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Vor den Versuchsreaktoren, wo neue Leime entstehen: DI (FH) Thomas Bierwirth und Gerd Dohrmann (v. li.) © Alfred Riezinger

Breite Produktpalette

Ein Artikel von Alfred Riezinger | 27.11.2007 - 14:37
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Vor den Versuchsreaktoren, wo neue Leime entstehen: DI (FH) Thomas Bierwirth und Gerd Dohrmann (v. li.) © Alfred Riezinger

Das Geschäftsfeld Klebstoffe, unter anderem für die Holzindustrie, bezeichnet man im Chemiekonzern Follmann, Minden/DE, als in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsenes. In Minden ist man besonders stolz, die Polymerisation, also die Produktion der Dispersionsleime (Weißleime), selbst durchzuführen. „Wir können so in den chemischen Prozess eingreifen, sobald er beginnt, seine Eigenschaften zu bestimmen. Wir stellen so die Produkte genau nach Kundenbedarf her”, erklärt Vertriebsleiter DI (FH) Thomas Bierwirth im Holzkurier-Gespräch. „Unsere Kunden in der Holz- und Möbelindustrie findet man in ganz Europa.”

Umweltfreundlichkeit groß geschrieben. Das Unternehmen kreiert umweltfreundliche Dispersionsleime ohne Lösungsmittel auf Wunsch in den Wasserbeständigkeits-Klassen D2, D3 und D4.

Follmann-Facts

Gegründet: 1977
Geschäftsführer:
Andreas Krämer,
Stefan Wernecke
Produkte Geschäftsfeld Klebstoffe: Dispersions- und Schmelzklebstoffe für Holz und Möbel sowie für die Papier- und Verpackungsindustrie
Vertrieb Österreich:
Donauchem/Wien
Umsatz: über 85 Mio. € (2007)
Mitarbeiter: 280
Markt: weltweit

Einsatz. Für die Massivholz-Platten-Herstellung eignen sich Follmann-Leime genauso gut wie für Kaschier- und Ummantelungsaufgaben. Eine wichtige Anwendung der Mindener Leime ist die Beschichtung von Holzwerkstoff-Platten mit einer Finish-Folie. Follmann liefert auch an Furnier- oder Leichtbauplatten-Hersteller. Etwa bei der Verklebung von Schubladen-Zargen mit PP-Folien sei man europäischer Marktführer. Weiters setzen Türenproduzenten auf Klebstoffe von Follmann.

Erfolgreiche Heinzelmännchen. „Bis 2002 fertigten wir Dispersionen für die meisten großen europäischen Klebstoffhersteller”, berichtet Bierwirth. Aus diesem Grund sei man in der Holzindustrie noch nicht so bekannt, da die Follmann-Rohstoffe früher weitgehend unter anderem Naden Endverbraucher erreichten. Nun habe man erfolgreich die Strategie direkt auf die verbrauchende Industrie gerichtet.
Zwei neuartige Produkte entwickelten die Mindener Forscher, welche als sehr erfahren bezeichnet werden. Mitte der 1990er-Jahre war es der weltweit erste einkomponentige D4-Dispersionskleber. „Dies war eine Sensation, es hat uns zu Beginn keiner geglaubt”, erinnert sich Bierwirth.

Innovativ nicht nur hohle Phrase. Die zweite wichtige Neuentwicklung war 2003 der erste ph-neutrale D3-Leim. Dieser finde vor allem in der Furnierverklebung Einsatz. Andere, saure Leime können durchdringen und zu Verfärbungen bei den wertvollen Furnieren führen. „Der Begriff innovativ klingt vielfach abgedroschen, doch bei uns ist dies Wirklichkeit”, freut sich Bierwirth.

Die Leim-Produktion. „In einem Versuchsreaktor führen wir die Polymerisation zuerst in Kleinmengen (2 kg) durch”, schildert Forschungs- und Entwicklungsleiter Klebstoffe Gerd Dohrmann. Nach umfangreichen Tests hinsichtlich Temperaturbeständigkeit, optimaler Trocknungstemperatur, Viskosität und dergleichen stellen wir eine größere Menge in einem 50 kg-Reaktor her.” Besteht der neue Leim auch noch weitere Tests wie Scherfestigkeit oder Zugfestigkeit, so gehe er in Produktion.
Kooperationen gebe es mit namhaften Holzbearbeitungs- und Anlagenbauern.

Expansion. Im Familienunternehmen stellt die Sparte Klebstoffe mit 20.000 t/J Leistung nur einen Teil dar. Man sei vielfach europäischer Marktführer bei der Papierveredelung, der Tapetenindustrie, der Textil-Beschichtung und der Mikroverkapselung von Duftstoffen. Die Umsätze steigen jährlich im zweistelligen Prozentbereich. 2010 plant man in Minden ein zweites Werk zu eröffnen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.