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Produktionszahlen 2023

Die fetten Jahre sind vorerst vorbei

Ein Artikel von Günther Jauk | 17.01.2024 - 11:53

2023 erlebte die mitteleuropäische Holzindustrie ein weiteres turbulentes Wirtschaftsjahr, in dem es – von einem sehr hohen Niveau kommend – rasant bergab ging. Erst am Jahresende erholten sich die meisten Produktgruppen moderat, wobei keineswegs von einem nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung die Rede sein kann. Dieser wird erst 2025 erwartet.

Mittel- bis langfristig gehen die Marktteilnehmer allerdings von einer rosigen Zukunft des Bau- und Werkstoffs Holz aus, was auch die zahlreichen umgesetzten und geplanten Investitionen eindrucksvoll unterstreichen. Eine vom Holzkurier im Herbst 2023 recherchierte Liste zeigt 100 große Um- und Neubauprojekte, die Holzindustrien von 2023 bis 2025 umsetzen. Darunter fallen etwa 18 Investitionen im Sägewerksbereich (+2,4 Mio. fm/J Einschnitt), neun Brettsperrholz-Werke (+650.000 m³/J Kapazität), 15 Pelletswerke (+1,2 Mio. t/J Kapazität) und elf Projekte aus dem Bereich Serielles Bauen/Modulbau.

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Holzkurier

Rohstoff wird entscheidender Faktor

Begrenzen wird diesen erwarteten Holznutzungsboom letztlich die Rohstoffversorgung, welche sich in den kommenden Dekaden massiv verändern wird. Allein in Deutschland wird das Nadelholzaufkommen ab 2050 auf die Hälfte des heutigen Niveaus sinken, lautet das Mantra zahlreicher Experten. Und da es andernorts nicht viel besser aussieht, werde man diese Fehlmengen auch nicht mit Importen kompensieren können. Vielmehr werden materialsparende Produkte sowie der Einsatz alternativer, klimaresistenterer Holzarten ein Teil der Lösung sein.

Preise auf Talfahrt

„Natürlich werden die Preise wieder zurückgehen. Allerdings wird sich das neue Normalniveau merklich höher einpendeln als vor Corona“, war eine viel gehörte Einschätzung aus 2021 und 2022, als die Preise von Schnittholz, Leimholz & Co. massiv in die Höhe schnellten und nie dagewesene Niveaus erreichten. Die Trendwende erfolgte im 2. Quartal 2022 und hielt größtenteils bis Ende 2023 an.
Erst im Laufe des 4. Quartals 2023 begannen sich die Preise langsam zu stabilisieren, wie die Zeitreihen im Datacube veranschaulichen. Vergleicht man die Werte von Dezember 2023 mit jenen von Dezember 2019, legten einige Produkte zwar merklich zu (KVH +12 %; BSH +14 %; Rohhobler Italien +7 %), allerdings liegen diese Anstiege deutlich unter den österreichischen und deutschen Inflationsraten von rund 20 % (2019 bis 2023). Ob sich die Verkaufspreise tatsächlich auf einem bestimmten neuen Niveau einpendeln, lässt sich freilich erst in ein paar Jahren beurteilen.

Deutlich wird der Wertverlust, den die Säger 2023 hinnehmen mussten, auch bei einem Blick auf die 20 weltweit größten Nadelschnittholz-Handelsströme. Während die gehandelten Mengen in den ersten drei Quartalen 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um lediglich 4 % auf 48 Mio. m3 zurückgingen, sank der Wert um über 40 % auf 11,5 Mrd. US-$. Dividiert man die Handelswerte durch die Mengen, ergibt sich ein Preisrückgang von 399 auf 239 US-$/m³.
 

Die Schnittholzproduktion ging 2023 deutlich zurück. Auf die Rekordjahre 2021 beziehungsweise 2007 fehlten in Deutschland und Österreich über 20 %.


Günther Jauk, Holzkurier

Rundholzeinschnitt gedrosselt

Als Reaktion auf die schwachen Märkte drosselten die Sägewerke und Weiterverarbeiter 2023 ihre Produktionen oder stellten diese sogar vorübergehend ein, wie etwa Stora Enso sein Sägewerk am Kärntner Standort Bad St. Leonhard. Allerdings seien diese Produktionsrücknahmen der großen Holzindustrien oftmals zu spät und zaghaft gekommen, so die Kritik aus der Branche.

Für Österreich erhob der Holzkurier 2023 einen Nadelrundholz-Einschnitt von 15,4 Mio. fm, was, verglichen mit dem Vorjahr, ein Minus von 780.000 fm beziehungsweise 5 % ergibt (nur Sägewerke über 50.000 fm/J). Der Fachverband der Holzindustrie geht für 2023 sogar von einem 15 %igen Rückgang der Nadelschnittholz-Produktion auf 8,8 Mio. m³ aus.

In Deutschland ging die Nadelschnittholz-Produktion laut Destatis-Daten und einer Holzkurier-Schätzung 2023 um 20 % auf 19,4 Mio. m3 zurück. Verglichen mit dem Rekordjahr 2021, verzeichnete man ein Minus von 23 %. Die vom Holzkurier erhobenen Planzahlen stammen von März 2023 und fallen mit einem Minus von 1 % im Jahresabstand noch wesentlich positiver aus.

Der Laubholzeinschnitt (Planzahlen aus Holzkurier-Erhebung im Herbst 2023) ging in Deutschland 2023 gegenüber dem Rekordjahr 2022 um 1 % auf 1,61 Mio. fm zurück. Die österreichischen Marktteilnehmer rechneten im Herbst mit einem Minus von 3 % auf 274.000 fm. Laut Destatis-Daten belief sich die deutsche Laubschnittholz-Produktion von Eiche und Buche in den ersten neun Monaten 2023 auf 663.000 m³. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Januar bis September 2022: 772.000 m3) war die Produktion um 14 % rückläufig. Gegenüber den ersten drei Quartalen 2021 mit 801.000 m³ sind es 17 % oder 138.000 m³ weniger.

Auch wenn es sich nicht so anfühlte: Mengenmäßig war 2023 für Brettsperrholz ein weiteres Rekordjahr – allerdings mit sehr schwachen Preisen.


Günther Jauk, Holzkurier

Sorgenkind BSP

Am schwersten hatte es 2023 Brettsperrholz erwischt. Hier traf die schwache Nachfrage auf ein massiv gewachsenes Angebot, was die Preise in den Keller rasseln ließ. Anders als etwa bei BSH oder KVH, zeichnete sich bei BSP auch am Jahresende kein Aufschwung ab. Der vom Holzkurier erhobene Preisindex notierte im Dezember 2023 um knapp 20 Punkte unter dem Dezemberwert 2019. Und dennoch gelang es der Branche, faktisch im Widerspruch zur dürftigen Absatzlage, abermals zu wachsen. Allerdings fiel die Zuwachsrate deutlich geringer aus als in den Jahren davor.
Aus den von den Herstellern in der DACH-Region, in Italien und Tschechien gemeldeten Zahlen ergibt sich 2023 ein Plus von 4 % auf 1,27 Mio. m³ und damit ein weiterer Produktionsrekord. Verantwortlich für diese auf den ersten Blick atypische Entwicklung bei gegebener Marktlage waren neue beziehungsweise noch relativ junge Marktteilnehmer, deren Kapazitäten bei Weitem nicht ausgelastet waren.

BSH verzeichnete in Österreich und Deutschland 2023 ebenfalls einen Kapazitätszuwachs – allerdings gingen die tatsächlich produzierten Mengen um 1 % auf 2,81 Mio. m³ zurück.

Die Produktionsmengen für KVH erhebt der Holzkurier traditionellerweise im Frühjahr. Im März 2023 rechneten die österreichischen und deutschen Produzenten noch mit einem Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahr auf 3,29 Mio. m³ und damit mit einem weiteren Rekordjahr. Bei der nächsten Holzkurier-Erhebung im März 2024 werden die Hersteller diese erwartete Produktionsmenge wohl deutlich nach unten korrigieren.

Die österreichische Pelletsproduktion lag 2023 deutlich hinter den Erwartungen zurück.


Günther Jauk, Holzkurier

Mehr Kapazität, weniger Ausstoß

Turbulent ging es 2023 auch auf den Pelletsmärkten zu. Nachdem die Presslinge im September 2022 nie dagewesene Rekordpreise verzeichneten (in Deutschland waren es über 760 €/t), sackten die Werte bis April 2023 rasant ab. Die im Januar erzielten Jahreshöchstwerte von rund 500 €/t konnten das ganze Jahr über nicht mehr erreicht werden. Nach einem Zwischenhoch im 2. Quartal setzten die Pelletspreise ihre Talfahrt in der zweiten Jahreshälfte fort. Am Jahresende kostete die Tonne in Österreich 256 € und in Deutschland 329 €.

In Österreich geht proPellets Austria von rund 1,64 Mio. t produzierter Pellets im abgelaufenen Jahr aus. Das sind rund 15 % weniger als geplant und 3 % weniger als im Rekordjahr 2022. Verglichen mit 2019 legte der Ausstoß allerdings um 14 % zu. Als mögliche Gründe für diesen Rückgang trotz deutlich gestiegener Kapazitäten ortet proPellets Austria-Geschäftsführer Dr. Christian Rakos die gestiegenen Preise und den daraus resultierenden sparsameren Umgang mit allen Heizmaterialien sowie das extrem warme Herbstwetter. Dieses habe den Verbrauch gerade auch im wichtigen Exportmarkt Italien auf nahezu Null gesenkt.

ProPellets Schweiz rechnet für 2023 ebenfalls mit einem leichten Produktionsrückgang im Vergleich zum Rekordjahr 2022 mit 368.000 t Pellets. Hierfür sei der hohe Lagerstand, der aufgrund der großen Importmengen und des warmen Winters entstanden ist, verantwortlich, informiert die proPellets Schweiz-Geschäftsführerin Sabine L´Eplattenier-Burri.

In Deutschland geht das DEPI davon aus, dass die im März 2023 erstellte Prognose mit 3,7 Mio. t Pellets auch erreicht werden wird. Das sind 4 % mehr als 2022, was beinahe ein Drittel mehr ist als noch 2019.