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Deutschland Holzpreisindex_2009-2022 © Holzkurier

Holzverpackungsindustrie

Verpacker härter von Krieg betroffen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 21.09.2022 - 08:29

Erst mit dem Hochziehen der EU-Sanktionen am 10. Juli begann für die meisten Sparten der europäischen Holzindustrie der Ukrainekrieg – davor wurde vielfach weiterhin viel aus den Sanktionsländern importiert. Das gilt nicht für die europäischen Holzverpacker. Da insbesondere die Ukraine für Italien oder Belarus für Deutschland große Zuliefererländer waren, gab es ab März entsprechende Folgen.

Rekordpreis auch 2022

Sichtbar wird das durch die überproportionalen Preissteigerungen für Verpackungsschnittholz. Von 240 €/m3 im Dezember schoss in Italien der Preis für frische 17 mm-Spanerware bis März auf 350 €/m3 (frei Grenze Österreich/Italien). Damit egalisierte Verpackungsware den All-time-Preisrekord vom Juni 2021.

Das zweite Indiz für knappe Verpackungsware ist, dass der Preis seit dem Hoch im März nicht so stark nachgab wie andere Schnittholzsortimente. Man kann sogar feststellen, dass Hauptwarensortimente, wie KVH-Rohware oder BSH-Lamellen, mittlerweile preislich unter die Seitenwarensortimente rutschten.

Hilfsmittel fehlten

Parallel ergaben sich heuer mit dem Ukrainekrieg auf einmal ungeahnte neue Probleme: Nägel wurden knapp, weil der geeignete Stahl bis damals aus der Ostukraine importiert wurde. Dieses Problem traf die deutsche, italienische und polnische Verpackungsindustrie gleichermaßen.

Bei Importpaletten ist die Situation, etwa für Deutschland, noch relativ entspannt. Zwar brachen die Importe aus Belarus um 42 % ein, doch in Summe konnte in den ersten sieben Monaten mit 44,2 Millionen Stück sogar 1 % mehr importiert werden als noch im Vorjahr.

Sperrholz teuer, OSB gab nach

Sperrholz ist für die mitteleuropäischen Verarbeiter zumindest ähnlich teuer wie im Vorjahr. Bei OSB gab es für die Kistenerzeuger hingegen eine deutliche preisliche Verbesserung im Jahresvergleich (s. Grafike oben).

Jetzt, Mitte des 3. Quartals, könnte es sein, dass die Verarbeiter wieder vermehrt einkaufen müssen. Die Branche hat sich im Sommer mit dem Schnittholzzukauf sehr zurückgehalten. Noch sind die Rundholzsortimente knapp, die typischerweise für die Holzverpacker reserviert sind. Kurz: Noch fehlt vielfach „schlechteres“ Rundholz.

Energiepreise schmerzen dreimal

Die hohen Energiepreise treffen die Verarbeiter nun dreifach:

  1. beim Rundholz,
  2. beim Schnittholz
  3. und insbesondere beim Kunden.

Wenn in Deutschland schon 300 €/t-atro für Sägespäne bezahlt werden, stellt sich die Frage: Warum im Wald Rundholz für den Verpackungsholz-Einschnitt ausformen, wenn Energie- und Sägerestholz preislich schon so attraktiv sind?

Hackgut statt Schnittholz

Dieselbe Überlegung stellen sich die Sägewerke. Wenn aufgrund des Mindereinschnitts weniger Sägerestholz anfällt, dann kann man doch das Schnittbild so wählen, dass im Zweifelsfall statt dünnerer Spanerseitenware Hackgut erzeugt wird.

Doch bei Strompreisen von über 1 €/kWh ist die größte Bedrohung für die Branche, dass energieintensive Kundensparten wegbrechen. Schon im Juni war von Glasproduzenten die Rede, welche die Produktion einstellten, weil der Gaspreis die Produktion unrentabel werden ließ. Seither sind mehr und mehr Branchen gefährdet.

In den kommenden Monaten werden die Importmöglichkeiten aus den Sanktionsländern noch weiter reduziert werden. Insbesondere (EPAL-) Zuschnitte aus der Ukraine fehlen in Deutschland und Italien. Hier müssen möglicherweise Anlagenkapazitäten in Mitteleuropa geschaffen werden, um aus Langware die passenden Längen auszuformen. 

In den vergangenen Wochen wunderten sich die Säger, dass die Verpackungsindustrie „von der Hand in den Mund“ lebte – also sehr wenig zukaufte. Schon wurde gewarnt, dass jetzt im Frühherbst die Rundholzsortimente für die Verpackung fehlen könnten. Überhaupt wird „billiges Rundholz“ aufgrund der Energieholzpreise fehlen.

Preistal bald erreicht

Im September könnten auch die Preise für Verpackungssortimente nochmals leicht nachgeben. Dann dürfte auch bei diesem Sortiment eine Bodenbildung eingetreten sein. Nach wie vor belasten die Zukäufer die großen Preisspannen vom billigsten bis zum teuersten Anbieter.

Vorsicht oder Konjunkturabschwung?

Das große Fragezeichen ist aber die Konjunkturentwicklung. Keine Branche eignet sich so gut als Konjunkturbarometer wie die Verpackungsindustrie. Auftragsrückgänge bekommen sie zuallererst zu spüren. Entsprechend darf man hoffen, dass die derzeitige Kaufzurückhaltung der Verpacker nicht mehr ist als ein „Fahren auf Sicht“.