Wer zum ersten Mal den Leistungsumfang der neuen Abbundanlage „Robot-Drive“ von Hundegger beschrieben kommt, denkt wohl: „Klingt gut, muss aber teuer sein.“ Der erste Satzteil stimmt, der zweite ist falsch. Der Reihe nach: Die Robot-Drive erlaubt mit ihrem Sechs-achsaggregat tatsächlich eine höchst flexible und exakte Bearbeitung von Bauholz, KVH und Leimbindern. Ohne Umkanten (und damit gänzlich ohne Druckstellen auf der Oberfläche) werden alle gängigen Bearbeitungen durchgeführt. Diese flexible Anlage hört sich nach High-End an, ist aber die neue Einstiegsklasse für den CNC-Abbund und richtet sich an jene, denen die K2i zu groß war.
Sechs Achsen sind in der CNC-Technik eine Menge, aber immer noch unterlegen im Vergleich mit einem Zimmermeister. Ein menschlicher Arm (ohne Finger) hat sieben „Achsen“, in denen er sich bewegen kann: Drei in der Schulter, je zwei im Ellenbogen und im Handgelenk – probieren Sie es aus. Die Hundegger Robot-Drive, die seit November bei der Zimmerei Doser in Pfronten steht, arbeitet trotzdem zur vollen Zufriedenheit des Familienbetriebs.
Sechs Achsen sind in der CNC-Technik eine Menge, aber immer noch unterlegen im Vergleich mit einem Zimmermeister. Ein menschlicher Arm (ohne Finger) hat sieben „Achsen“, in denen er sich bewegen kann: Drei in der Schulter, je zwei im Ellenbogen und im Handgelenk – probieren Sie es aus. Die Hundegger Robot-Drive, die seit November bei der Zimmerei Doser in Pfronten steht, arbeitet trotzdem zur vollen Zufriedenheit des Familienbetriebs.
Ökologisch bauen mit Zimmermannskunst
Reinhard Doser ist gelernter Zimmer- und Maurermeister. Aus persönlicher Überzeugung absolvierte er nach der handwerklichen Ausbildung einen zweijährigen Kurs zum Baubiologen. 1984 gründete er im Ostallgäuer Städtchen Pfronten eine Zimmerei, mit der er sich von Anfang an dem naturnahen Bauen verschrieb. Sogar eine eigene Holzfaserdämmmarke DHD (Doser Holzfaser-Dämmsysteme) wurde etabliert. Seine Kinder Christoph (Zimmerei) und Annika (DHD) führen den Betrieb mittlerweile. Das Geschäft läuft gut. Doch es ist schwierig, im Grenzland zu Tirol an Fachpersonal zu kommen. Also entschied man sich für eine Abbundanlage. „Wenn wir eine solche Maschine kaufen, dann nur eine Hundegger. Das war immer klar“, beschreibt Annika Doser beim Werkstattrundgang. CNC-Abbundpionier und Mastermind Hans Hundegger wohnt in Pfronten und kennt den Betrieb persönlich. Ausschlaggebend war aber, dass die Hawangener mit der Robot-Drive erst seit Kurzem eine Anlage im Sortiment haben, die von der Kapazität her unter der bewährten K2i-Klasse liegt und für den 15-Mitarbeiter-Betrieb passt. Die Robot-Drive ist die erste CNC-Abbundanlage, welche ihren Dienst bei Doser versieht. Es ist vor allem aber auch die erste Robot-Drive, welche von Hundegger überhaupt montiert wurde.Ein Arm mit sechs und einer mit fünf Achsen
Neues Konzept: Angetriebene Rollen (oben) transportieren die Holzstücke, deren Position von Sensoren überwacht wird © DI Johannes Plackner
Während die Hölzer bislang von Greifarmen gehalten und positioniert wurden, übernehmen das nun angetriebene Rollen.
Anstatt der modular aufgebauten Bearbeitungszone mit mehreren Aggregaten gibt es einen oder zwei Arme, die nahezu alles bewerkstelligen können.
Da die Holzelemente allseitig angefahren werden können, erübrigt sich das Umkanten komplett.
Ebenfalls neu für Hundegger ist der verbreitete Einsatz von Kugelgewindespindeln. Hauptgrund dafür sind die hohen erreichbaren Geschwindigkeiten. Die Wege, welche der Arbeitskopf für den Abbund eines kompletten Dachstuhles zurücklegt, sind nämlich nicht ohne. Verglichen mit herkömmlichen Wälzschraubtrieben, zeichnen sich die Kugelgetriebe durch eine deutlich reduzierte Antriebsleistung, geringeren Verschleiß und höherer Geschwindigkeit aus. Geplant wird bei Doser mit Nussreiner-Holzbausoftware. Diese Daten werden dann an das „Cambium“-Betriebssystem weitergereicht, mit dem alle neuen Hundegger-Anlagen ausgestattet sind (s. Holzkurier Heft 6, S. 22–23). Das zu erlernen, war offenbar ganz einfach. Bereits im Vorhinein installierte Hundegger eine Version der Software, auf der Doser mit seinen Mitarbeitern üben konnte. Rechtzeitig vor der Übergabe wurden dann die beiden, die jetzt die Anlage bedienen, auf Schulung ins nahe Hawangen geschickt. Herzstück der Anlage ist der standardmäßig verbaute Sechsachs-Bearbeitungsarm. An dessen Ende sitzt ein 12 kW-Aggregat, welches auf 12.000 U/min beschleunigt. Während der Betriebsbesichtigung war ein Kreissägeblatt eingespannt, doch hinter einer Blech-Abdeckwand warten 15 weitere Werkzeuge, unter denen der Bearbeitungsarm auswählen kann. Der Sechsachsarm arbeitet von hinten, kann aber jede Seite des Werkstückes erreichen. Vorne links in der Kabine sitzt das Fünfachs-Säge-, Schlitz- und Markieraggregat, das optional erhältlich ist und in Pfronten bereits seinen Dienst versieht.