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Holzexporteure bei der Tilly Holzindustrie– Gerd Tilly jun. (li.), Eigentümer Gerd Tilly (5. v. li.) und Verkaufsleiter Veit Ebner (3. v. re.) zeigten die Produktion © Holzkurier.com

HOLZEXPORTEURSRUNDE

Runter statt rauf

Ein Artikel von Gerd Ebner | 29.03.2023 - 08:36

Möglich ist alles:

  • Der Rundholzpreis fällt mangels Nachfrage oder
  • steigt weiter auf neue Rekordniveaus.

In letzterem Fall „gibt es weltweit keinen Markt, wo wir noch konkurrenzfähig wären“, war das Resümee der Runde.

Rundholzpreis – rauf oder runter?

Die geringe Sichtweite hinsichtlich des weiteren Marktgeschehens verdeutlichte die Runde auch in diametral entgegengesetzter Einschätzung bezüglich der RundholzpreisEntwicklung. Trotz Schichtrücknahmen herrscht in Nordösterreich eher ein Rundholzmangel, während in Südösterreich in den vergangenen 14 Tagen massiv Rundholz eingelagert wurde und bereits Käferholz auf den Markt kommt. Hinzu komme, dass die Papierindustrie aufgrund der Produktionsrücknahmen „heuer sicherlich kein sägefähiges Holz“ mitkaufen werde, meinte einer.

Keine monatlichen Erhöhungen

Die meisten Anwesenden orteten beim Nadelschnittholz keine substanzielle Belebung im 1. Quartal. Die vorhergesagten monatlichen Preiserhöhungen seien ausgeblieben. „Bis vor zwei Wochen hatten wir in Italien zumindest stabile Preise. Seit 14 Tagen gibt es keine neuen Orders mehr – und die Preise verfielen“, wurde von mehreren betont.

Bei der Verpackung in Italien verlor man bis zu 50 €/m3 in Relation zum Jahreswechsel. „Wir haben unsere Kunden monatelang auf die steigenden Rundholzpreise hingewiesen. Da jetzt die Großindustrien die Preise senken, haben wir massiv an Glaubwürdigkeit verloren“, beklagte Holzhändler. „Hinzu kommt, dass Italien weniger braucht, aber immer mehr Unternehmen dort anbieten.“ Je nach Höhe der Einschnittsreduktion sei auch das Angebotsverhalten – die Zurückhaltenden verkaufen teurer. „Die Unterschiede zwischen Höchst- und Tiefstpreis sind gewaltig. Das ist ein weiteres Problem“, beklagte einer.

Echter Erholung in Italien nicht in Sicht

Die Runde schaffte es nicht, für die kommenden Wochen eine Prognose für Italien abzugeben. „Woher sollte in den kommenden vier, fünf Monaten eine Belebung kommen? Und dann ist Ferragosto …“, lautete eine fatalistische Einschätzung.

In Österreich herrscht bis dato ein „zufriedenstellender Absatz.“ Bei einer Belebung ab Ostern könnten die Preise nochmals leicht anziehen. Ab dem zweiten Halbjahr wagte erneut niemand eine Prognose abzugeben.

Weil alle Bauprodukte verfügbar seien, kaufe der Holzbau im DACH-Raum derzeit vorsichtiger. „Es werden keine eigenen Lager aufgebaut, weil alles just in time verfügbar ist“, hieß es. Beim Bauholz hat sich zuletzt die Nachfrage deutlich vermindert.

Pelletspreise steigen – aber erneuter Marktkollaps möglich

Bei den Pellets geht es extrem weiter. Im Januar, Februar tobte, laut der Holzexporteursrunde eine regelrechte Preisschlacht. Jetzt werden die Lager massiv aufgefüllt. Entsprechend aktiv ist man in der Verladung und die Preise steigen vom Tiefststand wieder an. „Die Käufe dienen der Lagerfüllung und sind kein echter Bedarf“, warnte einer. „Die Kunden mit Versorgungsängsten werden sich noch früher eindecken. Was 2022 im Oktober passierte, könnte sich heuer drei, vier Monate vorher wiederholen: ein abruptes Ende der Nachfrage. Ich traue mir nichts mehr auf Lager zu legen.“

Für mitteleuropäische Sägewerke fasst man die Situation so zusammen: Bei den Sägenebenprodukten werde es nicht mehr lange dauern, bis man wieder auf die Ausgangslevels des 2. Quartals 2022 zurückgekehrt sei. Die Lohnkosten steigen um 10 %. Die Stromkosten hätten regional um bis zu 300 % zum Vorjahr angezogen. Parallel gelang es nicht, die Schnittholzpreise substanziell zu erhöhen. „Da sich mittlerweile niemand mehr vor unzureichender Versorgung ängstigen muss, kann der Rundholzpreis nur sinken“, lautete ein Resümee.

In Osteuropa hätten die Kunden aus den Vorjahren eine Lehre gezogen: „Bevor ich auf zu teurer Ware sitzen bleibe, kaufe ich gar nichts.“ Man ging davon aus, dass die preislichen Auf-und-Abs künftig ausgeglichener sein würden.

Erkenntnisse vom Holzexporteurstreffen 2023

Nach einem starken Januar mit leicht steigenden Schnittholzpreisen ist der Aufwärtstrend seit März vorbei.

  • Starker Schnittholz-Angebotsdruck speziell in Italien.
  • Pelletspreise steigen nach Einbruch wieder. Derzeit Lagerfüllung.
  • Rundholzpreise auf höherem Niveau, als es Schnittholz zulassen würde.
  • Preiserholung in den USA im April/Mai wahrscheinlich

* Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurde im Artikel berücksichtigt: Carico, St. Veit; Danubia Wood, Wien; Frischeis, Stockerau; Georg Pagnia, Oldenburg/DE; HGS Holzteam, Eben i. Pongau; Jung Holz, Maishofen; Kullik Group, Berlin; Mühlbauer Holz, Himberg; Ruhdorfer, Straßburg; Sandbichler Holz, Szombathely/HU; Holzexporte Schuster, Innsbruck; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf; Welde, Wien