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Schon wieder 10?m Fassade fertig: Dank der eingebauten Fenster ist die Außenhaut sofort dicht ? innen sind die BSH-Doppelstützen zu erkennen © DI Johannes Plackner

Alle acht Geschosse stehen

Ein Artikel von DI Hannes Plackner | 25.04.2012 - 10:50
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Schon wieder 10?m Fassade fertig: Dank der eingebauten Fenster ist die Außenhaut sofort dicht ? innen sind die BSH-Doppelstützen zu erkennen © DI Johannes Plackner

Das Holzkurier-Holzbauunternehmen des Jahres 2012 schreitet zur Tat und errichtet sein erstes Bauwerk. Die Rhomberg Bau-Tochter Cree, Bregenz, scheint ihren Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Streng nach Zeitplan wurde in den vergangenen Wochen der Rohbau des ersten LifeCycle Towers (LCT One) in die Höhe gezogen. Dank vorgefertigter Module war der Rohbau des Holz-Achtgeschossers in nur zwei Wochen fertiggestellt. Es war der Startschuss für ein Projekt, das nicht weniger vorhat, als den urbanen Hochbau zu revolutionieren (s. Link 1). Das modulare LCT-Bausystem kann als Büro-, Wohn- und Hotelgebäude genutzt werden. Gegenüber der dort vorherrschenden Bauweise hat es eine Reihe von Vorteilen: Laut Cree sei die Ressourcen- und Energieeffizienz besser, es werde deutlich weniger CO2 emittiert und die Bauzeit sei kürzer. „Dieser Ansatz wurde sogar mit dem DGNB-Vorzertifikat Gold ausgezeichnet“, freut sich Michael Zangerl, kaufmännischer Leiter von Cree. Er wird mit seinen Mitarbeitern noch im Sommer in das erste ungekapselte Holzhybrid-Hochhaus der Welt einziehen. Die senkrechten BSH-Stützen bleiben ebenso sichtbar wie die BSH-Deckenunterzüge. Und, wie seit Kurzem auf der Baustelle in Vorarlberg zu sehen ist, sieht das wirklich gut aus.
Ein erstes Kundenprojekt ist auch schon im Entstehen. Der Energieversorger Vorarlberger Illwerke errichtet seit Anfang März seine neue Zentrale im Montafon. Der LifeCycle Tower werde mit 10.000 m² Geschossfläche eines der größten Bürogebäude der Welt in Holzbauweise sein, verkündet man bei Cree stolz. Dass alle wesentlichen Details des Bausystems in der Forschungsphase gelöst wurden, überzeugte die Auftraggeber. Die vorhandenen Nachweise für Brandschutz bringen einen erheblichen Zeitvorsprung. Eine Genehmigungsphase dauert bei Neusystemen bis zu anderthalb Jahren.

Mit acht Stockwerken in die Vertikale

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Links der Betonkern, rechts die Fassade, dazwischen sorgt sichtbares Holz für ein Wohlfühl-Raumklima im achtstöckigen Büroturm © DI Johannes Plackner

Der LCT One ist das erste Gebäude, an dem das in einem mehrjährigen Forschungsprozess entwickelte, modulare und flexibel nutzbare Bausystem für nachhaltige Gebäude eingesetzt wird. Mit acht Stockwerken wurde die gültige Bauordnung ausgereizt. Technologisch möglich wären 30 Geschosse, wie in einer Studie theoretisch nachgewiesen wurde. Doch schon Goethe wusste: „Grau ist alle Theorie, und grün des Lebens gold‘ner Baum.“ Cree wagte mit dem LCT One den Schritt vom Konzept zum Objekt. Golden strahle der Holzbau aber nicht. Architekt Hermann Kaufmann entschied sich für eine gebürstete Aluminiumfassade.
Beim LCT One wurden in der Holzmodulphase Stock für Stock Decken, Stützen und Fassade montiert. In kürzester Zeit nahmen die vorgefertigten Module rund um den Erschließungskern und auf dem 13 mal 24 m großen Sockel aus Stahlbeton ihren Platz ein. „Die Verwendung von Holz in tragenden Stützen und Deckenplatten ist ein echter Meilenstein“, ist Zangerl überzeugt. „In dieser Bauklasse durfte bisher kein tragendes Bauteil aus Holz bestehen.“ Bedingungen für die Genehmigung waren die Ausführung des Gebäudekerns in Beton sowie eine Sprinkleranlage. In Zusammenarbeit mit den Behörden wird bei künftigen LCT-Projekten die komplette Holzbauweise angestrebt.

Kein Gipskarton weit und breit

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Wie Legospielen im Großformat sah die LCT One-Baustelle in Dornbirn aus © DI Johannes Plackner

„Von anderen mehrgeschossigen Holzbauten unterscheidet sich der LCT dadurch, dass die tragenden Elemente des Hauses nicht beplankt sind“, erklärt Architekt Kaufmann, der das System mitentwickelt hat. Die ungekapselte Struktur macht die Vorzüge von Holz im Innenraum erlebbar und spart Ressourcen. Aus brandschutztechnischer Sicht sei die Verwendung nicht gekapselten Holzes vorteilhaft, da „versteckte“ Brände in Hohlräumen unmöglich werden, heißt es. Die Fassade musste aus Brandschutzgründen (noch) aus nicht brennbaren Baustoffen gestaltet werden. Aber auch hier folgt Cree seinem Credo: Durch den Einsatz von Verbundplatten können 75 % Metall gespart werden. Das Aluminium hat zudem einen Recyclinganteil von 60 %.

Staatspreis für Innovation – Nominierung

Das LifeCycle Tower-System von Cree wurde für den Staatspreis für Innovation des österreichischen Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend nominiert. Aus bundesweit 627 Einreichungen wurde Cree gemeinsam mit fünf anderen Unternehmen zur Erlangung der höchsten Auszeichnung ausgewählt, die das Land Österreich für Innovation verleiht. Ein guter Grund, auch in Zukunft gemeinsam große Ziele anzuvisieren und mit Engagement umzusetzen.