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? moderner Fertigbautechnik errichtet werden können ? und die Kunden können sich dank des Gütesiegels auf die Qualität verlassen © ÖFV

Fassade der Holzindustrie

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 24.04.2012 - 10:07
Die Beziehung zwischen der Holzwirtschaft und der Fertighausindustrie gleicht einer Symbiose. Beide profitieren vom jeweils anderen. Den Hausbauern werden mit Bauholz, KVH, BSH, BSP und Holzwerkstoffen immer bessere Rohstoffe zur Verfügung gestellt. Diese sind statisch belastbar, besitzen ein geringes Gewicht, sind perfekt für die Vorfertigung geeignet und lassen sich nachhaltig erzeugen. Umgekehrt ist die Baubranche der mit Abstand wichtigste Holzverbraucher und befeuert damit die ganze Industrie. Dass sich Holz bei den Fertighausherstellern durchgesetzt hat, ist nicht zuletzt dem Österreichischen Fertighausverband (ÖFV) zu verdanken. In langen Jahren der Gremienarbeit wurden die Holzbauvorschriften immer „fairer“, beschreibt Friedrich Schachner, technischer Leiter des ÖFV. Von „holzbaufreundlichen“ Vorschriften in Österreich möchte er zwar noch nicht sprechen, aber die Benachteiligung gegenüber anderen Baumaterialien sinke jedenfalls.

Gütezeichen bürgt für Qualität

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Friedrich Schachner, Leiter der Technischen Kommission des Österreichischen Fertighausverbandes © ÖFV

22 Fertighaushersteller sind im ÖFV organisiert. Dessen Geschäftsführer, Mag. Christian Murhammer, beschreibt die Vorteile für seine Mitglieder: „Die ÖFV-Hersteller positionieren sich am Markt als Qualitätsanbieter. Nur sie dürfen das ,Gütezeichen-Fertighaus‘ führen. Diese Auszeichnung bedeutet, dass sich die Unternehmen den Güterichtlinien unterwerfen.“ Schachner präsentiert dieses 23-seitige Dokument, das zuletzt im April überarbeitet wurde. Laut Präambel handelt es sich dabei um „eine qualitative Selbstbindung der Wirtschaft gegenüber den Konsumenten und Behörden“. Der Markterfolg des Fertigbaus sei wesentlich auf die konsequente Qualitätssicherung zurückzuführen, heißt es weiter. Die Einhaltung der Richtlinien wird laufend von unabhängigen Stellen, etwa der Holzforschung Austria, überwacht.
Zusätzlich vertritt der Verband die Anliegen seiner Mitglieder gegenüber Behörden, anderen Interessenvertretungen und im nationalen sowie internationalen Normenwesen. Immer wichtiger wird die europäische Verbandsarbeit. Da Ing. Josef Gruber, der Präsident des ÖFV, auch Vorsitzender des Europäischen Fertigbauverbandes ist, wird Österreich einmal mehr an vorderster Front vertreten. Damit beeinflusst der ÖFV aktiv die Rahmenbedingungen für seine Mitglieder. Der Verband übernimmt die Vermittlung wichtiger Informationen, etwa in der technischen und der wirtschaftlichen Kommission. „Das gibt unseren Mitgliedern einen Wissensvorsprung“, betont Schachner. Erkenntnisse aus Forschung und Entwicklung werden genauso kommuniziert. Den Mitarbeitern der ÖFV-Mitglieder werden zahlreiche fertigbauspezifische Aus- und Fortbildungen angeboten. Ein wesentlicher Vorteil ist zudem die Ombudsstelle des Fertighausverbandes: „Bei einem Bauprojekt müssen die Beteiligten nicht immer einer Meinung sein. Bevor unterschiedliche Sichtweisen zu Konflikten eskalieren, können die Konsumenten oder die Mitgliedsunternehmen die Ombudsstelle einschalten. Kostenlos werden dort Information, Mediation und Gutachtertätigkeit angeboten“, erläutert Murhammer. „Unsere Tätigkeiten sind Interessenvertretung, Forschung, Kommunikation und Schulung“, heißt es zusammenfassend.

Herausforderung: Fertighausbau-Lehre

Stolz ist Schachner auf den Lehrberuf „Fertighausbauer“. 30 bis 40 junge Menschen versuchen alljährlich etwas fast Unmögliches: alle Gewerke im Hausbau zu erlernen. Zehn Unternehmen bilden gegenwärtig solche Lehrlinge aus und schaffen damit die Basis für den künftigen Erfolg. Die Ausbildungsthemen reichen vom Zusammenbau von Fertighauswänden über die Montage von Wärmepumpen bis zum Verlegen von Holzböden.
Der Österreichische Fertighausverband ist eine baupoduktneutrale Interessenvertretung der Fertigbaubranche und gleichzeitig eine Plattform, die für die Konsumenten da ist. Diese profitieren von profunder Information (etwa über die Homepage) und dem laufenden Ausbau eines „Sicherheitsnetzes“. Das hilft bei der Bauabwicklung – etwa durch die Fixpreisgarantie, einen Ehrenkodex und die Ombudsstelle. Die Zulieferindustrie ist ebenfalls ein bedeutender Faktor in der Verbandsarbeit. Als außerordentliche Mitglieder bringen sie ihre Produktkompetenz ein.

Österreich im Spitzenfeld

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Gütezeichen Fertighaus © ÖFV

Der Fertighaus-Marktanteil liegt stabil bei rund 30 % der Ein- und Zweifamilienhäuser. Damit liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. „Lediglich in Skandinavien ist dieser Wert noch höher. Allerdings würden die dortigen Fertighäuser den österreichischen Standards nicht ganz entsprechen“, gibt Murhammer zu bedenken. Für den ÖFV und seine Mitglieder zähle weniger die Quantität als die Qualität. Das manifestiert sich auch in den Standards: Österreich ist das einzige Land Europas, das mit der ÖNORM B 2310 über eine Fertighausnorm verfügt. Darin werden nicht nur die Mindestleistungsumfänge von drei Ausbaustufen festgelegt. Auch der Begriff „Fertighaus“ ist dort definiert.
Dass das österreichische Fertighaus ein anerkanntes Qualitätsprodukt ist, zeigt die steigende Nachfrage im Ausland. Allein die ÖFV-Mitglieder exportierten 2011 um 18 % mehr als 2010.

Von zehn Häusern neun aus Holz

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? moderner Fertigbautechnik errichtet werden können ? und die Kunden können sich dank des Gütesiegels auf die Qualität verlassen © ÖFV

85 % der Fertighäuser in Österreich werden in reiner Holzbauweise ausgeführt. Der Grund dafür ist zuallererst das geringere Gewicht der Wand-, Decken- und Dachelemente. Doch dieses Argument sei nicht die alleinige Ursache, glaubt ÖFV-Geschäftsführer Murhammer: „Lange Zeit war das Fertighaus neben dem Blockhaus die einzige Möglichkeit, sein Eigenheim mit dem ökologischen Baustoff Holz zu errichten. Wie die vergangenen Jahre zeigten, haben die Österreicher durchaus eine Affinität zu Häusern aus Holz.“
Die ständig steigende Nachfrage ließ immer mehr Zimmereibetriebe auf die Produktion von Fertighäusern in Holzbauweise umstellen, womit dieser Baustoff bald die Branche dominierte. Trotzdem ist es dem Verband wichtig, auch für die Beton- und Ziegelbauweisen im Fertighausbau zu wirken und dort, wo es angebracht ist, auch gemischte Bauweisen zu fördern. Schachner appelliert, dass sich die Baumaterialien nicht bekämpfen, sondern ihre Stärken dort ausspielen sollen, wo es Sinn macht.

Über 5000 Fertighäuser pro Jahr

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Diese Beispiele von Mitgliedsbetrieben des Österreichischen Fertigbauverbandes belegen die Vielfalt von Architektur und Bautypen, welche mit ? © ÖFV

Pro Jahr werden in Österreich rund 5000 Einfamilienhäuser in Fertigbauweise errichtet. 70 % davon entstammen den Werkshallen der ÖFV-Mitglieder. In den vergangenen Jahren erkennt der Verband einen Trend zum Massivholz-Fertighaus. Dominierend sei aber nach wie vor die Holzrahmenbauweise, deren Vorteil der schlankere Wandaufbau ist. Dadurch, dass Dämmmaterialien in der Wand verbaut sind, können die Wandstärken schwächer ausfallen, was zu einem Raumgewinn von bis zu 10 m² pro Einfamilienhaus führen kann.
Die mittlere Wohnfläche liegt bei 130 m² – Tendenz steigend. Wie viel Holz für ein Fertighaus erforderlich ist, hängt unter anderem davon ab, ob Holz auch für die Fassade oder im Innenbereich als Wandverkleidung verwendet wird und Treppen (die ab dem Leistungsumfang „belagsfertig“ im Lieferumfang enthalten sind) in Holz ausgeführt werden.
Ein typisches Einfamilienhaus in Holz-Fertigbauweise enthalte 35 bis 40 m³ Holz, das in Wand- und Deckenelementen sowie im Dach verbaut ist, beziffert Murhammer. Das bedeutet, dass allein die österreichische Fertighausbranche einen Bedarf von rund 150.000 m³/J an konstruktiven Holzelementen besitzt.

Österreichischer Fertighausverband – Facts

Vorstand: Ing. Josef Gruber (Präsident), Komm.-Rat Dir. Roland Suter (Vizepräsident), Friedrich Schachner (Leiter der technischen Kommission, Erich Weichselbaum, Gerhard Anders, Komm.-Rat Ing. Ernst Roth

Ordentliche Mitglieder:
Adam Fertighaus, Biedermannsdorf; Elk Fertighaus Schrems; Freigeist Haus, Vösendorf; Genböck Haus, Haag/Hausruck; Glorit, Groß-Enzersdorf; Haas Fertigbau, Großwilfersdorf; Hag Fertighaus, Vösendorf; Hanlo Fertighaus, Graz; Hanse Haus, Oberleichtersbach/DE; Hartl Haus, Echsenbach; Heifert, Göllersdorf; Luxhaus, Georgensgmünd/DE; Maba Haus, Wöllersdorf; Magnum Vollholzdesign, Vösendorf; Schachner Haus, Niederöblarn; Sonnleitner Haus, Schärding; Vario Bau, Wiener Neustadt; Weberhaus, Rheinau-Linx/DE, Wigo Haus – Fertighaus Erler, Saalfelden; Wigo Haus – Ing. E. Roth, Feldkirchen; Wolf Systembau, Scharnstein; Zenker Hausbau, Veitsch