Ligna23_Überblick_5_RK_sm.jpg

© holzkurier.com

Ligna 2023

Kurzfristig weniger Investitionen

Ein Artikel von Gerd Ebner | 25.05.2023 - 09:06

Da heuer die Konjunktur abkühlte, waren Besucher wie Aussteller gleichermaßen gespannt, wie die Stimmung sein wird. Nach vier Tagen in Hannover kann ich sagen: vorsichtig optimistisch.

Kurzfristig bremsen Zinsen und Unsicherheit das Baugeschehen, von dem fast alle Holzsparten abhängig sind.

Holz wird wichtiger denn je

Mittelfristig wird die Bedeutung des Rohstoffs Holz weiterwachsen. Zunehmen wird aber auch der Einfluss der Schlüsselprobleme:

  • Ressourcenverknappung aufgrund des Klimawandels und politischer Auflagen
  • Personalmangel

Anbieter werden größer, aber weniger

Holtec_Messestand-ganz_sm.jpg

© holzkurier.com

Nicht nur wegen der jüngsten Unternehmenskooperationen, -übernahmen und -mergers wird die belegte Ligna-Hallenfläche immer kleiner. Das war speziell in der Sägewerks- und Weiterverarbeitungshalle zu sehen.

Revolutionen gab es keine auf der „Ligna 2023“, wohl aber interessante Evolutionen. Im wahrsten Sinne herausragend war das Konzept des elektrischen Portalkrans, das Holtec im Maßstab 1:1 in Ligna-Halle 25 aufgebaut hatte. Der Kran berührte fast das Hallendach.

Zwar gibt es ähnliche Systeme seit Jahrzehnten, die Lösung des Anlagenbauers aus der Eifel setzt aber auf moderne Steuerungssysteme, um ergonomisch ansprechende Arbeitsplätze zu schaffen und den Platzbedarf sowie Betriebs- und Wartungskosten zu senken (s. Beitrag "Gamechanger im Rundholzumschlag"; ein weiterer Artikel folgt in einer der kommenden Ausgaben). Im Fall der Fälle könnte ein solcher portalkrangesteuerter Rundholzplatz komplett aus dem Homeoffice betrieben werden.

Das System könnte eine Renaissance erleben, weil Vor- und Nachteile dieser Lösung 2023 neu gewichtet werden müssen. Heutzutage ist alleine der enorme Flächenbedarf konventioneller Rundholzplätze ein großes Thema.

Sägewerksneubauten, die ohne Stapler in der Intralogistik auskommen, gibt es mittlerweile in Finnland und Deutschland. Lösung, um nachträglich auf ähnliche Systeme umzurüsten, stellten mehrere Ausrüster vor.

Hart- und Weichholz in einer Sägelinie

Bei der Einschnitttechnik war erstmals überhaupt der gemischte Einschnitt von Nadel- und Laubholz an den Ligna-Ständen ein Thema.

Roboter übernehmen Arbeiten

Da Manipulationsarbeiten beschwerlich sind und Personal dafür immer rarer wird, waren gleich mehrere Roboterarme in Hannover am Werken. Ein Beispiel war die Lösung von Springer, die am Megastand von Weinig zu sehen war.

Lösungen, die mit allen möglichen Erkennungs- und Detektionssensoren Daten sammeln, vernetzen und analysieren, werden immer mehr. Wurde bisher immer das

Schlagwort „Industrie 4.0“ bemüht, reichen im Jahr 2023 zwei Buchstaben: KI, wahlweise auch AI.

Gar keine Neubauten – nein! Weniger, aber doch …

sonae_messestand_sm.jpg

© holzkurier.com

Die Investitionen in Zentraleuropa werden künftig weniger in Neubauten als in Anlagenverbesserungen fließen. Doch selbst in Österreich werden noch vier Sägewerke entstehen. Zwei Neubauten starten etablierte Unternehmen, die vor derselben Thematik stehen: zu wenig Platz am bisherigen Standort. Zwei weitere Sägewerke kommen aber auch von Industrieholzspezialisten, die mehr aus ihrem Rohstoff holen wollen.

In Deutschland und Österreich erfuhr man auf der Ligna von keinem weiteren Neubauprojekt bei Brettschichtholz, Brettsperrholz, Konstruktionsvollholz und der Naturholzplatte. Die, die heuer und 2024 starten sind schon länger bekannt. Eine Vielzahl an Leimholzneubauten gibt es aber in anderen Weltregionen – im Speziellen in Nord- und Südamerika. Dort ist die europäische Technologie derzeit gesetzt. Entsprechend optimistisch sind die Ausrüster hinsichtlich den Liefermöglichkeiten nach Übersee.

Sonderfall Schweiz

Zu einer echten Neubaurenaissance kommt es in der Schweiz. Die Eidgenossen wollen ihr Land bis 2050 CO2-neutral machen – und investieren massiv in die Verarbeitung der wichtigsten Ressource im Land: Holz. 1,2 Mrd. CHF (1,23 Mrd. €) sind für Schweizer Betriebe reserviert, die innovative Technologien zur klimaschonenden Produktion einsetzen.

Swiss First – Ziel: weniger Importe

Eine große Holzindustrie modernisiert ihre Sägewerke und wird danach eine erkleckliche Summe in die Weiterverarbeitung investieren. Eine große Holzhandelsgruppe baut ein Sägewerk, ein Holzbauunternehmen errichtet zumindest ein Sägewerk … Es tut sich was bei den Eidgenossen. Überdies sind Schweizer Holzbaugrößen äußerst aktiv in Deutschland. Stichworte: vorgefertigter Holzbau, Holzmodulbau.

Sonderfall Südtirol

Gleich zwei Südtiroler Holzindustrien stocken ihre Sägewerkskapazitäten auf. Aus Holz Pichler wurde nicht nur X Timber – das Unternehmen will auch im neuen Sägewerk hinsichtlich der Digitalisierung Maßstäbe setzen. Die Welt dreht sich weiter. Russland war speziell für skandinavische Hersteller einer der bedeutendsten Auslandsmärkte. Damit ist seit 2022 Schluss. Diese richten nun vermehrt den Blick auf Zentraleuropa. Weiteres Thema in Hannover: Die Entscheidung von Ikea, mittelfristig komplett auf Recyclingholz umzustellen, beflügelt die großen Holzwerkstoff-Anlagenhersteller, dafür Lösungen vorzustellen.