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Univ.-Prof. DI Dr. Gerhard Schickhofer freut sich über neu bewilligte Projekte für die holz.bau forschung © Alfred Riezinger

Massenprodukt BSP

Ein Artikel von Univ.-Prof DI Dr. Gerhard Schickhofer | 28.11.2007 - 07:57
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Univ.-Prof. DI Dr. Gerhard Schickhofer freut sich über neu bewilligte Projekte für die holz.bau forschung © Alfred Riezinger

Das Ergebnis des Bundesförderungs-Programms COMET des Innovationsministeriums (BMVIT) und Wirtschaftsministerium (BMWA) betreffend Kompetenzzentren liegt seit 28. September auf dem Tisch. Es ist für die Steiermark und insbesondere für die TU Graz ein mehr als erfreuliches Ergebnis. Von 17 genehmigten Zentren werden zukünftig zehn - zwei K2-, vier K1- und vier K-Projekte - in der Steiermark etabliert. Was mich als Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Grazer holz.bau forschung (hbf) besonders freut, ist, dass es uns gelungen ist, innerhalb weniger Wochen eine erfolgreiche K-Projektantragstellung mit 18 Einzelprojekten mit offiziellem Start am 1. Jänner zustande gebracht zu haben. Der hbf wird somit ein Forschungsbudget von 4 Mio. € für nochmals fünf Jahre zur Verfügung stehen.
Daneben wurden weitere zehn Zwischenfinanzierungs-Projekte als Resultat einer parallel durchgeführten Antragstellung für den Übergang vom K-Ind zum K-Projekt bewilligt.
Beginn 1994. Die wissenschaftliche Forschung verbunden mit der Produktentwicklung für Brettsperrholz (BSP) hatte ihren Ausgangspunkt an der TU Graz und wurde mit der Dissertation „Starrer und nachgiebiger Verbund bei geschichteten, flächenhaften Holzstrukturen” (G. Schickhofer 1994) als Grundlagenthema eingeleitet. Die folgenden Forschungs- und Entwicklungsprojekte - erwähnt sei das FFG-Projekt „Entwicklung leistungsfähiger und wirtschaftlicher Bauelemente zur Erhöhung der Wertschöpfung von minderwertigem Schnittholz” (FFG-Innovationspreis 1998) - führte letztlich zum KLH-Kreuzlagenholz und in weiterer Folge zu einer österreichischen Zulassung (1998).

Heute kann in absehbarer Zukunft von einem Massenprodukt (BSP) gesprochen werden.
Sechs namhafte Hersteller besitzen eine deutsche, zwei davon eine europäische Zulassung. Das stark wachsende Interesse erfordert entsprechende wissenschaftliche Aktivitäten. Diesbezüglich kann auf abgeschlossene und laufende Arbeiten der hbf und der TU Graz verwiesen werden, welche im Rahmen der 5. Grazer Holzbau-Fachtagung 06 auszugsweise präsentiert wurden. Aktuell sind zwei Dissertationen im Bereich „Modellbildung und Nachweisverfahren” (R. A. Jöbstl, Th. Moosbrugger) in Bearbeitung. Zudem wird am Aufbau von internationalen Kooperationen mit Wissenschaft und Wirtschaft gearbeitet. Im Rahmen des neuen K-Projekt-Programmes sind drei umfassende BSP-Projekte über die gesamte Laufzeit geplant.

Informierte Anwender. Weiters betreibt die hbf aktiv den BSP-Wissens-Transfer zu Architekten, Ingenieuren und namhaften Herstellern. Dieser soll weiter intensiviert werden. Nennenswert sind auch die Bestrebungen der deutschen Studiengemeinschaft Holzleimbau und des Österreichischen Holzleimbauverbandes, zukünftig national angelegte BSP-Plattformen bieten zu wollen.

Schwer feststellbare Holzfehler verantwortlich. Das Ziel eines Online-Qualitätsmanagements liegt darin, jedes hergestellte Element einer Überprüfung zu unterziehen, um die Produkt-Zuverlässigkeit anzuheben. Das tensile proof loading-Projekt der hbf wurde 2002 mit dem Ziel begonnen, für keilgezinktes Vollholz das Qualitätsniveau anzuheben. Auf Basis dieser Arbeiten erfolgte der Bau einer Pilotanlage, welche beim hbf-Gesellschafter Holzindustrie Leitinger, Preding, in den Herstellungsablauf integriert wurde. Schnell zeigte sich, dass nicht - wie angenommen - die Keilzinkung die Produkt-Schwachstelle darstellte, sondern kaum bis schwer feststellbare Holzmerkmale wie beispielsweise die Schrägfasrigkeit und die Stauchungsrisse. Dass diese schwer auffindbaren Holzmerkmale nicht erfassbar sind, zeigen Prüfergebnisse an maschinell sortierten L40-BSH-Brettlamellen.
So konnte für die erwähnte Serie zwar der geforderte 5%-Fraktilwert der Zugfestigkeit erreicht werden, allerdings brachen bei der darauf folgenden Zugprüfung zahlreiche BSH-Lamellen auf einem tiefen Niveau zwischen 13 N/mm2 und 20 N/mm2 (überwiegend auf Grund von Stauchungsrissen).
Ausreißer einer Stichprobe können über eine proof loading-Anlage (Zugprüfung) in der Online-Produktion, abhängig vom gewählten Prüfprozess, in einem hohen Maße ausgeschieden werden. In Folge kann damit die Zuverlässigkeit von daraus hergestellten Produkten angehoben werden.


Proof-Loading wirtschaftlich nützen. Es wird bald möglich sein, über eine dafür vorgesehene Produktzulassung die Vorteile des proof loading-Verfahrens auch für eine wirtschaftlichere Bemessung nutzen zu können. Nach Integrierung der Pilotanlage wurde eine zweite Anlage bei einem BSH-Hersteller installiert. Wegen der zunehmenden Nachfrage einer in die Produktionsprozesse integrierten Anlage haben Hersteller von Sortieranlagen diese Thematik aufgegriffen und begonnen, sich mit der Ausreißer-Elimierung zu befassen.