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Decken und Wandaufbau werden mit Stroh gedämmt © Burböck

Mit Stroh dämmen

Ein Artikel von Hubert Burböck | 11.01.2005 - 00:00
Strohballen statt aufwändiger Dämmschichten und Wandaufbauten – darauf setzt man bei Mondseelandhaus in Mondsee. Mit einem erst fertig gestellten Musterhaus will die innovative Hausbaufirma beweisen, dass man mit Stroh bauen kann. „Das Musterhaus wird in Eigenregie für meinen persönlichen Zweck gebaut, um die Optimierung am eigenen Leib zu erfahren“, meint Geschäftsführer Anton Paarhammer. Die Idee reift bereits seit fünf Jahren im Kopf des Öko-Freaks.
Regionale und biologische Baustoffe. In Mondsee werden seit zehn Jahren mit zehn Mitarbeitern Häuser in Massiv- und balkentragender wie auch in Holzriegel-Bauweise angeboten. Bei der letzteren soll in Zukunft Stroh als Dämmung zum Einsatz kommen. „Das Strohhaus spiegelt unsere Firmenphilosophie wider: minimalen Energieaufwand mit zeitgemäßem Wohnkomfort verbinden“, eröffnet der Baumeister und zweite Geschäftsführer Wilhelm Aichriedler das Pressegespräch Mitte Dezember, das im Strohhaus stattfand.
Als Visionär und Bauherr des biologisch gedämmten Hauses schilderte Paarhammer die Zukunftpläne. Als Variante zur angebotenen Massivbauweise will man sich in Zukunft auf die Verwendung von regionalen Rohstoffen spezialisieren. „Beim Bau wird es künftig eine Gesamtenergiebilanz geben, in die die Kosten für Rohstoff, Transport und Produktion einfließen“, betont Aichriedler. Hoher Dämmwert und brandbeständig. Mit 35 cm Stroh erziele man dieselben Dämmwerte wie bei 30 cm herkömmlicher Wärmedämmung. „Der U-Wert erreicht bei unserem Wandaufbau optimale 0,12 W/m²K“, streicht Paarhammer heraus.
Wände werden in Riegelkonstruktion vorgefertigt und mit gewöhnlichen Strohballen gedämmt. Boden und Decken werden ebenfalls mit Strohballen ausgefüllt.
Für die Optimierung des Raumklimas werden innenseitig Dampfsperre, Lattung und strohfaserverstärkte Lehmplatten angebracht, die feuchtigkeitsregulierend wirken und als Speichermasse dienen.
Mögliche Probleme durch Schädlingsbefall, Brandverhalten und Feuchtigkeit seien praktisch nicht existent, versichern die Holzbau-Experten. Mit Lehmschalung wurde bei Brandversuchen die Brandschutzklasse F90 bescheinigt. Mondphasen Tannenholz. In der Holzwahl geht man seit kurzem neue Wege. Bei der Riegelbauweise hat sich Mondseelandhaus für wintergeschlägertes Tannenholz entschieden. „Tanne wächst langsamer als Fichte, hat dadurch kleinere Jahrringe, ist widerstandsfähiger und härter“, erklärte Paarhammer. Die Holzart sei besser als ihr Ruf. Alternativ zu Lärche wurde Tanne auch zur Außenschalung verwendet.
Regionales Netzwerk. Die Waldbesitzer seien froh, einen Abnehmer für Tanne gefunden zu haben, weiß Paarhammer. Im vergangenen Jahr wurden 300 fm Tanne zu bestimmten Mondphasen geschlägert und im Sägewerk Schindlauer, Oberwang, eingeschnitten. Die Vorteile dieses Holzes wurden bestätigt. „Es ist härter, weniger anfällig für Schädlinge und weist selbst nach einem Jahr Lagerung noch Top-Qualität auf“, untermauert der ausführende Zimmerer, Josef Kreuzer, die Entscheidung. Dem erklärten Ziel, „Handwerk aus der Heimat“ anzubieten, kam man mit dem Aufbau des regionalen Netzwerkes, in dem 2,5 Mio. €/J umgesetzt werden, einen entscheidend näher. Pfahlbau als Hochwasserschutz. Das Musterhaus wurde aufgrund der exponierten Lage im Schwemmgebiet auf Pfählen gebaut. Zwölf Stahlbetonpfähle auf drei Streifenfundamenten tragen das Gebäude in 70 cm Höhe – also über der 100-jährigen Hochwassermarke –, und ermöglichen bei Hochwasser einen ungehinderten Durchfluss unter dem Haus.
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Decken und Wandaufbau werden mit Stroh gedämmt © Burböck

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Die Außenschalung wurde in Tanne ausgeführt - Hochwasser kann unter dem Haus ungehindert durchfließen © Burböck