2023 sank der nordamerikanische Schnittholzverbrauch um 1,9% gegenüber 2022. Es war ein weiteres schwieriges Jahr: Die Hausbaubeginne gingen aufgrund höherer Zinsen zurück, der Reparatur- und Umbausektor war ebenfalls schwach und die Möbelproduktion brach ein. Dies führte im vergangenen Jahr zu einer geringeren Schnittholzproduktion in Nordamerika, wobei die Produktion in den USA um 1,2% und in Kanada um 6% zurückging. Negativer Spitzenreiter war die kanadische Provinz Britisch-Kolumbien mit einem Rückgang von 12,6% (aufgrund des anhaltend geringeren Holzangebots und vieler neuer restriktiver staatlicher Ernterichtlinien).
In seinem Redebeitrag konzentrierte sich Dustin Jalbert von der Preisberichtsagentur RISI vor allem auf die Entwicklung des US-Marktes im restlichen laufenden Jahr. Die erwarteten langsamen Zinssenkungen werden Wohnraum schrittweise wieder erschwinglicher machen. Außerdem gibt es positive demografische Entwicklungen und solide (bis leicht bessere) Daten im Reparatur- und Umbausektor.
Für 2024 prognostiziert RISI, dass die Nachfrage im Laufe des Jahres wieder anziehen und es bei den meisten Holzprodukten eine starke Erholung geben wird. Bei den Hausbaubeginnen in den USA wird 2024 eine Steigerung um 0,6 % auf 1,43 Millionen Einheiten erwartet und 2025 ein Anstieg um 7,5% auf 1,54 Millionen Einheiten. Der Reparatur- und Umbausektor soll dieses Jahr um 0,3% und 2025 um 1,6% wachsen. Der Nadelschnittholz-Verbrauch in Nordamerika wird von 2023 bis 2025 voraussichtlich um über 7% (4 Mrd. bft) auf 57,9 Mrd. bft (rund 93 Mio. m³, 2-by-4-Äquivalent) steigen. 2024 wird das Wachstum jedoch gering ausfallen.
Es wird erwartet, dass durch die für 2025 prognostizierte starke Nachfrage die Kapazitätsauslastung in nordamerikanischen Sägewerken von 78% im Jahr 2023 auf fast 83% steigen wird. Dadurch dürfte sich in den nächsten zwei Jahren eine Mehrproduktion von 1,5 Mrd. bft (2,4 Mio. m³, 2-by-4-Äquivalent) ergeben. Die Nachfrage nach Schnittholz soll jedoch um 4 Mrd. bft steigen, sodass – abgesehen von verringerten nordamerikanischen Exporten – Schnittholzimporte aus Europa und anderen Überseemärkten nötig sein werden. RISI geht davon aus, dass die kumulierten Übersee-Importe um 5% sinken, von 4,65 Mrd. bft im Jahr 2023 auf 4,4 Mrd. bft in diesem Jahr, bevor sie 2025 4,75 Mrd. bft erreichen (+8 %).
Zwischen 1. April 2024 und 31. Dezember 2025 prognostiziert RISI einen durchschnittlichen Preisanstieg von 15% bei Nadelschnittholz.
Die RISI-Prognose unterscheidet sich von den Rückmeldungen der Delegierten auf der Montreal Wood Convention. Die dort anwesenden Marktteilnehmer sagen einen weniger starken Preisanstieg für 2024 voraus. Die Mehrheit geht davon aus, dass die Schnittholzpreise in den nächsten drei bis vielleicht sechs Monaten gedämpft bleiben werden. Andere denken, dass dies noch länger so bleiben wird. Die Teilnehmer waren sich einig, dass dadurch die europäischen Lieferungen in die USA 2024 um 15 bis 25% im Vorjahresvergleich sinken werden, wobei dies hauptsächlich von der Entwicklung der Schnittholzpreise abhängt. Von europäischer Seite war zu hören, dass je nach Herkunftsland ein Preis von über 600 US-$/1000 bft (365 €/m³; frei US-Ostküste) nötig ist, um europäische Ware auf dem US-Markt zu verkaufen.
Beide Einschätzungen zu Schnittholzpreisen und europäischen Importen sind pessimistischer als die Prognose von RISI. Meiner Erfahrung nach sind diejenigen, die im Handel tätig sind, bei ihren kurzfristigen Einschätzungen meist optimistischer als die Ökonomen. Dennoch ist die übereinstimmende Meinung auch oft falsch. Für den Rest des Jahres 2024 wird es also auf dem US-Markt viel Unsicherheit geben und eine gewisse Preisvolatilität ist ebenso zu erwarten.
In den ersten 16 Wochen dieses Jahres wiesen die nordamerikanischen Schnittholzpreise eine extrem große Spanne auf, die ihresgleichen sucht. Der 16-Wochen-Durchschnittspreis für das Benchmark-Produkt W-SPF 2x4 #2&Better, Random Lengths (FOB Sägewerk in British Columbia) betrug 443 US-$/1000 bft beziehungsweise 269 €/m³. Zum Vergleich: 2023 lag der Spitzenpreis für W-SPF bei 450 US-$/1000 bft. Im selben Zeitraum erzielte SYP (West) 2x4 Schnittholz durchschnittlich einen Preis von nur 374 US-$/1000 bft und erreichte Mitte April einen mehrjährigen Tiefststand von 290 US-$/1000 bft (176 €/m³). Normalerweise wird bei SYP ein Aufpreis von 50 bis 60 US-$ (FOB Sägewerk) gegenüber W-SPF verrechnet. Mitte April jedoch wurde darauf ein massiver Abschlag von rund 120 US-$/1000 bft gewährt und so wurden W-SPF für 410 US-$ und SYP-W für 290 US-$ gehandelt.
Am oberen Ende der Skala sind US-Inland Fir-Larch 2x4 KD R/L (heimische Tanne/Lärche, Anm.) mit einem durchschnittlichen Preis von satten 541 US-$/1000 bft (328 €/m³) sowie US Inland Hemlock-Fir (heimische Hemlocktanne/Tanne, Anm.) für durchschnittlich 535 US-$/1000 bft (324 €/m³) zu finden. Beide sind enorme Aufpreise auf FOB-Sägewerksbasis gegenüber W-SPF- und SYP-Schnittholz. Dieses Ungleichgewicht und die große Spanne der Schnittholzpreise bedeuten, dass sich etwas ändern muss. Da sie mittlerweile bereits unter der Cash-Cost-Grenze vieler SYP-Sägewerke liegen, werden die Preise für SYP-Schnittholz steigen müssen – um wie viel und wann, bleibt abzuwarten. Die SPF-Preise sinken, liegen aber ebenfalls nahe dem Break-Even-Niveau. Die Entwicklung der SYP-Schnittholzpreise wird eine Schlüsselvariable sein, die es zu beobachten gilt. Sie müssten sich eigentlich zumindest den SPF-Preisen annähern, aber Märkte können, wie wir wissen, unvorhersehbar sein.