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Finanzminister Grasser gratuliert der Familie Stingl zur 25 Jahrfeier der Holzwerke © Ebner

Leimholz kompakt

Ein Artikel von Administrator | 05.07.2001 - 00:00
Stingl-FactsHolzwerke Stingl:
Umsatz: 50 Mio. S/J
Mitarbeiter: 8
Einschnitt: 20.000 fm/J
Leimholzproduktion: 6000 m³ (2001; 10.000 m³ (2002)
Produkte: KVH (50%), Duo-/ TriobalkenMaschinenfabrik Stingl:
Umsatz: 50 Mio. S
Mitarbeiter: 25
Programm: Sägewerksmaschinen, -mechanisierungen, Vielblattsägen, Kappsägen, Leimholzmechanisierung, Paketieranlagen
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Finanzminister Grasser gratuliert der Familie Stingl zur 25 Jahrfeier der Holzwerke © Ebner

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Hilfe für Mittelstand etwa durch Vereinfachung von Genehmigungsverfahren verspricht Duz-Freund Grasser nicht nur Maximilian Stingl © Ebner

Prototypentest in Eigenregie. Die neue Weiterverarbeitungsschiene hat für die Geschäftsführer Maximilian Stingl sen. und Max-Georg Stingl jun. die selbe Aufgabe wie das Sägewerk: Hier kann man die eigenen Anlagen und Maschinen im bestmöglichen 1:1-Betrieb testen - der Alltagspraxis.
An die 30 Mio. S wurden mit allen Begleiterfordernissen investiert. Dafür hat man unter anderem eine Fertigung, mit der man im kommenden Jahr 10.000 m³ pro Schicht herstellen wird: KVH und Lamellenholz, das sind die neuen Produkte aus Guttaring.
Das Sägewerk hat man in 25 Jahren zu einem soliden Mittelständler mit 20.000 fm Jahreseinschnitt gemacht, beim Leimholz hat man ähnliches vor. „Wir wollen den Kollegen Mut machen, zu investieren und zu beweisen, dass kleine Produktionen rentabel sind”, erläutert Stingl sen.
LeimholzwerkKVH-Produktion: Kippentstapelung --> Fehlermarkierung --> Querförderer --> Kompaktkeilzinkenanlage --> Zinkenbeleimung --> Presse --> vier Filmetagen zur Aushärtung --> Fertighobelmaschine --> abschließend AbstapelungLamellenholzproduktion: bis zur Hobelmaschine wie KVH --> Querförderer --> Flächenbeleimung --> hy- draulische Presse --> zwei Filmetagen --> Fertighobelmaschine --> Abstapelung
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350 Gäste – Kunden der Maschinenfabrik und der Holzwerke, Zulieferer sowie Mitarbeiter feierten in Guttaring © Ebner

Rentabel bei Kleinmenge. Stingl sen. wird auch nicht müde zu betonen, dass eine wirtschaftlich erfolgreiche Produktion bereits ab einer Jahresleistung von 3500 m³ möglich ist.
Bis auf den Hobelautomaten von Rex, Pinneberg/D, die Kompaktkeilzinkenanlage von Somaco, Kürnbach/D und den Leimauftrag von OEST, Freuden- stadt/D, kommen sämtliche Maschinen und Anlagen aus der wenige Meter entfernten Maschinenfabrik. Zu einem Großteil sind es Prototypen.Wenig Platzbedarf. Trotz grundsätzlich nicht zu knappem Platzangebot, hat man sich bei der Produktionsfläche extrem zurückgehalten. Die eigentliche Produktionsanlage ist unwesentlich länger als eine Doppellänge des Fertigprodukts. Breit ist sie etwa 30 m. Es verwundert daher nicht, dass die Fläche mitunter doppelt und dreifach genutzt wird, wenn etwa Förderer in unterschiedlichen Höhen verlaufen.
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Auf engstem Raum – im Bild Kippent- und Abstapelung, dahinter findet auf 35 mal 20 m die Leimholzproduktion Platz © Ebner

Rationell ist der Personaleinsatz. Seit dem eigentlichen Start im Frühjahr hat man ausschließlich KVH produziert. Hierfür sind nur zwei Mann in der Produktion nötig. Einer steht am Beurteilungsdeck und markiert die Holzunregelmäßigkeiten, der Zweite sorgt für die Roh- und Fertigwarenmanipulation.
Jetzt, am Start der Produktion, haben die Stingls den Einschnitt auf die Bedürfnisse der Weiterverarbeitung umgestellt, die man derzeit auch noch zur Gänze selbst befriedigen kann.Neuer Trocknungskomplex. Von der neuen Abstapelung sind es nur wenige Meter zu den mittlerweile vier Trockenkammern (400 m³ Fassungsvermögen), deren letzte erst kürzlich angeliefert wurde. Nur un- wesentlich weiter ist der Weg zur Aufgabe der Leimholzproduktion. Per Filmförderer werden dem einzigen Mann in der Produktionshalle die Hölzer präsentiert. Er beurteilt die Verdrehung und kann mangelhafte Stücke aussortieren. Dazu kommt das Markieren der Stellen, wo die Schnitte von der ersten Stingl-Kappsäge gesetzt werden müssen. Diese folgt im unmittelbaren Anschluss.
Die Kappstücke werden über einen Querförderer der Zubringung zur Kompaktkeilzinkenanlage zugeteilt. Hier erfolgt mit fünf Takten pro Minute die Verbindung zu einem Endlos-Strang, der längstens bei 13,5 m abgetrennt wird. Stingl kann variable Längen von 2 bis 13,5 m anbieten.
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Film von der Kippentstapelung gelangt zur Beurteilung, die Kappsäge (vorne links) setzt Schnitt an Markierung, Einzug vor Keilzinkung (r.) © Ebner

Eine Stunde Aushärtung. Je nach Dimension werden die Stangen in einer der drei Aushärte-Etagen eingelagert. Binnen einer Stunde ist die Leimfuge des verwendeten Klebstoffs - Collano Purbond 530 - ausgehärtet und es kann der Weitertransport zur Hobelmaschine erfolgen. In diese ist eine Trennvorrichtung integriert, rationell können so kleinere Dimensionen erzeugt werden. Für das KVH ist die Bearbeitung zu Ende, die Balken werden zur Abstaplung transportiert.
Duo- und Trio-Hölzer werden unmittelbar hinter der Hobelmaschine quergefördert, zuerst Flächen beleimt und abschlie- ßend in die liegende Hydraulik-Presse befördert. Die Stingl-Eigenentwicklung erfährt hier den Praxistest und kann mit bis zu 7 m³ befüllt werden.Parallel KVH und Lamellenholz. Während Lamellenholz gepresst wird, kann im vorderen Anlagenteil wieder KVH produziert werden beziehungsweise lassen sich Lamellen vorhobeln und puffern - die Anlage ist also auf schnelle Umstellung ausgelegt. Kommt das Holz aus der Presse, wird es in ein zwei Etagen umfassendes Zwischenlager eingetaktet. Hier härten die Hölzer aus, ehe es erneut durch die Hobelanlage und zur Abstapelung geht.
Um wirklich alle Anlagenteile beständig in Aktion zu haben, ist die Abstapelung noch mit der bestehenden Weinig-Hobellinie kombiniert.
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Auf engstem Raum: Aushärteetagen nach der Zinkung (r.), links die Flächenbeleimung, im Hintergrund die offene Lamellenpresse © Ebner

Einzelstück-Produktion. Mit der schnellen Verstellbarkeit und der beliebigen Längenausformung ist mit dieser Anlagenkonstellation eine kommissionsweise Fertigung möglich. Bei KVH kann sich Stingl sen. vorstellen, auch Einzelstücke zu offerieren. Lamellenholz darf ab einem Paket geordert werden.
Geplant ist nun, je zur Hälfte KVH sowie Duo- und Trio-Hölzer zu erzeugen. Für KVH in Sichtqualität hat man einen Exklusivhändler für Italien gefunden.Qualitätsbestimmende Trocknung. Auch Lamellenholz aus Guttaring soll der südliche Holzmarkt aufnehmen. NSi-KVH-Qualitäten wird man in Österreich an Holzbau- und Fertighausunternehmen anbieten. „Wir werden nur rissfreie Ware liefern”, betont Stingl jun. „Vortrocknung am Lagerplatz und schonende technische Trocknung sind bei uns die übliche Praxis.”
Der Start der Lamellenholzproduktion ist für Anfang Juli geplant, dann wird die Fertigung auch für Interessenten zu besichtigen sein.
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Rissfreie Leimhölzer verlangen entsprechende Trocknung – Stingl setzt auf Lufttrocknung kombiniert mit schonender technischer Trocknung © Ebner

Jetzt investieren. Beide Geschäftsführer halten auch die Zeit für Investitionen geeignet. Von der Politik sind Fördermittel lukrierbar (in Kärnten bis 20%) und auch das Verlangen nach definierten Holzeigenschaften spräche vielfach für Leimholz, so Stingl sen.
Die Maschinenfabrik Stingl wird sich mit den neuen Anlagen auch als Zulieferer für die Weiterverarbeitung positionieren. Damit eröffnet Maximilian ein weiteres Kapitel, dessen erstes er 1969 als gelernter Schlosser mit der Unternehmensgründung schrieb. Die Erweiterung sieht er auch als Zukunftssicherung für seine Familie, von der mittlerweile alle drei erwachsenen Kinder in den beiden Unternehmen tätig sind.Abgehärtete Säger. „Zu beweisen gilt es auch, dass nicht nur die großen Strukturen erfolgreich wirtschaften können. Wer heutzutage als kleinerer, mittlerer Sägewerker alle Widrigkeiten überlebt hat, hat schon längst das Zeug zum aussichtsreichen Neo-Leimholzproduzenten”, macht Stingl sen. Mut zu Investitionen.
Das 25-jährige Bestandesjubiläum ihrer Holzwerke beging die Familie Stingl Ende Juni mit einem großen Fest in Guttaring.
Mit den 350 Gästen konnte man nicht nur die Vergangenheit hoch leben lassen, sondern auch die Gegenwart und Zukunft: Nur wenige Wochen vorher verließen die ersten KVH-Stangen die neue Leimholz-Produktion.