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Revolutionäre Holztrocknung

Ein Artikel von Jakob Wassermann | 20.05.2025 - 15:00

MicroDri wurde 2020 als Spin-off des Rüstungskonzerns Saab gegründet, der nach zivilen Anwendungsmöglichkeiten für seine Mikrowellentechnologie suchte – unterstützt vom Unternehmensinkubator Lead. Großes Potenzial verortete man schließlich für ein Inline-Trocknungsverfahren. Unterstützt wird MicroDri zudem durch erfahrene Industrieexperten, darunter den ehemaligen Microtec Linköping-CEO Leif Erlandsson sowie den Holztrocknungsspezialisten und Unternehmer Mikael Edde. 2022 kamen mit SCA und Holmen zudem zwei der größten Holzverarbeiter Schwedens als Industriepartner mit an Bord. Seit etwa einem Jahr arbeitet MicroDri mit großen Akteuren der Palettenindustrie an Systemen zur Wärmebehandlung von Industriepaletten in der Produktionslinie zusammen.

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Durch die von MicroDri entwickelte Lösung soll es künftig möglich sein, Schnittholz im Durchlauf und innerhalb weniger Stunden zu trocknen © MicroDri

„In der Sägeindustrie werden enorme Schnittholzmengen getrocknet, was sich in einem sehr hohen Energiebedarf widerspiegelt und durch die langen Prozesszeiten während der Trocknung zu einer hohen Kapitalbindung führt“, erklärt Victor Borén, CEO von MicroDri. Mit der von dem Unternehmen entwickelten Lösung könnte die Holztrocknung künftig im Durchlauf erfolgen, was diesen Verarbeitungsschritt deutlich effizienter machen würde.

Die Mikrowellentechnologie ermöglicht es, die Trocknungszeit zudem deutlich zu reduzieren. Je nach Brettstärke beträgt die Zeit bis zum Erreichen der Zielfeuchtigkeit lediglich wenige Stunden. „Der größte Vorteil unseres Systems ist, die Möglichkeit, die Bretter direkt nach der Säge in die Trocknung zu transportieren“, erläutert Borén. In den kommenden Jahren soll dazu eine serienreife Lösung entwickelt werden. „Ein weiterer Vorteil des Durchlaufprozesses ist die Möglichkeit, auch kleinere Aufträge, die keine ganze Trockenkammer füllen, flexibel abzuarbeiten“, argumentiert Borén.

Ausgeklügelter Prozess

Nach mehreren Entwicklungsjahren wurde nun ein industrieller Prototyp in Betrieb genommen, der demnächst für weitere Tests bei einem der Industriepartner installiert wird. Die 6 mal 8 m große Anlage ermöglicht es, bis zu 5 m lange Bretter zu trocknen.

Bei den konventionellen Trocknungsprozessen wird das Holz von außen nach innen erhitzt, was zu Spannungen im Material führt. „Die Mikrowellen dringen hingegen tief ins Holz ein und erwärmen dieses von innen heraus. Dadurch ist diese Methode deutlich schonender. Außerdem wird das sich im Holz befindliche Wasser nur dort erhitzt, wo es auch vorhanden ist. Das führt bei Schnittholz mit einem hohen Feuchtegradienten innerhalb des Bretts zu weniger Spannungen. Pro Brett gibt es acht Mikrowellenquellen, deren Energiebedarf stets über die Oberflächentemperatur geregelt wird. Damit können wir den Trocknungsprozess innerhalb eines Brettes variieren und die Ausschussquote aufgrund von Trocknungsschäden deutlich verringern“, erklärt Borén. Vor dem Eintritt in die Anlage werden das Gewicht sowie die Holzfeuchtigkeit des Schnittholzes gemessen und die zu entfernende Wassermenge ermittelt. Der dazu notwendige Energiebedarf bis zur Zielfeuchtigkeit wird über einen selbstentwickelten Algorithmus gesteuert. Während des Trocknungsprozesses befinden sich die Bretter auf einem Kettenförderer und bleiben bis zum Erreichen der Zielfeuchtigkeit auf der jeweiligen Position. Schnittholz mit Stärkeunterschieden von bis zu 10 mm kann nebeneinander getrocknet werden.

Modular konfigurierbar

Mit einer 20 bis 40 m langen Einheit erreiche man eine Trocknungskapazität von etwa 20.000 m3/J, rechnet Borén vor. Um flexibel auf die örtlichen Gegeben reagieren zu können, sind die Mikrowelleneinheiten modular konfigurierbar. Bei beengten Platzverhältnissen besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Module übereinander anzuordnen und somit trotzdem eine entsprechende Trocknungskapazität zu erhalten.

Neben der klassischen Nadelschnittholz-Trocknung nennt Borén zudem die Palettenproduktion als vielversprechenden Industriezweig für die Mikrowellentrocknung. Projekte gebe es zudem mit Fußbodenherstellern, zur Trocknung der Deckschichtmaterialien. MicroDri sei stets offen, weitere Anwendungsfälle mit interessierten Unternehmen zu diskutieren oder alternative Holzarten an der Anlage zu testen, betont der MicroDri-CEO abschließend.