Rund 3,5 Millionen Menschen waren im Oktober in Österreich unselbstständig beschäftigt, 900.000 davon in Teilzeit. „Ihre Branche repräsentiert mit knapp 300.000 Arbeitsplätzen einen erheblichen Teil davon“, lobte Rudolf Hundstorfer, Bundesminister, die Forst- und Holzwirtschaft.
Europameister gibt 500 Mio. €/J aus
Seit Beginn der Aufzeichnungen in der zweiten Republik gab es laut dem Minister noch nie so viele Beschäftigte: „Österreich ist Europameister – auch in der Disziplin der geringsten Arbeitslosigkeitsquote.“ Auf Bundesebene werden über das AMS gemeinsam mit der Lehrstellenförderung vom Wirtschaftsressorts 500 Mio. €/J zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit investiert. Hinzuzurechnen sind Zuschüsse der Länder für eigens initiierte Aus- und Weiterbildungsprogramme. 2700 Menschen sicherten sich heuer einen green job.
Wald und Holz begrüßt Aktion 100
„Die neu ins Leben gerufene Aktion 100 ist eine Initiative, die sich in Gesprächen mit Peter Konrad, Felix Montecuccoli und dem Sozialminister entwickelte. 100 junge Menschen erhalten dabei Unterstützung, eine hochqualifizierte Ausbildung in der Wertschöpfungskette abzuschließen“, erklärte Ing. Christian Mandl, Präsident der Österreichischen Landarbeiterkammer. Die Österreichischen Holzgespräche 2011 unterstrichen mit dem Thema „Holz: Motor der Regionen“ die Bedeutung der Beschäftigung im Ländlichen Raum. Mehr als 200 Besucher folgten der Einladung der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) am 9. November in den Ahnensaal des Schlosses Starhemberg, Eferding. „An jeden Arbeitsplatz knüpft eine Existenz an. Das ist die eigentliche Wertschöpfung“, untermauerte Mandl. Um noch mehr Leute für die Waldarbeit zu begeistern, passierte vor kurzem eine praxisorientierte Novelle zum land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetz den Ministerrat. „Forstfacharbeiter oder Forstmaschinen-Spezialisten mussten früher oftmals aus dem Ausland geholt werden und zu unglaublichen Bedingungen in Österreich beschäftigt werden. In Zukunft müssen wir dafür selber Sorge tragen“, forderte Mandl. „Wir setzen uns dafür ein, dass das verstaubte Image der Waldarbeit gehoben und die Jugend stärker angesprochen wird“, betonte Peter Konrad, Obmann des Österreichischen Forstunternehmerverbandes.
Von Schuldenbremse und Einheitswerten
Als eine der wichtigsten bevorstehenden Aufgaben der Regierung nannte der Bundesminister die Etablierung einer „Schuldenbremse“. In Richtung der Land- und Forstwirtschaft forderte er eine Anpassung der Einheitswerte. „Hier ist schließlich seit 20 Jahren nichts mehr geschehen. In dieser Frage vermissen wir eine gewisse Dialogbereitschaft“, schmunzelte Hundstorfer. Zudem ist es dem Minister ein Anliegen, dass Menschen länger gesund in der Beschäftigung bleiben können. „Wenn ganz Österreich (etwa 100.000 Personen jährlich) um 365 Tage später in Pension gehen würde, könnten auf einen Schlag 1 Mrd. € weniger ausgegeben werden“, rechnete Hundstorfer vor. „Tiefe“ Einblicke in die Branche verschafft sich der ehemalige ÖGB-Präsident durch ein selbst auferlegtes Arbeitsprogramm. „Einmal in der Woche besuche ich persönlich einen Betrieb. Dabei lerne ich am meisten.“
Alles tun für Holzland
„Wenn für die Araber das Erdöl so wichtig ist, dann ist es doch selbstverständlich, dass wir uns in Österreich um unseren heimischen und so wertvollen Rohstoff kümmern müssen“, zeigte Georg Adam Starhemberg, Vorsitzender der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP), auf. Neun von zehn Küchen, die in Österreich verkauft werden, stammen aus oberösterreichischen Produktionsbetrieben. „40 % aller im Inland verkauften Wohn- und Schlafmöbel kommen aus den Werkstätten Oberösterreichs“, informierte Viktor Sigl, Wirtschaftslandesrat OÖ.
Eigentum muss leistbar bleiben
Rudolf Rosenstatter, Obmann Waldverband Österreich, forderte für die in Aufbruchstimmung befindliche Familienforstwirtschaft klare Rahmenbedingungen. „Für uns ist das Eigentum Basis, das es zu akzeptieren gilt. Es muss leistbar sein – das ist auch sozial, Herr Minister.“ Weitere Einschränkungen, indem man zum Beispiel Flächen aus der Nutzung nimmt, lehnt er strikt ab: „Wir haben bisherige Nationalparks, Biosphärenparks und Natura 2000-Gebiete mitgetragen. Nun laufen schon wieder Diskussionen über zusätzliche Wildnisflächen, wo abermals 15 % des Wirtschaftswaldes außer Nutzung genommen werden soll.“
Biomasse verbrennt zu schnell
30 % und mehr der europäischen Produktion sind heute unter österreichischer Führung und Kontrolle, verwies Komm.-Rat Laszlo Döry, Präsident der europäischen Plattenindustrie. „Unsere Sorge ist, dass die Verpflichtungen des Kioto-Protokolls mehr CO2 einzusparen, eigentlich unerfüllbar sind. Wenn das hölzerne Rohmaterial ohne jegliche Wertschöpfung und noch dazu in einer sehr ineffizienten Art und Weise einfach nur verbrannt wird, erreicht man vielmehr das Gegenteil“, warnte Döry. Österreich müsse weiterhin ein Holz verarbeitendes Land bleiben, erst am Ende der Wertschöpfungskette soll die Energienutzung folgen.
Appell von und für Holzbau
„Der maßgebliche Treiber der Holznutzung und der größte Absatz findet im Baubereich statt. Hier bewegen sich die Unternehmen europaweit und international auf einem sehr hohen Niveau“, hob Dr. Erich Wiesner, Obmann der Österreichischen Holzindustrie, hervor. „Allerdings finden wir in Österreich, trotz hoher Kompetenz, insbesondere im öffentlichen Bereich, noch nicht die Beachtung, die uns zusteht. Unsere Marktanteile im öffentlichen Bereich betragen knapp 5 %. Gibt es denn nicht die Leuchtturmprojekte der öffentlichen Hand? Das Dach des neuen Zentralbahnhofes in Wien hätte genauso gut eine Holzkonstruktion sein können“, appellierte Wiesner. In Österreich sei man mit verschiedensten Bauordnungen der Länder noch immer auf drei bis vier Geschosse limitiert.
Mehr Flexibilität im Kollektiv
„Wir sind eine Branche, die Volatilitäten des Marktes sehr stark zu spüren bekommt“, verdeutlichte Christoph Kulterer, Vorsitzender der Österreichischen Sägeindustrie. Gerade hier sei das Thema der Arbeitszeiten-Flexibilisierung ein sehr Wichtiges. „Wir müssen in der Lage sein, auf der einen Seite Auftragsspitzen rasch ausführen zu können und auf der anderen Seite auch Arbeiten zurücknehmen zu können. Bei den Kollektivvertragsverhandlungen erlebe ich das Aufeinander zu gehen noch zu wenig“, war zu erfahren.
Vorsorge muss was wert sein
Dkfm. Wolfgang Pfarl, Präsident der Austropapier, verwies auf erhebliche Investitionen in der Gesundheitsvorsorge und Unfallverhütung. „Wir sind hier Spitzenreiter. Das wird uns von der Sozialversicherung aber nicht zugute gehalten. Wir verlangen keine Prämien für die niedrige Unfallquote. Aber wir würden uns für diese erheblichen Anstrengungen (Zeit, Gerät, Ausbildung) doch eine Art von spürbarer Unterstützung erwarten“, formulierte es Pfarl.
Alle 40 Sekunden ein Holzhaus
„Wo andere Rohstoffe viel Energie für die Erzeugung brauchen, wird uns das Holz von der Natur geschenkt. Alle 40 Sekunden wächst in Österreich ein Holzhaus nach. Warum schaffen wir es nicht, das in der Politik noch besser zu verankern“, hinterfragte Mag. Georg Binder, Geschäftsführer proHolz Austria. Die größte Holzbaustelle in Europa konnte heuer in einem Zeitraum von April bis September fix und fertig gestellt werden. 1 km Dachkonstruktion aus Leimholzträgern und Brettsperrholzplatten ist logistisch für den Holzbau keine Herausforderung mehr. „Dieser musste aber auf Stahl und Beton warten“, schilderte Binder. Die Branche sei heute in der Lage, Gebäude mit 20 Geschossen, 80 m Höhe, in 25 Arbeitstagen zu errichten. Danach könne bereits mit dem Innenausbau gestartet werden.
Wertschöpfungswunder Baum
„Wir werden heuer über 2 Mrd. € Umsatz (Vorjahr: 1,7) machen, 80 % davon mit Naturfasern aus Buchenholz“, erklärte Mag. Dr. Peter Untersperger, Generaldirektor der Lenzing AG. Gleichzeitig werde etwa ein Drittel von 30 Mio. fm Holz in Österreich ohne große Wertschöpfung einfach verbrannt. Untersperger sieht dadurch den Industriestandort Österreich, die Papierproduktion und andere Branchen gefährdet: „Es kann nicht sein, dass kommunale Betreiber von Heizanlagen subventionierte hochpreisige Energie erzeugen und die Industrie ihre Biomasseanlagen nicht gefördert bekommt. Fakt ist, dass die hierfür abgesicherte Rendite auf minderwertige Hackgut-Produkte aus dem Wald ausgelegt ist. Wie müssen aber zuschauen, wie hochwertige Fichten- und Buchenbloche mehr und mehr als Rohstoff eingesetzt werden. Das ist eine volkswirtschaftliche Kapitalvernichtung, aber auch eine volkswirtschaftliche Dummheit.“ In Skandinavien gebe es hierfür längst eine Verordnung für Energieholz. Am Standort Lenzing sollen in den nächsten fünf bis sechs Jahren 400 Mio. € investiert werden.
Ökologischer Fußabdruck
„In zehn Jahren werden acht Milliarden Menschen auf der Erde wohnen. In der Ressourcenfrage stoßen wir bereits haute an die Grenzen“, verwies Harald Professner, Direktor der CREE GmbH aus Bregenz. Die Baubranche verbraucht demnach 40 % der weltweiten Ressourcen und ist auch für 40 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. „1 kg ist nicht 1 kg. Jedes Produkt hat einen ökologischen Fußabdruck. 1 kg Stahl verbraucht weltweit 8 kg an Ressourcen, 1 kg Kupfer 500 kg“, erläuterte Professner. „Umgemünzt auf Produkte des Alltags wiegt eine 600 g-Jeans in Wirklichkeit 32 kg und ein Smartphone sogar 500 kg. Holz, ein Produkt, das auch nachhaltig in der Natur nachwächst, erzielt im Vergleich dazu einen Faktor von 1,2.“
30% Holzbauanteil
„Ich bin eindringlich gebeten worden, hier nicht zu jammern. Ich werde daher nichts über die kollektive Unfähigkeit unserer Branche sagen, Margen zu managen. Ich werde auch kein Wort über die heute oft fehlgesteuerten Förderungen der öffentlichen Hand oder Bankgeschäfte in unserem direkten Wettbewerbsumfeld verlieren“, machte Michael Spallart, Generaldirektor der Mayr-Melnhof Holz Holding AG, seinen Unmut laut. Spallart selbst lebte längere Zeit in Südafrika, einem Land in dem Holz nur für notdürftige Unterkünfte der Ärmsten Verwendung findet. „In unseren Breitengraden haben wir erreicht, dass Holz zwar nicht zu einem Luxusartikel geworden ist, aber immerhin zu einem anmutenden Produkt. Meine Bitte an die Politik ist, dass für öffentliche Projekte zumindest ein Holzanteil von 30 % vorgeschrieben werden kann.“
Vermisst
In der Podiums- und Publikumsdiskussion, moderiert von Mag. Wilhelm Autischer, FHP-Geschäftsführer, erörterten NR Gerhard Huber sowie NR Roman Haider, NR Nikolaus Prinz sowie LT Erich Rippl die angesprochenen Themen. Vermisst wurde von aushaarenden Zuhöreren jedoch auf weiten Strecken fachlicher Input und Dialogbereitschaft. NR Wolfgang Pirkelhuber blieb der Diskussion unentschuldigt fern. Die Politiker betonten von den Gesprächen persönlich profitiert zu haben (auch wenn sich ein Mandatar erst in die Thematik einlesen musste). „Wir sprechen hier von einem nationalem Anliegen. Das muss der Politik klar werden. FHP ist ein Teil des nationalen Geschäftsmodells Österreich. Arbeiten wir zusammen und tragen wir die Begeisterung der Branche noch mehr nach außen", riet man aus dem Publikum.
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