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Die Entwicklung beim Holzbau in der Schweiz geht nach oben, hörte man von Urs Wickli und Bruno Funk (v. li.) am Stand von Dietrich’s © Forstassessor Peter Liptay

Volle Auftragsbücher

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 18.12.2007 - 00:59
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Die Entwicklung beim Holzbau in der Schweiz geht nach oben, hörte man von Urs Wickli und Bruno Funk (v. li.) am Stand von Dietrich’s © Forstassessor Peter Liptay

Mit 370 Ausstellern und mehr als 20.000 Besuchern aus der ganzen Schweiz verlief die kürzlich zu Ende gegangene Schweizer Hausbau- und Energie-Messe sehr erfolgreich. Architekten, Planer und Installateure aus Bau- und Energiebereich nutzten die Chance, in Bern/CH Geschäftskontakte zu pflegen oder neu aufzubauen. Bauherren informierten sich über erneuerbare Energien und Neubauten sowie Sanierungen mit hoher Energieeffizienz. Nach Auskünften der Aussteller entstanden eine Vielzahl von Kontakten und volle Auftragsbücher. Stark vertreten waren auch Aussteller aus Deutschland und Österreich.

Sehr individuell. Von einer starken Entwicklung am Schweizer Holzbaumarkt berichtete Vertriebsleiter Wolfgang Eppler vom Software-Hersteller Dietrich’s, Neubiberg/DE. „Die Schweizer Holzbauer arbeiten mit höchster Präzision und legen sehr viel Wert auf Details.” Das Softwareunternehmen hat in der Schweiz eine Niederlassung in Flawil. „Schlüsselfertige Häuser sind in der Schweiz weniger gefragt. Dagegen liegen individuelle Einfamilienhäuser in Rahmenbauweise im Trend.”

Dass die Dietrich’s-Software für die Konstruktion unterschiedlicher Details gut geeignet ist, demonstrierte Eppler anhand eines detaillierten Säulenmusters. Lösungen bietet das Unternehmen auch für Nischenbereiche wie zum Beispiel die Fertigung von Silos. Beim mehrgeschossigen Holzhausbau, der seit kurzer Zeit in der Schweiz mit bis zu sechs Geschossen erlaubt ist, sieht Eppler noch keinen großen Anstieg. Grund sind die dafür höheren Schallund Brandschutz-Anforderungen. Eines hob Eppler hervor: „Der Schweizer Kunde weiß genau, was er will.”


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Mit großem Stand präsentierte sich das Team von MM Systemholz © Forstassessor Peter Liptay

Großflächige Elemente. „Die Schweizer sind Detailfreaks”, bestätigte auch Manfred Huber von Mayr-Melnhof Systemholz, Gaishorn. „Daher sind die Produkte dort unterschiedlicher als in Österreich.” Das Unternehmen präsentierte auf der Messe großformatige Brettsperrholz-Platten (BSP). Diese Massivholzplatten mit bis 3 m Breite und bis 16,5 m Länge werden vor allem für Wand-, Decken- oder Dachelemente im modernen Holzbau eingesetzt.

Auch bei Renovierungen mit besonderen statischen Herausforderungen werden die kreuzweise gelegten und flächig verklebten Fichtenholz-Brettlagen verwendet. „Mit unserem BSP kann man schneller bauen als in Riegelbauweise”, behauptete Huber. „Dieser Zeitgewinn ist vor allem für kleine Betriebe wichtig. Man hat auch mehr individuellen Gestaltungsspielraum.” Den Schweizern bescheinigte er einen fortschrittlichen und hoch technologisierten Holzbau. Mit der Nachfrage ist man zufrieden. In einer neuen Halle in Gaishorn werden ab 2008 die großflächigen MM-BSP-Elemente mit einer Stärke von 78 bis 278 mm produziert.


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Hiag Handel-Produktmanager Fritz Schaffner zeigte die neue leichte Massivholzplatte Dendro Light mit Mittellage aus Restware © Forstassessor Peter Liptay

Leicht und homogen. Eine neue leichte Massivholzplatte namens DendroLight konnte man am Stand von Hiag Handel, Kleindöttingen/CH, bewundern. „Bereits am ersten Messetag hatten wir sehr viele Zimmerleute am Stand, die sich nach der Platte erkundigt haben”, berichtete Produktmanager Fritz Schaffner. „Seit Jahren sucht man nach einem homogenen Baumaterial, das neben den notwendigen Festigkeits-Eigenschaften auch noch leicht ist."

Die von Berger, Neustadtl a.d. Donau, entworfene Platte hat ein Gewicht von 250 bis 300 kg/m³, Fichten-Rundholz dagegen wiegt 500 kg/m³. Dendro Light wird aus Seitenware gefertigt. Die von einer Vielblattfräse bearbeiteten Bretter werden kreuzweise im Winkel von 45° verleimt. Man kann die Platte in Türen, Treppen, Möbelplatten, Tischen oder Leichtbausystemen vielseitig verwenden. In der Schweiz wird das neue Produkt ab Mitte 2008 vertrieben.
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Rudolf Betschart mit den im Steckverbund lagenweise zusammengefügten Modulen des Steko-Wandsystems © Forstassessor Peter Liptay

Wände im Baukastensystem. „Dadurch, dass eine ökologische Denkweise immer mehr in den Köpfen verankert ist, geht der Trend in der Schweiz zum Holzbau”, vermeldete Rudolf Betschart am Stand von Steko Holz-Bausysteme, Attelwil/CH. Kernstück des Wandsystems für Gebäudehüllen und Innenwände von Ein- und Mehrfamilienhäuser ist ein Holzmodul, das sich lagenweise zu ganzen Wänden zusammenstecken lässt.

Die Hohlkammern des Steko-Moduls können mit Lehm getränkten Hackschnitzeln gefüllt werden. Die aus Massivholz bestehenden Steko-Module wiegen maximal 6,5 kg. Wegen des hohen Anteils an trockenem Massivholz und natürlichen Dämmstoffen sind die Wände atmungsaktiv und diffusionsoffen.
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Viel Beachtung am Stand von Siga fand das neue Klebeband Wigluv für winddichte und regensichere Verklebungen © Forstassessor Peter Liptay

Klebebänder für Wärmedämmung. Zur Herstellung winddichter Schichten an Dächern und Fassaden und damit für einen geringeren Energieverbrauch hat Siga, Ruswil/CH, vor kurzem das Klebeband Wigluv auf den Markt gebracht. Es ist flexibel, diffusionsoffen und wasserdicht zugleich. „Geeignete Untergründe sind glatte, harte Holzwerkstoffplatten, Metall oder fester Kunststoff”, erzählt Regionalverkaufsleiter Beat Suhner.

Für luftdichte Verklebung von Dampfbremsen an Ecken, Zangenlagen und Kanten bietet Siga das einseitig haftende, vorgefaltete Klebeband Corvum. Im Holzrahmenbau lässt es sich zur Abdichtung harter Holzwerkstoffe wie OSB verwenden.


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Ernst Gerlinger mit dem Biokompakt AWK-Heizkessel, in dem 25 verschiedene Sorten Biomasse verbrannt werden können © Forstassessor Peter Liptay

Biomasseverbrennung mit neuer Technologie. Erfolgreich verlief die Messe auch für Ernst Gerlinger, Senior-Geschäftsführer von Biokompakt Heiztechnik, Waldhausen. Bereits am ersten Tag wurde er auf der Suche nach einem General-Vertriebspartner für die Schweiz fündig. Gerlinger berichtete von einer Überhitzung des Marktes 2007. Aufgrund gestiegener Pelletspreise war es kein ideales Jahr. Da Öl aber wieder teurer geworden ist, hat sich die Lage für Biomasse-Heizungen wieder gebessert.

„In Österreich hat das Heizen mit Holz mehr Tradition als in der Schweiz. Das sieht man auch an den vielen österreichischen Anbietern von Biomassefeuerungen”, erzählte Gerlinger. Auf der Berner Messe wurde der Heizkessel Biokompakt AWK mit neuer Elektronik vorgestellt. Die Maschine ist in der Lage, 25 verschiedene Stoffe zu verbrennen, die weniger als 30% Wassergehalt haben. Neben Hackschnitzeln und Holzpellets können auch Stroh- und Ganzpflanzenpellets, Getreide sowie Kirschen- und Olivenkerne in der Hochtemperatur-Wirbelbrennkammer vergast werden.


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Das Feuerrauminnere aus fester Schamotte bringt einen Wirkungsgrad von 94% beim neuen Pelletsofen Taos von Ruegg © Forstassessor Peter Liptay

Weltpremiere. Dem Publikum überhaupt zum ersten Mal gezeigt, wurde der Pelletsofen Taos von Rüegg Cheminée, Zumikon/CH. „Der neue Pelletsofen mit modernem Design und 32 kg-Pelletspeicher ist ab März 2008 am Markt erhältlich”, verkündete Sandro Bencivinni, Leiter der Geschäftseinheit Pelletöfen. Mit optionalem Modem kann der Ofen sogar mittels Handy per SMS eingeschaltet werden.

Viele Anfragen gab es am Stand wegen einer neuen Luftreinhalteverordnung, nach der ab 2008 in der Schweiz ein Prüfzertifikat nach EN-Normen auch für Holzfeuerungen im kleinen Leistungsbereich erforderlich ist. „Für den Kunden heißt das: Hände weg von ungeprüften Holzfeuerungen”, erklärte Peter Rüegg, Leiter Geschäftseinheit Zumikron.

Nach seiner Auskunft ist in der Schweiz die Tendenz bei Holzfeuerungen steigend. Wichtige Märkte sind auch Deutschland und Italien. „In Deutschland wurden heuer Pelletsöfen mit 1500 € gefördert”, sagte Rüegg mit Blick auf die deutschen Kunden. Ab 2008 wird der Zumikron-Feinstaub-Partikelabscheider in Deutschland mit 500 € vom Bundesamt für Wirtschaft (Bafa) gefördert.