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Etwa 130 Teilnehmer aus sechs Ländern Europas diskutierten in Wien Sicherheitsaspekte im Holzleimbau © Sprenger

Sicherheit beim Holzleimbau

Ein Artikel von DI Anton Sprenger, Holzforschung Austria | 03.04.2007 - 00:00
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Etwa 130 Teilnehmer aus sechs Ländern Europas diskutierten in Wien Sicherheitsaspekte im Holzleimbau © Sprenger

Leimholz erlebt einen ungebrochenen Boom beim Holzbau. Beim zweiten Wiener Leimholz Symposium am 22. und 23. März unter der Leitung von DI Dr. Andreas Neumüller, Holzforschung Austria (HFA), diskutierten knapp 130 Teilnehmer aus sechs Ländern Europas über Sicherheitsaspekte und Marktentwicklungen, aber auch über die Vermeidung von Fehlern bei der Herstellung weitgespannter Holztragwerke sowie der Sanierung von verleimten Bauteilen.Lebenslang verantwortlich. Das Material ist bei Schadensfällen im Holzleimbau immer unschuldig, bewies Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, TU München/DE, anhand von Beispielen. „Wir müssen uns bewusst werden, dass die Baubeteiligten für die von ihnen hergestellten Bauwerke lebenslang verantwortlich sind.” Winter zeigte, dass neben menschlichem Versagen bei Berechnung und Ausführung auch die Prüfungen und Kontrollen mangelhaft sind. Teilweise werden nur die Berechnungen geprüft, nicht aber die Ausführung. Dauerhaftigkeits-Prüfungen fehlen derzeit gänzlich.
Um die Materialsicherheit zu steigern, forderte Winter für Deutschland die konsequente Umsetzung der Bauteil-Kennzeichnung ab BS 14. Er plädiert für eine verbesserte und vermehrte Ausbildung von Fachleuten an Holzbaulehrstühlen. Derzeit gibt es nur fünf solcher Lehrstühle für Deutschland mit über 80 Millionen Einwohnern.
Auf Sanierungsmethoden von verleimten tragenden Holzbauteilen ging Akad. Dir. i. R. DI Borimir Radovic, Knittlingen/DE, ein. Wichtigen Methoden wie die Rissverpressung, das seitliche Aufkleben von großformatigen Plattenwerkstoffen, das Einkleben von Gewindestangen oder Betonrippenstählen, die Verstärkung durch selbstbohrende Schrauben oder Kombinationen dieser Methoden sind bereits seit Jahren bewährt.
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Stefan Winter, Borimir Radovic, Bernhard Damberger und Moderator Wolfgang Winter (v. li.) © Sprenger

Kein Klebstoff verfügbar. Die Durchführung ist an eine Berechtigung zur Sanierung gebunden, die wiederum eine Bescheinigung zum Herstellen von tragenden, verklebten Holzbauteilen geknüpft ist. Radovic bemängelte, dass es noch keinen Klebstoff mit einer bauaufsichtlichen Zulassung zum Einkleben von Stahlstangen für tragende Zwecke im Holzbau gibt. Für einige Klebstoffe verschiedener Hersteller ist jedoch eine solche Zulassung in Bearbeitung.Gesunde Raumluft gefragt. Das Thema „Gesunde Raumluft” gewinnt für Hersteller von Baumaterialien, Planer, Ausführende und Gewerbetreibende immer mehr an Bedeutung. DI Bernhard Damberger, Österreichisches Institut für Baubiologie (OIB), Wien, wies drauf hin, dass Fehler beim Einbau von Holzwerkstoffen und verleimten Massivholzbauteilen sowie die zunehmend dichte Bauweise (Passivhausstandard) in Verbindung mit sehr geringen Luftwechseln die Raumluft-Belastungen mit Formaldehyd und Terpenen in der Praxis gegenüber den Prüfwerten abweichen.
Derzeit werde diskutiert, in welcher Form Geruchsstoffe in Zukunft berücksichtigt werden beziehungsweise ob eine sensorische Beurteilung vorgesehen wird, so Damberger. Das könnte für Holzlagenwerkstoffe zu Problemen im Rahmen des Bauproduktegesetzes (AgBB 2007) führen. „Die schädliche Wirkung etwa von Alpha-Pinen auf den Menschen konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden - es sei daher nicht nachvollziehbar, warum eine Regelung und Grenzwerte eingeführt werden sollen”, sprach Winter in der Diskussion stellvertretend für die Holzbranche die Befürchtung aus, dass es hier ungerechtfertigt zu einem Wettbewerbsnachteil für den Werkstoff Holz kommen könnte.Mehrlagige Massivholzplatten forcieren. In Deutschland existieren derzeit keine Anforderungsnormen für mehrlagige Massivholzplatten, berichtete Dr.-Ing. Steffen Tobisch, Institut für Holztechnologie Dresden/DE (IHD). Von daher ist die Anregung und Förderung der auf Initiative Massivholzplatten erfolgten Erarbeitung europaweit allgemein geltender charakteristischer Werte nach EN 12-369-3 als Fortschritt und markteröffnende Maßnahme zu werten. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt), Berlin/DE, hat mit der Implementierung eines Rechenverfahrens nach der Verbundtheorie mit modifizierten Aufbaufaktoren und herstellerspezifischen Basiswerten in eine erste deutsche Zulassung Fortschritte ermöglicht.
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Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger © Sprenger

Zukunft für Leichtbauplatten. Univ.-Prof. DI Dr. Alfred Teischinger, Boku Wien, erläuterte neue Anwendungsgebiete für Holzwerkstoffe. Dabei unterschied er traditionelle Holzwerkstoffe mit Innovationsvarianten als mengenmäßig wichtigste Gruppe von der dynamischen Entwicklung von neuen Verbundwerkstoffen mit maßgeschneiderten Eigenschaftsprofilen. Den Leichtbau-Werkstoffen mit neuen Oberflächen bescheinigt er eine besondere Rolle.