Deutscher Säge- und Holzindustrie Bundesverband (Desh)

Druck auf Unternehmen immer stärker

Ein Artikel von Birgit Fingerlos | 23.09.2024 - 16:51
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„Baukrise in Deutschland am schlimmsten“, urteilen DeSH-Hauptgeschäftsführer Schmidt, Präsident Dr. Lang und Geschäftsführerin Möbus (v. li.) © DeSH

Um die aktuelle Situation, Geschäftserwartungen und Lösungen aufzuzeigen, hat der Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband (DeSH) eine Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen durchgeführt. Mehr als 100 Unternehmen haben sich daran beteiligt. Baukonjunktur, Wettbewerbsfähigkeit und Bürokratie standen dabei im Mittelpunkt. „Die deutsche Wirtschaft steckt tatsächlich in einer Krise“, eröffnete DeSH-Präsident Dr. Stephan Lang, am 17. September die Präsentation der DeSH-Mitgliederbefragung. Die schwache Konjunktur und die Krise im Wohnungsbau setzen die Unternehmen stark unter Druck, ist man sich beim DeSH sicher. Insbesondere die Krise im Bausektor spitzt sich weiter zu. Mit der Säge- und Holzindustrie trifft es nicht nur einen zentralen Bestandteil der Wertschöpfungskette Wald und Holz, sondern auch eine Zukunftsbranche für nachhaltiges sowie klimafreundliches Bauen und Wohnen. „Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung erscheinen die bisherigen politischen Maßnahmen wie ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagte Lang. 

Düsteres Bild, nur 3 % erwarten Verbesserung 

40 % der Umfrageteilnehmer berichteten von einer schlechten Geschäftslage, nur 6 % bewerten sie als gut. „Besserung ist nicht in Sicht“, kommentierte Lang. Den Auftragsbestand beurteilen 41 % der Befragungsteilnehmer als schlecht, einen guten Auftragsbestand verzeichnen nur 8 %. Für die Zukunft rechnen rund 30 % der DeSH-Mitgliedsunternehmen mit einer schlechten Geschäftslage und nur 3 % mit einer Verbesserung. „Wir müssen davon ausgehen, dass die geringen Baugenehmigungen irgendwann in eine noch deutlich schlechtere Geschäftslage resultieren“, erwartet Lang und fügte hinzu: „Es ist nicht leicht, einen Ausblick auf 2025 zu wagen. Wir können nicht sagen, ob die Talsohle bereits erreicht ist oder es noch weiter runtergeht. Im ­Augenblick gibt es niemanden, der Gewissheit hat.“ Der künftige Auftragseingang wird von mehr als 40 % der Umfrageteilnehmer als geringer eingeschätzt, nur 7 % rechnen mit einem höheren. 

Baukrise in Deutschland besonders stark

Als größte Herausforderung wird von fast drei Viertel (72 %) der Umfrageteilnehmer die Baukrise angesehen. „In keinem anderen europäischen Land hat die Baukrise so stark zugeschlagen wie in Deutschland“, betonte der DeSH-Präsident. Etwa die Hälfte der Antwortgeber führte bei der Frage nach den größten Herausforderungen den Personalmangel (51 %) und die Rohstoffkosten (49 %) an. „All das verunsichert die Branche“, ist sich Lang sicher und bedauerte: „Die Baukonjunktur wird als größtes Problem angesehen, gleichzeitig schafft es die Politik nicht, die Baukonjunktur anzutreiben, um den Wohnraumbedarf zu decken“. 

Der internationale Wettbewerb

„Die deutsche Sägeindustrie ist eine Exportnation“, bestätigte Lang. Allerdings sehen sich die deutschen Unternehmen im internationalen Wettbewerb einem äußerst schwierigen Marktumfeld gegenüber. Lang verwies auf die in Deutschland hohen Kosten für Personal, Energie und Rohstoffe. Zudem wächst die Bürokratiebelastung. „Es gibt neue Hemmnisse, die für unsere Branche aufgebaut werden“, betonte DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus. Sie verwies auf die Einführung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zum Ende des Jahres. „Es ist abstrus. Es ist fast irreal, was da passiert“, meinte Lang. 

EUDR derzeit nicht umsetzbar

Mehr als 93 % der Umfrageteilnehmer sehen sich nicht in der Lage, die EUDR in der vorgegebenen Frist umzusetzen. Es gebe viele ungeklärte Fragen und fehlende technische Voraussetzungen. „Die Umfrage verdeutlicht, was wir als Verband seit Monaten kommunizieren: Die EUDR ist in ihrer derzeitigen Form weder umsetzbar noch praktikabel. Vielmehr droht sie zu Verwerfungen auf den Holzmärkten zu führen und die heimische Industrie nachhaltig zu schwächen“, erklärte Möbus. Der DeSH appelliert an schnelles Handeln der Politik.

Von einer abnehmenden Rohstoffverfügbarkeit durch die EUDR gehen rund zwei Drittel (65 %) der Umfrageteilnehmer aus. Durch die Einführung der EUDR erwarten sich 79 % der befragten Unternehmen Wettbewerbsnachteile für Holzprodukte gegenüber anderen Materialien. Einen Wettbewerbsnachteil im internationalen Handel erwarten sich 74 % der Befragten. 

Forderungen an die Politik

Möbus beurteilte die Lage für die DeSH-Mitgliedsunternehmen als schwierig. Man habe mit Personalmangel zu kämpfen, zudem wachse die Bürokratie in den Himmel, auch der Neubau bekommt keine politischen Impulse. Daher hat der DeSH mehrere Forderungen an die Politik. Dazu gehören- eine Stärkung der Baukonjunktur, der Abbau baurechtlicher Hemmnisse, ein Bürokratieabbau sowie verlässliche politische Rahmenbedingungen.  „Im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftsentwicklung und die Krise im Wohnungsbau fordern wir von der Politik daher schnelles Handeln. Mit Abwarten und der bloßen Hoffnung auf Besserung wird die klimafreundliche Transformation nicht gelingen“, betonte Lang abschließend.

Es gibt neue Hemmnisse, die für unsere Branche aufgebaut werden.


DeSH-Geschäftsführerin Julia Möbus

Es ist abstrus. Es ist fast irreal, was da passiert.


DeSH-Präsident Dr. Stephan Lang

Mit Abwarten und der bloßen Hoffnung auf Besserung wird die klimafreundliche Transformation nicht gelingen.


DeSH-Präsident Dr. Stephan Lang