Mondi Frantschach

Hackermaschine mit 4.0-Update „EKG“

Ein Artikel von Martina Nöstler | 22.05.2019 - 15:29

Rund 1,4 Mio. fm Rundholz verarbeitet Mondi in Frantschach jährlich zu Papier und Zellstoff. 50 % davon kauft man bereits in Form von Sägerestholz (Hackgut) von Sägewerken aus der Umgebung. Die andere Hälfte erzeugt man selbst: Das heißt, Mondi kauft Industrierundholz und hackt die Stämme am Holzplatz in Frantschach zu Hackschnitzeln. Der Papierkonzern verarbeitet an diesem Standort ausschließlich Nadelholz. Bereits 2007 setzte Mondi die erste, große Erneuerung um. Man investierte in einen Holzplatz: eine neue Rundholzlinie mit Horizontalhackmaschine von Andritz. „Dieser Horizontalhacker schafft bis zu 250 fm/h“, erzählt Hannes Perchtold. Er ist für die mechanische Instandhaltung der Zellstofffabrik und des Holzplatzes zuständig.

In der Hackmaschine kommen auch die eigenen Messer von Andritz zum Einsatz. „Das Besondere an den Werkzeugen ist, dass man diese sehr einfach wenden kann. Mit nur wenigen Schrauben kann der Mitarbeiter im Schärfraum die Messer lösen, drehen und wieder befestigen“, bestätigt Josef Ertl, Andritz-Produktmanager Holzverarbeitung in Zentraleuropa. Den Messerwechsel führen die Mitarbeiter in Frantschach selbst durch. In der Regel werden die Werkzeuge nach zwei Schichten – also nach rund 3600 fm – gewechselt. Das Werkzeugservice obliegt aufgrund des von Mondi gebuchten „Servicepaketes“ bei Andritz. In Frantschach sind immer genügend neue Messer auf Lager, die Andritz-Mitarbeiter kommen in regelmäßigen Abständen, bringen neue Werkzeuge und nehmen die gebrauchten mit. Zudem hat Andritz in Frantschach ein eigenes Ersatzteillager für das Messersystem.

Präzisionshackgut

Für die Papier- oder Zellstofferzeugung ist Hackgut natürlich nicht gleich Hackgut. Für die Herstellung ist je nach „Rezeptur“ eine bestimmte Größe erforderlich und der Feinstoffanteil soll so gering wie möglich sein, um die größtmögliche Wertschöpfung zu erzielen. „Die Fraktionierung muss nahezu gleichförmig sein. Bei uns ist die ideale Hackgutgröße 25 mal 25 mal 5 mm“, verdeutlicht Stefan Raffalt, Leiter Faserlinie und Holzplatz in Frantschach. Um eben genau diese zu erreichen, muss die Hackmaschine samt den Werkzeugen perfekt arbeiten.

Andritz entwickelte dafür vor einigen Jahren das Diagnosesystem „ChipperEKG“. Mondi setzt dieses seit mittlerweile vier Jahren ein. Das Überwachungssystem erkennt Messerbrüche frühzeitig – in Echtzeit, nachdem sie entstanden sind. Der Mitarbeiter an der Hackanlage bekommt am Bildschirm eine Meldung, welches Messer defekt ist, und kann dieses sofort wechseln lassen. „Bisher bemerkten wir schadhafte Messer erst beim Werkzeugwechsel – im schlimmsten Fall nach zwei Schichten. Solche Messerbrüche verursachen aber einen höheren Feinstoffanteil, den wir aussortieren müssen. Die Wertschöpfung sinkt“, erklärt Perchtold. Mit dem Andritz-EKG-System lässt sich ein Schaden sofort erkennen. „Die Diagnose funktioniert absolut zuverlässig“, bestätigt auch Raffalt.

Zudem überwacht das EKG-System die Wälzlagerung der 15 t schweren, rotierenden Hackscheibe sowie den Zustand der Motoren und Getriebe – ebenfalls in Echtzeit. „Damit können bereits vorbeugend mechanische Schäden erkannt werden. Das ermöglicht ein rechtzeitiges Eingreifen“, fügt Perchtold hinzu. Das EKG-System beziehungsweise die Hackmaschine sind damit wichtige Teile der Industrie 4.0.

„Wir arbeiten in Schweden auch sehr eng mit Sägewerken zusammen, was die Hackguterzeugung betrifft. Das hat auch Vorteile für die Papier- und Zellstoffindustrie“, erklärt Fredrik Bergström. Er ist für den Vertrieb von Andritz Knife Systems verantwortlich. Für die Ligna in Hannover verspricht Bergström der Sägewerksbranche Neuigkeiten in der Spanerscheibentechnologie, die ebenso mit einem Diagnosesystem ausgerüstet werden könne.

Mondi Frantschach

Standort: Frantschach
Gegründet: 1881
Geschäftsführer: Gottfried Joham
Produkte: Sackkraftpapier, einseitig glattes Kraftpapier, ungebleichter Marktzellstoff
Holzbedarf: 1,4 Mio. fm/J
Export: über 90 % in mehr als 60 Länder