Was wäre eine Geige von Stradivari oder Amati ohne den adäquaten Bogen? Dass dieses grazile Gebilde aus fünf Naturmaterialien bestehen kann und seine Fertigung einen Bogenbau-Meister eine ganze Woche in Anspruch nimmt, weiß der, der einmal in die Ottakringer Souterrain-Werkstatt des gebürtigen US-Amerikaners Scott Wallace hinabgestiegen ist.
Neue Bögen für alte Musik. International ist nicht nur der Hintergrund des Bogenmachers: Verarbeitet werden Hölzer aus Süd-Amerika, Pferdeschweif-Haare aus der Mongolei, Mammut aus Sibirien, Schellack aus Ost-Indien. Immerhin fertigt Wallace vorwiegend Streicher-Bögen für Original-Instrumente aus der Barockzeit an - für Gamben, Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe. Dazu entstehen in den Gewölben des Altwiener Kellers auch noch Knieharfen und Kitharahs - ein Instrument aus der griechischen Antike, dessen einzige Vorbilder mythologische Darstellungen auf uralten Vasen und Tontellern sind.Holz-Ausbeute 5%. „Für eine klassische Cello-Bogenstange von 50 Gramm benötige ich ein Kilogramm des brasilianischen Fernambuk-Holzes”, verrät der Wahl-Österreicher. Mit einer Vertikal- und einer Mikro-Bandsäge schneidet er Stammabschnitte des tropischen Holzes ein, das wegen seiner Übernutzung bereits zu den bedrohten Arten zählt.
Telefon-Ersteigerung bei Sotheby’s. Zwei der kostbaren Fernambuk-Stämme konnte der vollbärtige Amerikaner aus dem Nachlass eines englischen Kollegen beim Londoner Auktionshaus Sotheby’s ersteigern - „über das Telefon. Das war spannend”, erinnert sich Wallace. Dieser Vorrat von insgesamt einem halben Festmeter sollte den Bedarf für den Rest seines Lebens decken, merkt der Vater zweier Kinder mit Genugtuung an.
„Die europäischen Harthölzer können mit dem hochfesten, homogenen Aufbau der tropischen Hölzer hier nicht mithalten”, erklärt der Bogenmacher-Meister, der lange Zeit der einzige seines Fachs in Wien war.
„Die europäischen Harthölzer können mit dem hochfesten, homogenen Aufbau der tropischen Hölzer hier nicht mithalten”, erklärt der Bogenmacher-Meister, der lange Zeit der einzige seines Fachs in Wien war.
Tropisches Schlangen- und Eisenholz. Die matt schillernde Streifenzeichnung der Bogenstange aus Schlangenholz sowie die Spannvorrichtung aus Eisenholz oder Mammut bleibt den edlen, schlanken Barock-Bögen vorbehalten. Letzteres ist das Elfenbein der Stoßzähne prähistorischer Mammuts, das in Sibirien in großen Mengen aus dem Erdboden geholt wird.
Zum Bearbeiten dieser wegen ihrer Härte nicht nagelbaren Tropenhölzer verwendet Wallace außer seinen Bandsägen prismierte Glättwinkel aus Kobalt und Spezialhobeln mit hohen Schneidwinkeln von 45°. Schleifpapier verschmäht der Meister - nicht zuletzt wegen des schädlichen Fernambuk-Staubes, Auslöser der Bogenmacher-Krankheit.Bögen biegen. Die Aussparung des gußeisenen Werkstatt-Öfchens erzeugt genau jene trockene Hitze, bei der die Bogenstangen geschmeidig werden und über das Knie gezogen die nötige Krümmung erhalten.
Auch beruflich scheint der sympathische Austro-Amerikaner die Kurve gekriegt zu haben: Er ist Hoflieferant renommierter Barock-Ensembles im In- und Ausland.
Zum Bearbeiten dieser wegen ihrer Härte nicht nagelbaren Tropenhölzer verwendet Wallace außer seinen Bandsägen prismierte Glättwinkel aus Kobalt und Spezialhobeln mit hohen Schneidwinkeln von 45°. Schleifpapier verschmäht der Meister - nicht zuletzt wegen des schädlichen Fernambuk-Staubes, Auslöser der Bogenmacher-Krankheit.Bögen biegen. Die Aussparung des gußeisenen Werkstatt-Öfchens erzeugt genau jene trockene Hitze, bei der die Bogenstangen geschmeidig werden und über das Knie gezogen die nötige Krümmung erhalten.
Auch beruflich scheint der sympathische Austro-Amerikaner die Kurve gekriegt zu haben: Er ist Hoflieferant renommierter Barock-Ensembles im In- und Ausland.