1200 Teilnehmer konnte das 12. Int. Holzbau-Forum heuer wiederum anlocken © Mag. (FH) Hubert Burböck
Holz zeigt Wartungsbedarf schneller. Holz werde in Stuttgart vor allem bei Bauten für die Jugend, wie etwa Kindergärten, Jugendhäuser oder Schulen eingesetzt, führte Krimmel aus. Dafür verantwortlich seien die Holzeigenschaften wie Wärme und Weichheit. „Den ökologischen Wert sowie den offensichtlichen Ursprung in der Natur verbinden wir schnell mit pädagogischen Zielsetzungen”, ist der Architekt überzeugt.
Man finde aber auch Holz etwa in einer Fahrzeughalle des Tiefbauamtes, in Sporthallen und Gesellschaftsgebäuden für Kirchen und Kommunen.
Besondere Aufmerksamkeit finden bei Krimmel die Erfahrungen der jeweiligen Nutzer der Gebäude: „Dabei sind die Rückmeldungen, die Innenbereiche betreffend, durchwegs positiv”, berichtete Krimmel. Vor allem die Abnutzungs-Erscheinungen blieben unerwartet niedrig. „Gerade vorsätzliche Beschädigungen treten gehäuft auf, wenn Bauteile vergammelt wirken und die Oberflächen zu Manipulationen einladen”, weiß man. Holz zeige sich dafür weniger geeignet, weshalb es in der Bewertung positiv abschneide.
Die Aussage, dass Holz einen höheren Wartungsaufwand verursache, entkräftete Krimmel: „Richtig ist, dass Holz seinen Wartungsbedarf in der Regel schneller zeigt”, womit er dieses Merkmal ins positive Licht rückte: „Rechtzeitiges Eingreifen ist stets preiswerter als eine verschleppte Bauunterhaltung.”
Massivbau vom Ablauf her am Besten planbar. Mankos im Holzbau stellte der Leiter Hochbau und Technik Arch. DI Günter Schikorra, Städtisches Gebäudemanagement Bonn/DE, fest. Er sei grundsätzlich vom Holzbau überzeugt: „Vor allem bei Schul- Um- und -Ausbauten ist die Bauzeit der Schlüssel zum Erfolg.” Man komme gerade aufgrund der Anforderungen am kommunalen Bau zwangsläufig auf den Baustoff Holz. Nach eingehenden Untersuchungen realisierter Projekte in Bonn konnte allerdings kein wirtschaftlicher Vorteil vom Holzeinsatz festgestellt werden. „Ich denke, dass sich der Holzbaumarkt im Raum Bonn auf das Potenzial im städtischen Bauwesen noch nicht eingestellt hat”, so Schikorra. Er hoffe in Zukunft auf mehr Großprojekte in Holz.
„Die Politik alleine kann es nicht”, forderte Chorherr die Branchenvertreter zu mehr Selbstbewusstsein auf. „Es ist zum großen Teil bereits gelungen, Architekten von den Vorteilen des Holzes zu überzeugen - jetzt muss der Holzbau zeigen, was er kann.”
„Wir müssen uns bewusst sein, dass Erdbeben in Mitteleuropa jederzeit auftreten können”, ließ Prof. Dr. Anton Steurer, ETH Zürich/CH, aufhorchen. Die Stärke könne durchaus derart ausfallen, dass Bauwerke Belastungen ausgesetzt sind, auf die sie nicht vorrangig bemessen und ausgelegt wurden. „Davon betroffen sind vor allem mehrgeschossige Gebäude.
Weite Bereiche im Holzbau haben damit kein Problem - vorausgesetzt die Konstruktion ist bereits in der normalen Auslegung fachgerecht bemessen, sachgemäß konstruktiv gestaltet und sorgfältig ausgeführt”, so Steurer. Eine angemessene Tragwerkskonzeption und geschickte konstruktive Umsetzung würden somit Sicherheiten schaffen, ohne wesentliche Mehrkosten entstehen zu lassen.Wichtig sei in jedem Fall, auf symmetrische Aussteifungen zu achten und etwa bei Objekten mit Gebäudeflügel, diese aufgetrennt in selbständige Tragwerke auszuführen.
Prof. Steurer, Renggli, Prof. Tichelmann und Prof. Cecotti (v. li.) setzen auf den Holzbau für Erdbebensicherheit © Mag. (FH) Hubert Burböck
Auf die Verwendung leichter Tragsystem zur Ertüchtigung der Erdbebensicherheit bestehender Gebäude setzt auch Prof. Dr. Karsten Tichelmann, ITL, Darmstadt/DE. „Leichte Ständerwand-Systeme mit Plattenbekleidung wie wir diese aus dem Holzbau und Trockenbau kennen, sind sehr geeignete Bauelemente für das Bauen in Erdbebengebieten”, argumentierte er.
Nichttragende Wände und das Schließen von Gefachen mit Mauerwerk seien für die Abtragung von Erdbebenkräften, entgegen weltweiter Verbreitung, nicht geeignet. Vor allem durch die Steifig- und Sprödigkeit seien diese rasch überfordert. Bei der Ausführung von Leichtbau-Systemen seien in Versuchsreihen keine signifikanten Unterschiede zwischen Beplankungen von Gipskartonplatten und Holzwerkstoffplatten festgestellt worden. „Das elasto-plastische Verhalten von Wandscheiben aus Holzständerwänden, die mit Gipsplattenwerkstoff beplankt sind, ähneln dem von Holzwerkstoffplatten.
Sechs Geschosse sprechen für den Holzbau. Dass die theoretisch thematisierten Kriterien bereits in der Praxis im Einsatz sind, demonstrierte Geschäftsführer Max Renggli, Renggli, Sursee/CH, an Hand des ersten sechsgeschossigen Holzbauprojekts in schweizerischen Kanton Zug. Das Vorzeigeprojekt im Grundriss von 30 mal 14 m wurde abgesehen vom Erschließungskern (Treppenhaus und Lift) und dem Untergeschoß, ausschließlich in Holz ausgeführt. Geschossdecken, Flachdächer und Wände wurden industriell vorgefertigt. „Mit Architekten wurden Lösungen gefunden, dass die statisch tragenden Bauteile stets übereinander angeordnet sind”, so Renggli.
Dies sei in der Größenordnung notwendig um individuelle Wohnräume durch nichttragende Wände zu schaffen. Die statischen Konzepte inklusive Lastabtragung mussten mit dem massiven Untergeschoss abgestimmt und hinsichtlich Erdbebensicherheit überprüft werden.
Österreich als Cluster-Vorbild. Einen Exkurs zur Nachhaltigkeit und der Rohstoffverfügbarkeit von Holz gaben der ehe-malige Bundesminister und Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Arno Frühwald, Uni Hamburg/DE.
Töpfer unterstrich, dass die Frage der Rohstoffversorgung nur im gesamtheitlichen Ansatz gelöst werden könne. „Ich hoffe, dass sich die Thematik nicht zu einem Familienstreit unter den Holzverwendern entwickelt”, warf er nicht ganz zu Unrecht ein.Allein die Pläne der deutschen Bundesregierung sehen in der 2004 beschlossenen Holz-Charta eine Erhöhung des Pro-Kopf-Verbrauchs um 20% in zehn Jahren vor.
„Das bedeutet von derzeit 1,1 auf 1,3 m3, was rechnerisch einen Mehrverbrauch von 19 Mio. m3 von 95 auf 114 Mio. m3 ausmacht”, veranschaulichte Frühwald. „Deutschland arbeitet derzeit nach dem Vorbild Österreichs an Cluster-Studien für den Forst-Holz-Sektor, um die Entwicklungspotenziale unter Nachhaltigkeits-Aspekten ableiten zu können”, wurde hervorgehoben.
Podiumsdiskutanten: Kreuzinger, Winter, Wiesner, Schickhofer, Eberhardsteiner, Leitgeb, Fritzen (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck
Emotionale Podiumsdiskussion. In einer Podiumsdiskussion über die Chance und Aufbruch durch den Strukturwandel wurden Ursachen und endgültige Ergebnisse aus dem Halleneinstürzen des vergangenen Winters erläutert sowie der Fahrplan der europäischen Holzwirtschaft unter CEI-Bois diskutiert.Grundsätzlich wurde festgehalten, dass dort, wo es zu Schäden kam, eklatante Ausführungsabweichungen zur Planung festgestellt wurden. Neben klarer Normungsvorschriften wurde die Forderung nach Optimierung der Ausführungskette laut - „und da sind alle von Forschung bis zum ausführenden Betrieb gefordert, Verantwortung zu übernehmen”, lautete der Appell. Sei es in der Kommunikation hin zum Betreiber von Holzbauwerken oder aber bei der Teilnahme an Normungsausschüssen.
Holzbrückendetails und neuartige Strukturen sowie Effizienz in Energie und Ökologie im Holzhausbau wurden ebenso diskutiert wie der Holzbau in der Architektur-Kritik. Als zufriedenem Organisator blieb Uwe Germerott zum Abschluss der Veranstaltung, die Teilnehmer auf 5. bis 7. Dezember 2007 zu verweisen - den Termin für das 13. Internationale Holzbauforum in Garmisch-Partenkirchen.