Hubert Rhomberg verhilft dem Holzbau zu neuen Höhenflügen. Dank seiner Initiative wird in Dornbirn mit dem Life Cycle Tower (LCT) ein achtgeschossiger Büroturm Realität – mit einer unverkleideten BSH-Tragstruktur und Holz-Beton-Verbund-Decken. Wie aus einem „Betonierer“ ein Holzbauvordenker wurde, verrät er im Holzkurier-Interview.
Holzkurier: Wie kommt es, dass Sie sich als klassischer „Beton“-Bauunternehmer so für den Holzbau engagieren?
Rhomberg: Dem liegt eine Kausalkette zugrunde, welche vor elf Jahren begann. Ich war schon immer ein Fanatiker in Sachen Ressourceneffizienz. Meine Überzeugung ist, dass die zur Verfügung stehenden Rohstoffe immer weniger werden. Als ich dann in die Geschäftsführung unseres Familienunternehmens eingestiegen bin, habe ich gesagt: „Wir müssen uns auf eine alternative Zukunft einstellen.“ Beeinflusst wurde ich dabei von Prof. Dr. Friedrich Schmidt-Bleek und seinem Ansatz des ökologischen Rucksacks. Er stellt gegenüber, wie viel Kilogramm Ressourcen für ein Kilogramm eines Produktes verbraucht werden. Bei Aluminium ist dieser Rucksack 28 kg schwer, bei Kupfer sogar 350 kg – aber Holz schneidet mit rund 1,3 kg mit Abstand am besten von allen Baustoffen ab.
HK: Was war Ihr Schluss daraus, dass Holz der umweltfreundlichste Baustoff ist?
Rhomberg: Ganz klar – die Zukunft des Bauens liegt im Holz. Das ist meine erste Prämisse. Die zweite lautet Urbanisierung. Heute leben 50 % der Weltbevölkerung in Städten. In 30 Jahren werden es 75 % sein. Diese müssen auf eine nachhaltige Art und Weise leben können. Das heißt, dass wir den ökologisch sauberen Holzbau in die Stadt und somit in die Höhe bringen müssen. Um das zu ermöglichen, haben wir ein Tochterunternehmen auf die Beine gestellt. Cree ist ein Unternehmen, dessen Aufgabe es ist, in den Gebäuden alle Produkte mit schweren ökologischen Rucksäcken so weit als möglich zu verringern.
HK: Wie soll sich aber der Holzbau durchsetzen können? Bislang ist man in den Städten kaum vertreten.
Rhomberg: Hier greift meine dritte Prämisse: die Systematisierung. Würde etwa die Automobilindustrie genauso arbeiten wie der Holzbau, wären Autos fünfmal teurer. Die Zukunft liegt also in durchdachten Bauteilen, die als Einzelteile ganz einfach und idiotensicher herzustellen sind, aber als Gesamtes ein geniales Bauwerk ergeben. So etwas haben wir mit dem LCT entwickelt. Die Einzelteile können auf der ganzen Welt erzeugt werden. Leimholz und Beton gibt‘s überall. Wir können nach diesem System sogar Passivhochhäuser bauen. Durch die einfache Bauweise lässt sich dieses Prinzip problemlos in anderen Ländern umsetzen. Österreichische Handwerkslösungen und das Holzbau-Know-how können wir exportieren.
HK: Wie sind Sie von der abstrakten Idee, „nachhaltig zu bauen“, zum konkreten Projekt „LCT“ gekommen?
Rhomberg: Am Anfang stand ein Forschungsprojekt, in dem wir nachwiesen, dass es möglich ist, 100 m hohe Holzbauten bewilligungsfähig zu konstruieren. Daraufhin gründete ich Cree, gemeinsam mit der Rimo Privatstiftung und René Benko, einem internationalen Immobilieninvestor. Ich habe es bewusst unabhängig von Rhomberg aufgestellt, weil ein 1000 Mitarbeiter-Betrieb nie so agil sein kann wie ein neues Unternehmen. Ein Ergebnis ist nun der LCT, von dem zwei Projekte in Vorarlberg kurz vor Baustart stehen.
HK: Bleibt der LCT das einzige System oder werden weitere Lösungen erarbeitet?
Rhomberg: Bald werden wir den Life Cycle Residential (LCR) vorstellen. Dieser folgt demselben Prinzip wie der LCT. Da für Wohnungen aber geringere Spannweiten nötig sind, können wir noch preisgünstiger bauen und der Anteil erneuerbarer Rohstoffe kann noch höher sein. Die Decken bestehen übrigens nicht komplett aus Holz, sondern sind ein Holz-Beton-Verbund. Beim LCT sind die Unterzüge aus BSH, beim LCR wird die gesamte Deckenunterschicht aus Massivholz sein.
HK: Mit welchen Widerständen hatten Sie beim LCT zu kämpfen?
Rhomberg: Eine starke Systematisierung ist erst möglich geworden, weil es in den vergangenen Jahren eine große Qualitätsverbesserung bei den Holzprodukten gegeben hat. BSH ist berechenbarer geworden und es gibt neue Modelle für die Statik im Holzbau. Der Brandschutz verlangte auch eine intensive Auseinandersetzung. Das erste Objekt, also der LCT One, welcher jetzt in Dornbirn gebaut wird, ist streng nach den OIB-Richtlinien konstruiert. Dieser Bau wird von den Brandschutzfachleuten aufmerksam verfolgt. Acht Geschosse sind für mich aber nur der Anfang. Ich will mich deutlich nach oben hanteln – auch weltweit. Wir befinden uns zum Beispiel in Verhandlungen über ein Projekt in Kalifornien, das sehr strenge Anforderungen an nachhaltiges Bauen stellt.
Rhomberg: Dem liegt eine Kausalkette zugrunde, welche vor elf Jahren begann. Ich war schon immer ein Fanatiker in Sachen Ressourceneffizienz. Meine Überzeugung ist, dass die zur Verfügung stehenden Rohstoffe immer weniger werden. Als ich dann in die Geschäftsführung unseres Familienunternehmens eingestiegen bin, habe ich gesagt: „Wir müssen uns auf eine alternative Zukunft einstellen.“ Beeinflusst wurde ich dabei von Prof. Dr. Friedrich Schmidt-Bleek und seinem Ansatz des ökologischen Rucksacks. Er stellt gegenüber, wie viel Kilogramm Ressourcen für ein Kilogramm eines Produktes verbraucht werden. Bei Aluminium ist dieser Rucksack 28 kg schwer, bei Kupfer sogar 350 kg – aber Holz schneidet mit rund 1,3 kg mit Abstand am besten von allen Baustoffen ab.
HK: Was war Ihr Schluss daraus, dass Holz der umweltfreundlichste Baustoff ist?
Rhomberg: Ganz klar – die Zukunft des Bauens liegt im Holz. Das ist meine erste Prämisse. Die zweite lautet Urbanisierung. Heute leben 50 % der Weltbevölkerung in Städten. In 30 Jahren werden es 75 % sein. Diese müssen auf eine nachhaltige Art und Weise leben können. Das heißt, dass wir den ökologisch sauberen Holzbau in die Stadt und somit in die Höhe bringen müssen. Um das zu ermöglichen, haben wir ein Tochterunternehmen auf die Beine gestellt. Cree ist ein Unternehmen, dessen Aufgabe es ist, in den Gebäuden alle Produkte mit schweren ökologischen Rucksäcken so weit als möglich zu verringern.
HK: Wie soll sich aber der Holzbau durchsetzen können? Bislang ist man in den Städten kaum vertreten.
Rhomberg: Hier greift meine dritte Prämisse: die Systematisierung. Würde etwa die Automobilindustrie genauso arbeiten wie der Holzbau, wären Autos fünfmal teurer. Die Zukunft liegt also in durchdachten Bauteilen, die als Einzelteile ganz einfach und idiotensicher herzustellen sind, aber als Gesamtes ein geniales Bauwerk ergeben. So etwas haben wir mit dem LCT entwickelt. Die Einzelteile können auf der ganzen Welt erzeugt werden. Leimholz und Beton gibt‘s überall. Wir können nach diesem System sogar Passivhochhäuser bauen. Durch die einfache Bauweise lässt sich dieses Prinzip problemlos in anderen Ländern umsetzen. Österreichische Handwerkslösungen und das Holzbau-Know-how können wir exportieren.
HK: Wie sind Sie von der abstrakten Idee, „nachhaltig zu bauen“, zum konkreten Projekt „LCT“ gekommen?
Rhomberg: Am Anfang stand ein Forschungsprojekt, in dem wir nachwiesen, dass es möglich ist, 100 m hohe Holzbauten bewilligungsfähig zu konstruieren. Daraufhin gründete ich Cree, gemeinsam mit der Rimo Privatstiftung und René Benko, einem internationalen Immobilieninvestor. Ich habe es bewusst unabhängig von Rhomberg aufgestellt, weil ein 1000 Mitarbeiter-Betrieb nie so agil sein kann wie ein neues Unternehmen. Ein Ergebnis ist nun der LCT, von dem zwei Projekte in Vorarlberg kurz vor Baustart stehen.
HK: Bleibt der LCT das einzige System oder werden weitere Lösungen erarbeitet?
Rhomberg: Bald werden wir den Life Cycle Residential (LCR) vorstellen. Dieser folgt demselben Prinzip wie der LCT. Da für Wohnungen aber geringere Spannweiten nötig sind, können wir noch preisgünstiger bauen und der Anteil erneuerbarer Rohstoffe kann noch höher sein. Die Decken bestehen übrigens nicht komplett aus Holz, sondern sind ein Holz-Beton-Verbund. Beim LCT sind die Unterzüge aus BSH, beim LCR wird die gesamte Deckenunterschicht aus Massivholz sein.
HK: Mit welchen Widerständen hatten Sie beim LCT zu kämpfen?
Rhomberg: Eine starke Systematisierung ist erst möglich geworden, weil es in den vergangenen Jahren eine große Qualitätsverbesserung bei den Holzprodukten gegeben hat. BSH ist berechenbarer geworden und es gibt neue Modelle für die Statik im Holzbau. Der Brandschutz verlangte auch eine intensive Auseinandersetzung. Das erste Objekt, also der LCT One, welcher jetzt in Dornbirn gebaut wird, ist streng nach den OIB-Richtlinien konstruiert. Dieser Bau wird von den Brandschutzfachleuten aufmerksam verfolgt. Acht Geschosse sind für mich aber nur der Anfang. Ich will mich deutlich nach oben hanteln – auch weltweit. Wir befinden uns zum Beispiel in Verhandlungen über ein Projekt in Kalifornien, das sehr strenge Anforderungen an nachhaltiges Bauen stellt.
Hintergrund – Rhomberg-Gruppe
Die Bregenzer Rhomberg-Gruppe erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010/11 mit 1001 Mitarbeitern einen Umsatz von 290 Mio. €. Die Gruppe besteht aus den drei Divisionen Bau, Ressourcen und Bahntechnik. Bei der „Festen Fahrbahn“ – dem betonierten statt geschotterten Gleisunterbau für Hochleistungsbahnstrecken – ist man weltweiter Technologieführer.Heuer zog sich der Eigentümer, DI Hubert Rhomberg, aus der operativen Geschäftsführung der Gruppe zurück. Er konzentriert sich künftig auf die Rhomberg-Tochter Cree. Dieses Projektentwicklungsunternehmen hat mit dem Life Cycle Tower (LCT) ein Holzbausystem entwickelt, mit dem bis zu 30 Geschosse in Holz-Hybridbauweise mit unverkleideten BSH-Stützen möglich sind.
Das erste Objekt namens LCT One wurde unlängst in Dornbirn gestartet.