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Schnittholz Stapel Nadelholz © Martina Nöstler

Sandbichler Holz

Preisverfall ohne Not

Ein Artikel von Gerd Ebner | 31.05.2023 - 08:18
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Markus Sandbichler © Privat Sandbichler

„Holz ist der Baustoff der Zukunft, alle Produkteigenschaften passen genau in unsere Zeit. Das haben mittlerweile alle erkannt. Und trotzdem gibt es keinen anderen Baustoff, der preislich so nachgibt“, wundert sich Sandbichler weiter, der derzeit sowohl bei Bau- als auch Verpackungsholz „einen absoluten Verdrängungswettbewerb ohne Anlass“ erkennt.

Die Tatsache, dass die Sibirische Lärche nicht bereits 2022 ausverkauft war, war ein frühzeitiger Warnhinweis auf den Bedarfsrückgang.


Markus Sandbichler

Keiner baut, weil Holz günstig ist

„Billigere Preise haben noch nie den Bedarf angeregt“, meint Sandbichler, „beim Hausbau schon gar nicht. Wenn es hochkommt, benötigt man bei einem normalen Einfamilienhausbau rund 30 m3 Holz. Selbst wenn dieses statt 300 €/m3, sagen wir, 500 €/m3 kosten würde, wären das pro Haus nur 6000 € Mehrkosten. Bei Gesamtkosten von über 500.000 € ist das vernachlässigbar. Man beginnt nicht zu bauen, nur weil das Holz um 200 €/m3 günstiger ist.“

Bei den ihm angebotenen Preisen schüttelt er den Kopf: „250 €/m3 für getrocknete Ware sind keine Verdrängung von Schwächeren, sondern nur noch Dummheit“, poltert er und diagnostiziert im selben Atemzug darin eine „Sägerkrankheit“.

Es ist immer gleich. Einer fängt zu schleudern an und alle hüpfen hinterher – denn das ist die neue Benchmark.


Markus Sandbichler

Reflex Richtung Rundholz

Kurzsichtig ist für ihn der Reflex, bei fallenden Schnittholzpreisen sofort den Rohstoff zu drücken. „Der Waldbesitzer, also das schwächste Glied der Wertschöpfungskette soll büßen, was in den Verkaufsabteilungen der Holzindustrien schlecht läuft“, diagnostiziert er. „Selbst 20 €/fm weniger würden beim erfolgten Schnittholz-Preisrückgang von bis zu einem Drittel nichts bewirken.“

Laut Sandbichler fokussieren sich die Holzindustrien auf zu wenige Märkte. „Daher geht es in Italien am schlechtesten – das Land wird zugeschüttet.“ Als Märkte, die besser laufen, nennt er Österreich, die Schweiz, aber auch Frankreich. Der Beneluxraum und selbst Großbritannien sind attraktiver als die USA, Italien oder Deutschland.

Derzeit kann man 1 Mio. € bei Produktionsdrosselung verlieren, aber die Leute halten. Oder man verliert 2 Mio. € wegen der tiefen Preise.


Markus Sandbichler

Produktionsdrosselung am besten

Laut Sandbichlers Rechnung wäre es günstig gewesen, alles daran zu setzen, die Preise zu halten: „Diese Mehrerlöse, addiert zur Kostenreduktion durch gedrosselte Produktion, hätten das Halten des unveränderten Personalstands bis zum Bedarfsaufschwung 2025 subventioniert.“ Weniger Produktion würde die Preise stabilisieren und Kosten senken.

Der Bau müsse wieder angekurbelt werden. „Dazu ist es aber erforderlich, dass sich aber die Grundstückspreise normalisieren. Der Quadratmeter Wohnfläche kostet in Ungarn 1600 €, bei uns sind es gerade wegen der Grundstückspreise 4000 € – und das ist kein leistbares Wohnen mehr. Durch den teuren Grund ist das Bauen allgemein zu teuer.“

Billiger zu sein, um mehr zu verkaufen, funktionierte noch nie.


Markus Sandbichler