1120754285.jpg

Mag. Grüninger befürchtet kleinere Farbenvielfalt © Ulrike Eder

Gelackmeiert?

Ein Artikel von Ulrike Eder | 07.07.2005 - 00:00
1120754285.jpg

Mag. Grüninger befürchtet kleinere Farbenvielfalt © Ulrike Eder

Den Verlust von 50% an Wirkstoffen durch das neue Biozid-Gesetz befürchtet Österreichs Lackindustrie. Durch die ab 1. September gültigen Vorschriften unterliegen alle Holzschutzmittel einer Notifizierung. Jede Abweichung in der Farbnuancierung wird einzeln geprüft und registriert - Grund genug für die Produzenten, auf die Barrikaden zu gehen.Praxisnähe fehlt. „Auf einzelne Kundenwünsche werden wir erst nach nach separatem Prüfungsverfahren eingehen können. Das wird unsere Wettbewerbsposition nicht gerade stärken”, meinte Mag. Klaus Grüninger, geschäftsführender Gesellschafter bei Henelit, Villach, bei der gestrigen Pressekonferenz der heimischen Lack- und Anstrichmittelindustrie in Wien. Überdies würden die Kosten für die Produktregistrierung auf die Hersteller abgewälzt. „Es ist zur Zeit unklar, wie die Bestimmungen realisiert werden sollen. Wir wünschen uns mehr Praxisbezug in der Anwendung”, appellierte Grüninger an die heimische Politik.
1120754352.jpg

Ing. Culik sieht Lack-Innovationen von Gesetzen bedroht © Ulrike Eder

Druck wird größer. Eine weitere Bedrohung sieht Österreichs Lackindustrie im EU-Gesetzesentwurf REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien). „Die geplante EU-weite Harmonisierung chemischer Stoffe ist ein hehres Ziel," meinte Ing. Hubert Culik, Geschäftsführer von RembrandtIn, Wien. Das 2000 Seiten umfassende Elaborat habe indes die selbe Zahl an Einsprüchen hervorgerufen.
Grund sei ein unnötiger Aufwand an Bürokratie verbunden mit vermindertem Know-how. „Die geforderte Offenlegung unserer Rezepturen bedeutet einen verlust an geistigem Eigentum und hemmt Innovationen”, so Culik.Exporte als Motor. Zufrieden ist die österreichische Lackindustrie mit den Vorjahresergebnissen. 28 Unternehmen steigerten mit 3000 Mitarbeitern den Produktionswert um 2,7% auf 361 Mio. 2 und die Menge auf 127.000 t (+2,3% zu 2003). Davon gingen 68.000 t in den Export, bei dem man einen rasanten 50% Anstieg auf den neuen EU-Märkten in Osteuropa verzeichnete.
Der Inlandsabsatz fiel hingegen um 3,8% auf 131.000 t. „Verantwortlich dafür ist ein enormer Importdruck aus Deutschland. Hinzu kommt eine Rohstoffverknappung, für die vor allem der chinesische Markt verantwortlich ist”, erklärte Culik.
Wenig optimistisch sieht Fachverbands-Branchenvertreter Dr. KlausSchaubmayr sowohl 2005 als auch das kommende Jahr: „Das ökonomische Umfeld wird schwieriger, der Konkurrenzkampf härter. Die bevorstehenden Gesetzesnovellen werden nicht dazu beitragen, die Marktlage zu verbessern.”