prognose Futures/Umrechnung Holzkurier © Holzkurier

In China kommt neuer Preislevel

Die Lagerstände in China kehren langsam wieder auf das Normalniveau von 1 Mio. m3 zurück. Die Verarbeitungsverlagerung in China wird bald beendet sein – dann geht Eresko von einer Normalisierung der Nachfrage aus. Ein neuer Preislevel wird sich in China etablieren. „Der Preislevel könnte 40 % über dem Vor-COVID-Niveau liegen“, meinte Eresko. „Der europäische Markt wird weiterhin von den US-Preisen abhängig sein. Im Falle eines Preisanstiegs wird Europa große Mengen in die USA liefern, wodurch der Markt für russische Lieferungen frei wird“, lautete Ereskos Fazit. „Unter niedrigen Preisen werden die europäischen Mengen in Europa bleiben.“ In weiterer Folge wird die Preisvolatilität zunehmen.

Vermeintlich schlechter Kunde, der 20 % abnimmt

FEFPEB_Q2_index.JPG

© FEFPEB

Auf sehr amüsante Weise verwies Rob van Hoesel, Präsident des Fachverbandes der europäischen Holzverpacker (FEFPEB), auf ernste Branchenprobleme. Der Preis des eingesetzten Schnittholzes stieg bis zur Jahresmitte auf mitunter 300 % des Wertes von 2009. „70 bis 75 % der Gesamtkosten der Verpackungsbranche sind Rohmaterial. Wenn man weiß, dass wenige Euro auf oder ab den Unterschied über Gewinn und Verlust ausmachen, kann man sich unsere jetzige Situation ausmalen“, beklagte van Hoesel in Helsinki. „Viele Säger betrachten uns als schlechte Kunden – wir müssen aber wirklich um jeden Euro kämpfen.“ Die Bedeutung seiner Branche unterstrich er mit einem Wert: „Die Verpacker brauchen 20 % des erzeugten Schnittholzes.“

Der jetzige Preis sei eine Katastrophe. Wichtig wäre für die Branche aber auch, dass sich die Preise stabilisieren und nicht zwischen den Anbietern stark streuen. Bei stabilen und für alle gleichen Einkaufspreisen wären alle in der Lage, bis hin zum Waldbesitz gute Preise zu bezahlen. Einzige Bedingung: Die Verfügbarkeit muss gegeben sein. „Sonst wird es kritisch für uns und unsere Kunden“, schloss van Hoesel.