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? rein von der Anmutung her sieht die Abbundanlage bei Schweizer Holzbau eher wie eine Anlage der jüngsten Generation K2i aus - diese hier hat aber das Baujahr 2003 © DI Johannes Plackner

So kannst du dich täuschen …

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 14.12.2012 - 07:27
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? rein von der Anmutung her sieht die Abbundanlage bei Schweizer Holzbau eher wie eine Anlage der jüngsten Generation K2i aus - diese hier hat aber das Baujahr 2003 © DI Johannes Plackner

Eine unweigerliche Konsequenz von erfolgreichem Maschinenbau ist – nach einigen Jahren – das Auftreten von Gebrauchtmaschinen. Dafür gibt es Angebot und Nachfrage. Ein Markt bildet sich. Die Frage ist nun, wie der ursprüngliche Hersteller der Maschinen damit umgeht. Bei Hundegger, Hawangen/DE, hat man Anfang des Jahres die Gebrauchtmaschinen als eigenen Geschäftszweig definiert. Jene Anlagen, die brav ihren Dienst getan haben und meist von einer neuen Hundegger abgelöst werden, bekommen nun eine Revitalisierungskur. Wie das abläuft und warum sich Zimmerleute für überholte Anlagen entscheiden, wurde auf einer süddeutschen Rundreise deutlich.

Bis zu 20 Jahre alte Anlagen erneuert

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Baujahr 1999, aber das sieht man den Aggregaten, wie Bohrer und Fingerfräser, nicht an © DI Johannes Plackner

Der erste Besuch gilt der Hundegger-Zentrale im Allgäuer Städtchen Hawangen. Dort startete Hans Hundegger 1981 mit der Entwicklung von CNC-Abbundanlagen. 1985 wurde die erste Anlage ausgeliefert. Seitdem verließen 4400 Maschinen die Werkshallen. Die klassischen Anlagen für den Abbund stabförmiger Bauteile gehören ebenso dazu wie Plattenabbund, Hobelanlagen oder Zuschnittautomaten.
Bis zurück in die Modellreihe P10 (eingeführt 1992) bieten die Allgäuer Ingenieure eine komplette Werksüberholung an. Das bedeutet, dass fast alle Hundegger-Anlagen modernisiert werden können. Bei der Anlieferung in die Überholungszentren (neben Hawangen geschieht das auch in Frankreich, Italien und den USA) sind einige gebrauchte Anlagen noch gut in Schuss, andere sehen mitleiderregend aus. Gebrochene Walzen, ausgelaufene Lager oder amateurhaft angeschweißte Verbesserungsmaßnahmen sind aber in der Regel keine Probleme. Alles, was gleitet, rollt, dichtet oder greift, zählt ohnehin als Verschleißteil und wird abgebaut. Dann bestrahlen die Monteure die komplette Oberfläche mit Trockeneis. Dabei wird gefrorenes Kohlendioxid auf die Oberfläche geschossen. Die kleinen Partikel reißen Öl, Rost, Dreck oder losen Lack mit sich und hinterlassen den perfekten Untergrund für die Neulackierung. Trockeneis hat den Vorteil, dass es Erwärmung auf über –78,5° C resublimiert, also vom Festkörper direkt in einen gasförmigen Zustand übergeht – daher auch der Name. Es kann also keine Feuchtigkeit in Ritzen zurückbleiben. Kohlendioxid ist zudem ungiftig.
Relativ einfach ist der Abbau der Aggregate. Bohrer, Fräser, Markieranlagen und vieles mehr werden seit jeher modular aufgebracht und sind ebenso leicht wieder zu entfernen. Sie werden genau überprüft und je nach Zustand teilweise oder auch ganz erneuert. Generelle Angaben über das Ausmaß der Überholungsmaßnahmen sind schwer zu machen. Die runderneuerten Anlagen sind zwischen vier und 20 Jahre alt. „Manche Maschinen sind jung, perfekt servicegepflegt und werden gegen eine neuere Version ausgetauscht. Andere haben schon länger keinen Hundegger-Techniker mehr gesehen oder sind auch schon mal ein Jahr in der Ecke verstaubt“, berichtet Hermann Keller. Der Hundegger-Mitarbeiter seit der ersten Stunde verantwortet den Servicebereich und kennt damit eine Unzahl der bayerischen Anlagen „persönlich“.

Günstiger Einstieg in CNC-Abbund

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Alte Technik, neu in Form: Die Abbundanlage vom Typ K1 gehört zwar nicht mehr zu den jüngsten - Zimmermeister Kuhn war aber von ihrer Arbeitsgeschwindigkeit "verblüfft" © DI Johannes Plackner

Beim Besuch der Werkstatt haben die Mechaniker gerade eine K2i, die gerade mal fünf Jahre alt ist, unter ihren Fittichen und beenden den Wiedereinbau des vertikalen Bohraggregats im bekannten Hundegger-Blau. Weiter hinten warten überholte P10-Abbundanlagen (noch in Grün) auf ihre Auslieferungen. Deutlich zu sehen sind modernisierte Sicherheitsvorrichtungen. „Die bringen wir auf den neuesten Stand“, erklärt Keller.
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Hobeln, bis die Walze bricht: Kaum zu glauben, aber in zwei Monaten ist die Maschine wie neu © DI Johannes Plackner

Wiedergeburt des Hobelautomaten

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© DI Johannes Plackner

Auf seine zweite Auslieferung wartet auch ein Vierseiten-Hobelautomat. „Der geht gemeinsam mit der K2i nach Finnland“, verrät Keller. Das ist außergewöhnlich. Normalerweise landen die werksüberholten Hundegger-Maschinen gerne in Italien, Polen, Tschechien oder Weißrussland. Aber auch für heimische Zimmermeister ist die Investition in eine Gebrauchtanlage interessant. Das zeigt die Reise mit Keller zu Holzbau Kuhn in Rangendingen. Der Baden-Württemberger Frank Kuhn hat sich 1999 selbstständig gemacht. Jährlich 60 Häuser verlassen seine picobello aufgeräumten Werkshallen. Bislang waren dafür zwei Mitarbeiter im Handabbund beschäftigt. Also beschloss Kuhn, in eine CNC-Abbundanlage zu investieren. Hundegger hatte gerade eine K1 mit Baujahr 1999 überholt. Das war insofern perfekt, als Kuhn kurz davor einen Mitarbeiter eingestellt hatte, der große Erfahrung mit ebendiesem Modell aufwies. „Dass es eine Hundegger werden sollte, war für mich von Anfang an klar. Die Gebrauchte gefiel mir, weil ich nicht zu viel investieren wollte“, schildert Kuhn. Das ist verständlich, immerhin bedeutete diese Investition den Einstieg in den CNC-Abbund für einen relativ jungen Betrieb.
Die Vierachsanlage hat nahezu Komplettausstattung, zum Beispiel einen Fingerfräser. Der Aufbau und die Inbetriebnahme liefen so problemlos, wie erwartet. Dann folgte aber eine (angenehme) Überraschung: „Von der Schnelligkeit des Abbunds war ich verblüfft“, erinnert Kuhn. Zudem stehe die Qualität der millimetergenau abgebundenen Teile außer Frage. „Zum Einstieg in die CNC-Technik ist diese Anlage einwandfrei“, meint er abschließend.

Fremdabbund mit Gebrauchtanlagen

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© DI Johannes Plackner

Weiter geht die Reise in Richtung Nordwesten. Schweizer Holzbau in Bad Wildbad beweist, dass auch Abbundzentren in einer der anspruchsvollsten Holzbaugegenden mit Gebrauchtanlagen arbeiten können. Der im Nordschwarzwald gelegene Betrieb bindet seit 1992 computergesteuert ab. Damals noch mit einer Hundegger P10, zu der sich bald darauf eine zweite gesellte. Heute läuft in der Abbundhalle eine K2, die vor Kurzem mit einer zweiten K2 samt Hobelautomaten ergänzt wurde. Letztere tat seit 2003 ihren Dienst in der Nähe von Leipzig, ehe sie im Sommer für Schweizer Holzbau revitalisiert wurde. Die Montage geschah im September. Wer jetzt in den Betrieb kommt, muss schon auf die Typenbezeichnung schauen, um zu erkennen, dass es sich hier um eine bald zehn Jahre alte Anlage handelt. Während der Besichtigung wird eine lange Pfette abgebunden und mit Anreißstiften markiert. All das läuft in typischer Hundegger-Präzision. Zum alten Eisen gehört diese Anlage noch lange nicht.
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© DI Johannes Plackner

Halbes Jahr Teilegarantie

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© DI Johannes Plackner

Zurück in Hawangen, erklärt Keller: „Auf die Qualität wird bei der Überarbeitung großer Wert gelegt. Daher geben wir ein halbes Jahr Teilegarantie. Sollte in den ersten sechs Monaten etwas kaputtgehen, bekommt der Käufer dieses Teil kostenfrei. Uns ist es wichtig, dass alle Hundegger-Kunden zufrieden sind – selbstverständlich auch bei gebrauchten Anlagen.“ Längerfristig ist die Versorgung mit Ersatzteilen von Bedeutung. Daher ersetzt Hundegger MIPS-Platinen, die in den ältesten Steuerungen vorkommen, mit einem CAN-Bussystem. Diese Teile seien nachbaubar und daher „ewig lieferbar“, beschreibt der Serviceleiter.
Wenn die Gebrauchte im Zuge einer Neuinvestition zurückgegeben wird, hat Hundegger ein interessantes Angebot: Ein halbes Jahr vor Demontage wird die Anlage geschätzt und ein verbindliches Angebot gelegt. Das erleichtert die finanzielle Planung.