Puzzlespiel: Merkmal von Kletterwänden ist die Vielzahl kleiner Elemente, wie Riegger anschaulich zeigt © DI Johannes Plackner
1993 schaffte Riegger eine Hundegger-P10 an, die fünf Jahre später von einer K1 abgelöst wurde. 2002 machte man mit der K2 den Sprung zum aktuellen Maschinenkonzept. Der Erfolg war so groß, dass Riegger 2004 das Sägewerk schloss und sich allein auf den Abbund konzentrierte. Nach Jahren treuer Dienste ist seit Dezember 2010 nun eine K2i im Einsatz. Diese ist komplett ausgestattet. Das liegt interessanterweise auch an den Wünschen von Sportkletterern.
Fünfachsabbund für gefaltete Wände
Herbert Riegger (re.) und Georg Müller vor ihrer Kernmaschine: Von der Hundegger K2i (Baujahr 2010) werden 3500 bis 4000?m3/J abgebunden - das reicht nicht mehr aus, die nächste ist schon bestellt © DI Johannes Plackner
Riegger führt beim Werksbesuch zu einem Stapel fertig abgebundenen Holzes für eine bayerische Kletterwand. Auf den ersten Blick sehen die Teile wie Verschnitt aus – extrem spitz zugeschnitten und kein einziger rechter Winkel. Nur hie und da ist eine klassische Zapfenverbindung zu erkennen. Dazu kommt, dass sehr viele Teile oft nicht mehr als einen halben Meter messen. Da Riegger die Pläne aber elektronisch bekommt, ist der Abbund auf der K2i zwar zeitaufwändig (2,5 h/m³), aber sonst kein Problem.
Hauptgeschäfte: Abbund und Wandbau
Volumenmäßig weit wichtiger als Kletterwände sind aber der klassische Lohnabbund und die Wandelementierung. In Summe laufen jährlich 3500 bis 4000 m³ über die Hundegger K2i. Das reicht locker für eine Auslastung im Zweischichtbetrieb. „Wenn‘s ganz arg pressiert, wird mitunter auch eine dritte Schicht eingeschoben“, schildert Riegger. Um die große Nachfrage bedienen zu können, musste der Unternehmer zuletzt selbst die Abbunddienste von anderen Zimmereien in Anspruch nehmen. Damit soll bald Schluss sein. Im Februar 2013 wird die nächste Abbundanlage installiert – erneut eine K2i von Hundegger. Mit 125 cm wird sie doppelt so breite Elemente abbinden können als die vorhandene Anlage. Das ermöglicht dann auch den Schritt zum Abbund der schmalen Binderholz Bausystem-BSP-Platten.Weitere Hauptlieferanten von Schwarzwald Abbund sind die nahen Holzwerke Gebrüder Schneider aus Eberhardzell/DE, Mayr-Melnhof Kaufmann aus Richen/DE, Burgbacher aus Peterzell und das Sägewerk Zipfel aus Eisenbach. Von Letzterem bezieht Riegger MH-Massivholz. Dabei handle es sich aber nur um kleine Mengen. „Maschinell abgebunden werden heutzutage überwiegend KVH und BSH“, berichtet der ausgebildete Sägewerksmeister (Rosenheim).
Alles möglich mit Vollausstattung
Wer Lohnabbund anbietet, weiß nie genau, mit welchen Projekten er konfrontiert wird. Um alles abdecken zu können, entschied sich Riegger für eine beinahe komplett ausgestattete K2i. Diese enthält folgende Aggregate:• Schwenkkappsäge
Vierachs-Fräsaggregat
• Fünfachs-Fräsaggregat
• Revolverfräse
• Bohraggregate horizontal und vertikal
• Schlitzaggregat horizontal
• Nutfräse
• Etikettendrucker
Um die Arbeit zu beschleunigen, hat Hundegger ebenfalls einen hydraulischen Aufgabetisch mitgeliefert. Am Ende der Anlage wartet ein Vierseiten-Hobelautomat, der den Großteil der Ware mit dem letzten Schliff versieht, bevor es zurück zum Kunden oder in die zweite Werkshalle zur Wandfertigung geht. Dort arbeiten beim Rundgang gerade fünf Mitarbeiter an der Vorfertigung für ein Schweizer Holzbauunternehmen. Noch sind erst die Riegel und Douglasien-Schwellenhölzer zu sehen. Bald schon wird aber eine komplette Wand mit Beplankung, Fassade, Dämmung und sogar Fenstern entstehen. Die von der Hundegger eingefrästen Ausnehmungen stimmen auf den Millimeter – und zwar immer, behauptet Riegger: „Das passt jedes Mal auf das Genaueste.“ Auf der anderen Seite der Montagehalle wartet ein Stapel mit Dachelementen auf die Auslieferung. Hier kam Zellstoff als Dämmmaterial zur Anwendung. Riegger richtet sich hier aber ganz nach den Wünschen der Kunden. Dank der flexiblen Abbundanlage sind auch Gaupen oder Fachwerkelemente kein Problem für die Mannschaft. Mit vier Zimmermeistern und zehn Gesellen in der Belegschaft ist garantiert, dass sich die qualitativ hochwertige Arbeit – vom Abbund bis zur Auslieferung – durch den Betrieb zieht.
Nachfolge ist geregelt
"Aufi muaß I!" Hier liegt eine Kletterwand - die komplizierte Konstruktion zeichnet sich durch abenteuerliche Winkel aus © DI Johannes Plackner
In den kommenden Monaten wird sich bei Schwarzwald Abbund einiges ändern. Zunächst wird die Abbundhalle erweitert, um Platz für die zweite K2i zu schaffen. Mit Jahresende wird Riegger sein Unternehmen dann an einen neuen Besitzer verkaufen. „Es ist mir wichtig, die Zukunft des Unternehmens ordentlich zu regeln“, betont er. Der Nachfolger wird ein mittelständisches, überregional tätiges Holzbau-Familienunternehmen sein.