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Halle 9: Auf 2200 m² ist Entwicklung, Lehrwerkstatt sowie Verladung der Maschinen untergebracht © DI (FH) Martina Nöstler

Holzbau-Herz schlägt weiter

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 25.11.2008 - 10:23
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Halle 9: Auf 2200 m² ist Entwicklung, Lehrwerkstatt sowie Verladung der Maschinen untergebracht © DI (FH) Martina Nöstler

Am 8. November gab es bei Hundegger drei Gründe zum Feiern: Zum einen feierte man mit Mitarbeitern, Freunden und den Einwohnern von Hawangen das 30-jährige Bestehen des Unternehmens. Das Fest wurde – und das ist der zweite Grund – in einer neuen, 2200 m2 großen Halle ausgerichtet. „Mittlerweile ist das unsere Halle Nummer 9“, erklärt der technische Geschäftsführer DI (FH) Hans Schillmeier. Als dritten Grund nennt man in Hawangen die neuen Fertigungsanlagen, die sich derzeit entweder in der Produktion oder in der Entwicklung bei Hundegger befinden.
In der neuen Halle – das Dach ist mit Holzfachwerkträgern ausgeführt – werden die Lehrwerkstatt, die Entwicklungsabteilung sowie die Versendung der Maschinen untergebracht sein. Die Erweiterung war notwendig, wurden doch in den 30 Jahren über 3500 Maschinen ausgeliefert. „90 % der CNC-gesteuerten Abbundmaschinen weltweit kommen aus Hawangen“, ist man bei Hundegger überzeugt.

Präsentation zur Ligna

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Über 3500 Maschinen hat Hundegger seit der Gründung vor 30 Jahren bereits ausgeliefert © DI (FH) Martina Nöstler

Für nächstes Jahr hat man bei Hundegger schon wieder einige Neuheiten in petto. „Wir werden vier neue Maschinen zur Ligna in Hannover zeigen“, sagt Schillmeier – Details will er aber noch nicht verraten. Damit möchte das Unternehmen seine Marktposition weiter ausbauen und die umfassende Kompetenz für die Anlagen im Holzbau unter Beweis stellen.
„Heuer war für uns ein tolles Jahr“, kann der Geschäftsführer bereits jetzt ein Resümee ziehen. „Wir werden den Umsatz von 2007 trotz leicht geminderter Fertigung auf jeden Fall erreichen – eventuell können wir ihn sogar überbieten. Auch dem nächsten Jahr blickt er noch recht optimistisch entgegen: „Bei unserer Kernkompetenz Abbund haben wir bis Mitte 2009 Aufträge im Haus. Wir sind gut ausgelastet.“

Neue und alte Märkte

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Made in Germany lautet das Credo bei Hundegger: Alle Maschinen werden in Hawangen gefertigt © DI (FH) Martina Nöstler

Vor Kurzem konnte Hundegger die erste Abbundanlage nach China verkaufen. In diesem Markt will der Maschinenbauer künftig verstärkt Fuß fassen. Ein wichtiger Markt, den man in Hawangen ins Auge gefasst hat, sei Nordamerika. „Dort haben wir schon große Aufträge abgewickelt“, freut man sich im Unternehmen. Ebenso schreibt man Osteuropa großes Potenzial zu. Darum will der Geschäftsführer dort den Vertrieb ausbauen. In Europa sei Frankreich derzeit der wichtigste Umsatzträger, gefolgt von Italien. „Dort stagniert der Markt – allerdings auf hohem Niveau.“ In Frankreich unterhält man eine eigene Gesellschaft mit 15 Mitarbeitern, die für Service und Vertrieb zuständig ist. Weitere Tochterunternehmen befinden sich in den USA, Kanada, Spanien und der Schweiz.
Hundegger liefert mittlerweile in über 40 Länder – auch durch diese breite Marktaufstellung sieht man sich für die Zukunft gut gerüstet. „Unsere Maschinen sind weltweit gefragt, sodass wir nicht von einem Land abhängig sind.“ Die Exportquote wird mit rund 75% angegeben.

Über den Tellerrand

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Sämtliche Holzverbindungen können mit den Maschinen von Hundegger gefertigt werden © DI (FH) Martina Nöstler

2002 wurde das erste Haus mit den patentierten Wandelementen MHM (MassivHolzMauer) von Hundegger errichtet. Dazu bietet das Unternehmen die passenden Fertigungslinien an. Hundegger gründete ein eigenes Unternehmen, das für die Entwicklung zuständig ist. „Wir bieten den Unternehmen, die MHM erzeugen, das komplette Fertigungs-Know-how an. Außerdem werden die Betriebe werbetechnisch von uns unterstützt“, informiert Andreas Ludewig. Er ist Projektleiter für MHM.
Im August 2002 wurde die erste Linie an Lipp, Nesselwang/DE, geliefert. Mittlerweile gibt es 18 Produzenten, die MHM herstellen – einer davon auch in Russland. „2009 wollen wir auf 25 Unternehmen erweitern“, erläutert Schillmeier den ehrgeizigen Plan. Zwei bis drei Anlagen davon sollen in Österreich installiert werden. „Jede Zimmerei kann die MHM-Elemente herstellen.“

Dach und Wand in Sicht

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Durch und durch Holz: In Hawangen entsteht derzeit ein MHM-Haus, bei dem auch die neuen Dach- und Deckenelemente eingesetzt werden © DI (FH) Martina Nöstler

Mit ein Grund für diese hochgesteckten Ziele ist die Entwicklung einer neuen Maschine: Derzeit ist der Prototyp des Dach- und Deckenautomaten bei Hundegger in Hawangen im Probebetrieb. Mit der Anlage sei es möglich, preiswert Dach- und Deckenelemente in Sichtqualität zu fertigen. Der Automat verbindet 24 mm starke Seitenbretter mit Aluminium-Rillenstiften. „Massive, hochfeste und vielfältig einsetzbare Dach- und Deckenelemente zwischen 8 und 25 cm Stärke werden so ohne Leim und Chemie hergestellt“, erklärt Ludewig. Elemente bis 1 m Breite und in nahezu beliebiger Länge sind möglich.
3 bis 5 m lange, sägeraue Bretter werden in der Brettstärke seitlich mit einem Profil versehen. Dies ermögliche, schon mit geringer Holzqualität ohne zusätzlichen Aufwand eine Sichtoberfläche zu erzeugen. Das Profil bringe außerdem akustische Vorteile. Weiters sei das Quellen und Schwinden des Holzes durch die Schattenfuge kein Problem mehr.

Drei mal eins

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Die Deckenelemente werden mit einem Profil versehen – dies soll auch die Raumakustik verbessern © DI (FH) Martina Nöstler

Die Maschinensoftware ermittelt die erforderlichen Brettlängen, um die aus statischer Sicht optimale Anordnung der Lamellenstöße zu gewährleisten und den Verschnitt zu minimieren. Bei der Frage nach dem Ausstoß des Dach- und Deckenautomaten nennt man bei Hundegger folgende Formel: „Ein Mann produziert in einer Minute 1 m2 Profilholzdecke in Sichtqualität.“ Eine jährliche Fertigungskapazität von 140.000 m2 im Einschicht-Betrieb sieht das Unternehmen als realistisch an. „Ab einer Erzeugung von etwa 10.000 m2 rechnet sich die Anschaffung des Dach- und Deckenautomaten – natürlich auch in Abhängigkeit des Holzpreises“, schätzt der Geschäftsführer.
„Mit dieser Maschine können wir die komplette Fertigungslinie für den Holzhausbau anbieten“, freut man sich bei Hundegger. Der Dach- und Deckenautomat kann jedoch unabhängig davon, ob der Holzbaubetrieb bereits Hersteller von MHM ist, angeschafft werden. „Der neue Automat hat nichts mit der MHM zu tun, erweitert aber natürlich die Möglichkeiten im Hausbau.“

Gute Zuwächse

„Entgegen dem Trend konnten wir bei den mit MHM gebauten Häusern deutliche Zuwächse erzielen“, freut sich Ludewig. 2007 wurden bereits über 200 Häuser mit dem System gefertigt. Dies sei ein Plus von 60 %. „Die Bekanntheit von MHM steigt ständig“, erklärt Marketingleiter Dietmar Widmann. „Ein weiterer Vorteil ist der ökologische Nutzen. Wir wollen mit MHM den Holzeinsatz stärken und im Wettbewerb gegen Stein und Beton punkten.“
Mit einer MHM-Fertigungslinie könnten 90 bis 100 Häuser pro Jahr gefertigt werden. Die Rentabilität der Anlage liege bei etwa 15 Häusern pro Jahr.

Hundegger

Gründung: 1978
Geschäftsführer: Hans Hundegger, Hans Schillmeier, Otto Nothelfer
Mitarbeiter: 300
Umsatz: 76 Mio. € (2007)
Areal: 41.000 m²
Produkte: Abbundmaschinen, Portalbearbeitungszentren, Zuschnittautomaten, Hobelmaschinen, MHM-Fertigungslinien
Produktion: etwa 280 Maschinen pro Jahr, Schwerpunkt auf Abbundmaschinen und Zuschnittautomaten
Vertrieb: Tochtergesellschaften in USA, Kanada, Frankreich, Spanien und der Schweiz
Export: etwa 75 % (in 40 Länder weltweit)