13692831953740.jpg

Entwicklung und Optimierung von Knoten  - unter anderem untersucht von DI Katarina Bratulic - sind für Schickhofer wichtige Forschungsbereiche © DI Anton Sprenger

Brettsperrholz überarbeitet

Ein Artikel von DI Anton Sprenger | 23.05.2013 - 09:09
13692831953740.jpg

Entwicklung und Optimierung von Knoten  - unter anderem untersucht von DI Katarina Bratulic - sind für Schickhofer wichtige Forschungsbereiche © DI Anton Sprenger

Keimzelle der Brettsperrholz-Forschung ist in Österreich das Institut für Holzbau und Holztechnologie an der TU Graz. Einen guten Überblick über die erzielten Entwicklungen gab dazu die Tagung am 21. Mai in Graz im Rahmen der COST-Aktion FP 1004, die mit 200 Teilnehmern ausgebucht war, freut sich Schickhofer.

Wohnbau muss über Tellerrand blicken

13692831491674.jpg

Gebrauchstauglichkeit von BSP: Test zur Verbesserung beim Schwingungsnachweis - DI Severin Zimmer, Dr. Gerhard Schickhofer (v. li.) © DI Anton Sprenger

„Im Bereich des mehrgeschossigen Wohnbaus muss der Holzbau begreifen, dass die Haustechnik nicht vom Stahlbetonbau übernommen werden darf. Auf die Leitungsführung kann später, etwa bei Feuchteschäden, nicht mehr zugegriffen werden. Hier wollen wir holzbauadäquate Lösungen anbieten“, beschreibt Schickhofer ein weiteres Tätigkeitsfeld.
Bedarf sieht man in Graz auch bei der Spannweitenvergrößerung von derzeit 5 bis 6 m auf 10 bis 20 m. Dafür seien neue Lösungen in Form von Hybridkonstruktionen nötig. Mit Verbundstrukturen (Holz-Holz sowie Holz-Stahl) und Aussteifungslösungen in BSP könnten zusätzliche Marktbereiche für den Holzbau erschlossen werden. „Werkstoffkombinationen, wie etwa Stahl-Beton, sind damit nicht gemeint. Damit beschäftigen sich bereits mehrere europäische Forschungsinstitute“, informiert Schickhofer.

Variabilität durch Laubholz

Was bisher noch zu wenig beachtet wurde, sei die Variabilität, die sich durch die Holzartenvielfalt ergibt. So ist für den Professor auch BSP aus Laubholz durchaus realistisch. „Pappel schätze ich durchaus und gerade die Birke hat als eine der wichtigsten Baumarten in den nordischen Ländern, in Russland oder Kanada für die Verarbeitung ausgezeichnete holztechnologische Eigenschaften, die noch nicht entsprechend genutzt werden. In Australien und Neuseeland wäre die Verwendung von Pinus radiata interessant.
“Laubholzarten, wie beispielsweise die Birke, besitzen Werkstoffkenngrößen, welche um den Faktor 1,5 bis 2 über jenen für Nadelhölzer liegen. Diese Vorteile seien auch bei der Sägeindustrie bekannt, aber nicht nachgefragt. Die Forschung habe jedoch die Aufgabe, Optimierungspotenziale zu erschließen, wenn auch diese von der Wirtschaft noch nicht nachgefragt werden.

Systemoptimierung im Holzbau

Einer der neuen Schwerpunkte am Institut für Holzbau und Holztechnologie gilt der Vielfalt von Knoten in statischen Systemen – vor allem bei Brettsperrholz. „Interessant ist dabei unter anderem der Einfluss der Verbindungssteifigkeit auf das Verhalten der Tragstruktur. Denn neben der Tragfähigkeit sind es vor allem die Steifigkeit und Duktilität einer Verbindung, welche das Trag- und Verformungsverhalten einer gesamten BSP-Tragstruktur bestimmen“, verweist Schickhofer.

Forschung als Basis für Lehre

„In allen Lehrveranstaltung betreiben wir auch praxisorientierte Forschung. So werden die Studenten für „Konstruktionen in Holz“ dazu angehalten, ein Objekt, wie etwa eine Tragstruktur, zu entwerfen und in Folge nachzuweisen. Das erfordert einen hohen Betreuungsaufwand. Die Projekte erhalten dadurch aber eine höhere Relevanz für die spätere Praxis“, ist Schickhofer überzeugt.
Insgesamt betreut man am Institut acht bis zehn Diplomarbeiten pro Jahr. „Damit sind wir im deutschsprachigen Raum gut aufgestellt. Zudem bilden wir in Graz ,Bauingenieure‘ (Baufakultät: 16 Institute) aus, was uns zu einem zu einem bestimmten Alleinstellungsmerkmal im Gegensatz zu Ausbildungszentren verhilft, welche sich ausschließlich dem Werkstoff Holz zu widmen haben. Nach dem Meisterklassenprinzip erhalten alle Diplomanden bei uns einen Arbeitsplatz. Das schafft für das Institut auch bei der Entwicklung wissenschaftlichen Personals Vorteile“, sagt Schickhofer.Angesichts der Überarbeitung der Eurocodes empfiehlt der Wissenschaftler, Ressourcen für die Forschung und Normung freizugeben, solange noch „Gestaltungsspielraum“ bei Brettsperrholz bestehe.