„Natürlich gibt es auch Meinungsverschiedenheiten. Sich innerhalb der Familie tagtäglich zu verstehen und konstruktiv zusammenzuarbeiten, ist schon eine Herausforderung“, sagt Silvana Clara, die das Sägewerk gemeinsam mit ihrem Mann, Wendelin Mischí, und den drei Kindern führt, etwas schmunzelnd und ergänzt. „Das Glück, alle Kinder mit Herzblut im eigenen Betrieb zu wissen, überwiegt jedoch in sämtlichen Fällen.“
Clara übernahm das Unternehmen 2011 von Ihrem Vater Ferdinando, der gemeinsam mit einem Geschäftspartner rund 30 Jahre zuvor den Bau eines kleinen Sägewerks in der Südtiroler Gemeinde St. Martin in Thurn initiierte. Das Vorhaben der beiden Jungunternehmer, aus dem hochwertigen Rohstoff des Tals Bauprodukte für den lokalen Markt zu erzeugen, ging auf und das Sägewerk etablierte sich in den Folgejahren zu einem wichtigen Lieferanten der Zimmerer und Holzbaubetriebe des Gadertals.
Regionale Wertschöpfung
Im Vorjahr verarbeitete Bauholz rund 10.000 fm Nadelrundholz. Der Großteil entfällt dabei auf Fichtenstämme aus den umliegenden Wäldern. Der Schadholzanteil ist zum Leid der Forstbetriebe und kleinen Waldbauern in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: „Die Borkenkäfersituation in unserer Region ist dramatisch. Die Rundholzversorgung wird mit Sicherheit eine unserer größten He-rausforderungen in der Zukunft werden, da unsere Lieferanten zu großen Teilen nur mit den Aufräumarbeiten von Kalamitäten beschäftigt sind“, erzählt Clara besorgt. Ab 20 cm Zopfdurchmesser kauft das Sägewerk ein. Die erzeugte Hauptware bleibt dabei fast ausschließlich innerhalb der Region. Für die anfallende Seitenware findet man vor allem Kunden aus der Verpackungsbranche, die wiederum die norditalienische Industrie beliefern. „Zu den meisten Holzbaubetrieben in Ladinien pflegen wir seit etlichen Jahren gute Geschäftsbeziehungen. Unsere Kunden schätzen neben der ausgezeichneten Produktqualität vor allem unsere Liefertreue und Flexibilität. Als kleiner Säger musst du exakt das produzieren können, was die Handwerker und Holzbauer brauchen. Ansonsten hat man gegen die großen Industrien keine Chance. Von der viel zitierten Baukrise merken wir bei uns glücklicherweise vergleichsweise wenig. Die Nachfrage ist nach wie vor gut“, gibt Clara einen Einblick.
Abseits der Fichte etablierte sich das Sägewerk zudem als bedeutender Lärchensäger. „Wir liegen hier inmitten eines der besten Wuchsgebiete für europäische Lärche, die wir intern zu Fassadenprofilen und Massivholzböden weiterverarbeiten“, erklärt Clara und ergänzt: „Ungetrocknetes, sägeraues Schnittholz anzubieten, reicht heute nicht mehr. Die Weiterverarbeitung hat sich zu einem wichtigen Standbein bei uns etabliert.“ Neben einer modernen Hobelanlage investierte das Sägewerk auch bereits vor etlichen Jahren in eine Trockenkammer, „wo man eine Kapazitätserhöhung in Zukunft noch andenken könnte“, informiert die engagierte Unternehmerin.
Bereit für die Zukunft
„Das war der perfekte Zeitpunkt und eine nicht nur notwendige, sondern vor allem richtige Entscheidung“, blickt Clara zufrieden auf die vor zwei Jahren getätigte Investition zurück. Mit dem Kauf einer neuen Bandsäge inklusive eines Besäumers und den damit verbundenen Um- und Ausbaumaßnahmen an den bestehenden Betriebshallen erhöhte man neben der Einschnittleistung auch die Attraktivität des eigenen Betriebs enorm. Rund 10.000 fm – und damit doppelt so viel wie noch vor wenigen Jahren – werden in diesem Jahr planmäßig verarbeitet – in Zukunft soll es weiter kontinuierlich nach oben gehen. „Nur mit der Familie allein werden wir die Mehrleistung nicht stemmen können. Ein Arbeitsplatz mit modernen Maschinen und Anlagen ist dabei unumgänglich, wenn man auch in Zukunft am Arbeitsmarkt attraktiv sein will“, berichtet Clara.
Ausrüsterwahl nahezu „alternativlos“
Bei der Entscheidung des Maschinenlieferanten war man sich innerhalb der Familie schnell einig: „Primultini war für uns von Anfang an in der Verlosung. Schon in den ersten Gesprächen wurde uns ein Konzept vorgeschlagen, das perfekt zu unserem Unternehmen und unseren Bedürfnissen gepasst hat. Primultini den Auftrag zu erteilen, war schlussendlich ein Leichtes für uns“, zeigt sich Clara überzeugt, die richtige Ausrüsterwahl getroffen zu haben.
Ausgereiftes Konzept mit bedienerlosem Besäumer
„Unsere Blockbandsägenanlage ist ideal für den Klein- und Mittelstand“, heißt es von Primultini. Sowohl Säge als auch Spaner arbeiten in der sogenannten Bi-Coupé-Ausführung sowohl vorwärts als auch rückwärts. Den stufenlos verfahrbaren Spannwagen rüstete Primultini bei Bauholz mit vier voneinander unabhängigen Spannböcken, sowie vier Doppelstammwendern und einer automatischen Stammausrichtung aus.
Nach der Säge läuft die Schnittware automatisch weiter in Richtung Besäumer, für den ebenfalls Primultini verantwortlich zeichnete. „Säge und Besäumer aus einem gemeinsamen Haus bringen für uns große Vorteile und Synergien in der Wartung und Instandhaltung der Maschinen“, bestätigt Clara.
Der Primultini-Besäumer arbeitet dabei vollautomatisch ohne zusätzlichen Bediener und ist mit sechs beweglichen Kreissägen ausgestattet. Komplettiert wird die moderne Anlage durch ein Microtec-System zur Optimierung des Schnittholzes, welches basierend auf der Messung von 20 Fotozellen arbeitet und so eine größtmögliche Ausbeute garantiert.
Fokus auf Automatisierung
„Die Suche nach Mitarbeitern verläuft zunehmend schwerer. Unsere neue Blockbandsäge können wir von einem zentralen Leitstand aus mit nur einem einzigen Bediener steuern – und das trotz der deutlich höherer Outputleistung“, erklärt Clara.
Möglich macht dies ein ausgereiftes Messsystem, bestehend aus vier Scannern und zwei Kameras, die sowohl die Vor- als auch Rückseite jedes Stammes erfassen und anzeigen. Besonderes Augenmerk legte Primultini jedoch auf die Steuerung inklusive Schnitt- und Ausbeuteoptimierung. Schon bei der Rundholzaufgabe beginnt es mit einer Längenkappung der Stämme, welche folglich automatisch am Spannwagen positioniert werden. Je nach Blattabweichung wird die Schnittgeschwindigkeit des Sägeblattes entsprechend angepasst, um stets höchste Präzision zu gewährleisten. „Speziell im Wertholzbereich unerlässlich“, betont man bei Primultini.
„Als Sägewerk unserer Größe muss man gezielt nach den Anforderungen und Bedürfnissen seiner Kunden produzieren können. Bei uns bedeutet dies an einem Tag Hobel- und Verpackungsware und am anderen Tag wieder vermehrt Schalungsbretter aus Lärche. Durch die neue Primultini-Säge sind wir so aufgestellt, dass wir auf nahezu alle Anfragen flexibel reagieren können – und das noch für etliche Jahre“, blickt Clara zuversichtlich in die Zukunft.