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Scharfer Diskussion in Kuchl gestellt: Bojanovski (verdeckt, v. hi.), Handlos (1. Reihe li.), daneben Kollmann (v. li.), Altrichter und Offner (1. Reihe re. außen).Foto: HTK Kuchl © HTK Kuchl

Betonbunker contra gelungener Mischbau

Ein Artikel von Administrator | 27.04.2003 - 00:00
Scharfe Diskussionen mit nicht immer versöhnlichen Zwischentönen ruft das 5-geschossige Bauwerk für die neuen Fachhochschulgänge in Kuchl hervor. Ein 1. großer öffentlicher Schlagabtausch der nicht immer feinen Argumente wurde am 25. April vor Ort nach einer Besichtigung des neuen Beton-/Holzbaues (54% Holz ab dem ersten Geschoss) in der interessierten Fachöffentlichkeit geführt. Als neutrale Diskussionsdrehscheibe fungierte Moderator Dr. Rainer Eder, Leiter des Österreichischen Agrarverlags und langjähriger Chef der Holzfachzeitschriften.Die Angriffe. Die Schwertschläge der Vorwürfe führte der Vorstandschef der Mayr-Melnhof-Holding, Leoben-Göss, Mag. Ing. Gottfried Pfister:
1) kein Architekturwettbewerb
2) keine öffentliche Ausschreibung; der Präsident des Schulvereines, Komm.-Rat Herbert Handlos, hätte freihändig vergeben das Brettschichtholz geliefert (wurde umgehend entkräftet)
3) fehlende Vorbildwirkung aus dem Bau für Studenten, die sich mit Design- und Produktmanagement befassen sollen
4) das ausführende Unternehmen hätte praktisch keine Erfahrung im Holzbau
Konsequenz: Die Fachgruppe der Holzindustrie Steiermark beschloss das Einfrieren ihrer Beiträge für das Holztechnikum Kuchl, bis die Vorwürfe geklärt und „kompromisslos personelle Konsequenzen” gezogen wären.
Prompter Konter. Der Vorsitzende der Berufsgruppe Sägeindustrie im Fachverband der Holzindustrie, Komm.-Rat DI Hans-Michael Offner, konterte prompt. Man habe aufgrund der Geschwindigkeit der Entscheidungen - im September sollen bis zu 500 Personen im 5-Geschosser Ausbildungs- und Forschungsarbeit erledigen können - und des Finanzlimits von 5 Mio. € Kompromisse schließen müssen. Maximale Kosten: knapp 1000 €/m². Ein Architekturwettbewerb wäre teuer und Zeit raubend gewesen (sh. alte Vorwürfe beim Holzturm). Man habe daher mit Prof. DI Fritz Wehmeyer einen Kosten sparenden Experten aus der Schule eingesetzt.
Geschäftsführer Dr. Erhard Bojanovski ist von den obersten Gremien der Schule ermächtigt worden, den Bau in der vorliegenden Form umzusetzen. „Es ist eine ungeheuerliche Unterstellung, dass Aufträge unter der Hand vergeben wurden”, explodierte Offner. Zimmermeister Lienbacher bestätigt: Es wurden 27 Unternehmen der Holzindustrie für die Lieferung des Brettschichtholzes angeschrieben, nur 6 hätten angeboten. Bestbieter war der langjährige Geschäftspartner Handlos aus Tragwein.
Der Vorgang wurde nach dem Beginn der Vorwürfe von den Juristen der Wirtschaftskammer unter die Lupe genommen und für korrekt befunden.Die Wortführer. In der Diskussion meinte Mag. Heimo De Monte, KLH Massivholz, Katsch/Mur, dass man selbst bei einem 5-Geschosser mit Holz durchaus preislich konkurrenzfähig gewesen wäre. Das Stiegenhaus alleine hätte in Beton auch gereicht. Mag. Angerer von Holzbau Saurer, Reutte, stieß ins gleiche Horn, nannte Preisbeispiele, und fühlt sich „vom Betonbunker provoziert”. Die Meinungen vieler anwesender Kuchl-Absolventen reichten von kritisch bis wohlwollend.
Als Hauptproblem entpuppt sich die erst 1999 geänderte Salzburger Bauordnung, die eindeutig „nur nicht brennbare Materialien” für den gegenständlichen Bau vorschreibt. „In der Zeit von 1996 bis 1999 wäre es denkbar gewesen, noch mehr Holz reinzubringen”, etwa so wie im Holzturm, bestätigt der Brandsachverständige Ing. Dickenberger. Aber ein Riesengebäude, allein stehend, sei eben etwas anderes als ein kleiner Verbindungsbau wie der Holzturm.
„Wir absolvieren daher am 29. April einen Termin beim Salzburger Landesrat Eisl, um eine neuerliche Änderung der Bauordnung auch für die noch anstehenden Bauten in Kuchl, zu besprechen”, kündigte der Geschäftsführer des Fachverbandes der Holzindustrie, Dr. Claudius Kollmann, an.
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Scharfer Diskussion in Kuchl gestellt: Bojanovski (verdeckt, v. hi.), Handlos (1. Reihe li.), daneben Kollmann (v. li.), Altrichter und Offner (1. Reihe re. außen).Foto: HTK Kuchl © HTK Kuchl