„Die Geschäftslage der österreichischen Tischler ist in diesem Jahr gut, aber in die Zukunft blicken wir mit Sorge“, sagt Gerhard Spitzbart, der als Bundesinnungsmeister an der Spitze der Branchenvertretung der heimischen Tischler und holzgestaltenden Gewerbe steht. Er erklärt: „Sorgen haben wir, weil so vieles ungewiss ist. Wir haben einfach keine Planungssicherheit. Es gibt schon so viele Herausforderungen und was jetzt noch alles dazukommen kann, das weiß niemand.“ Wie sich die Energiepreise entwickeln, wird laut Spitzbart ein großes Thema. Zudem habe man bei den Materialpreisen immer wieder Kostensteigerungen.
Enorme Energiekosten
Spitzbart ist Gründer und Geschäftsführer von SFK Tischler Technologie Manufaktur in Kirchham. Die Energiekosten für seinen Betrieb beziffert er mit rund 40.000 € in diesem Jahr. Wie hoch diese im kommenden Jahr sein werden, darüber hat er sich bei seinem Energielieferanten informiert. Darum rechnet er mit einem Betrag zwischen 125.000 und 150.000 €/J. „Aber viele Tischlerkollegen wissen es einfach noch nicht, wie sich die Energiekosten in Zukunft entwickeln“, bedauert Spitzbart.
Kalkulation wird Herausforderung
„Neben den enormen Preissteigerungen im Energiebereich müssen wir ja noch viele weitere Dinge hinnehmen. Jetzt kommen beispielsweise die Kollektivvertragsverhandlungen“, erläutert der Bundesinnungsmeister und fügt hinzu, dass sich das dann alles in der Bilanz niederschlage: „Einfach so Gewinne zu schreiben, das wird schwierig.“ Er meint, dass die Tischler ab dem kommenden Jahr weniger Investitionen vornehmen werden. „Wer die Möglichkeit dazu hat, eine Photovoltaikanlage zu bauen, der wird das wahrscheinlich machen, aber die Werkstatt werden dann wohl nicht mehr so viele modernisieren.“
„Ich muss die Tischlerkollegen aber auch darauf hinweisen, dass wir uns keine Hoffnungen auf den geplanten Energiekostenzuschuss vom Staat machen dürfen“, warnt Spitzbart. Mit dem Energiekostenzuschuss werden energieintensive österreichische Unternehmen gefördert. Deren jährliche Energiekosten müssen sich auf mindestens 3 % des Produktionswertes beziehungsweise Umsatzes belaufen. „Solche energieintensive Produktionen haben wir Tischler nicht“, sagt Spitzbart und verweist auf vielerlei Bemühungen, die seitens der Innung passieren: „Natürlich sind wir dahinter, dass den Tischlern mit Förderungen geholfen wird. Wir können aber nichts versprechen“.
Preise anpassen
„Es wird einfach alles enger. Die gestiegenen Kosten muss man weitergeben. Das ist natürlich nur möglich, wenn der Markt das auch hergibt. Das ist uns bei den Landesinnungstagen, die jetzt im Herbst stattfinden, ein großes Anliegen: Wir müssen die Tischler sensibilisieren. In den Bereichen, wo es möglich ist, da müssen sie ihre Preise anpassen.“ Wenn Tischler ihre Verkaufspreise anheben, dann geht Spitzbart nicht davon aus, dass Kunden verloren gehen. „Wir Tischler fertigen hochwertige Produkte und können kundenindividuelle Wünsche berücksichtigen und realisieren. Das schätzen unsere Kunden.“
Rückgang erwartet
„Es wird aber schwieriger werden“, meint Spitzbart und verweist auf die zurückgehende Bautätigkeit. „Wenn es weniger Wohnbau gibt, braucht es weniger Innenausbau und Möbel.“ Die Auftragsbücher der österreichischen Tischler sind derzeit weitestgehend voll, aber es kommt nicht viel nach.
Anderen Branchen geht es gleich
„Diese ganzen Schwierigkeiten, mit denen wir uns herumschlagen, das betrifft nicht nur die Tischler, das betrifft andere Branchen genauso. Beispielweise was den Fachkräftemangel betrifft, da sind wir in bester Gesellschaft mit anderen Berufen. Die Leute fehlen“, erklärt der Branchenvertreter. Er meint, dass unternehmerische Kreativität gefragt ist, wenn man Mitarbeiter gewinnen und halten möchte. „Man muss ihnen zeigen, dass es einen Sinn macht, dass sie in die Arbeit kommen. Freiwillig fährt nicht jeder vielleicht sogar 40 km zu einem Arbeitsplatz.“ Auch die Zahl der Lehrlinge stagniert. „Wer bei der Lehrlingssuche geschickt ist, der bekommt welche“, meint der Bundesinnungsmeister. Nachwuchswerbung ist für die Innung ein wichtiger Tätigkeitspunkt. So ist man beispielsweise immer wieder in Schulen, um junge Leute für die auch teilweise neuen Berufsbilder rund um das Tischlerhandwerk zu begeistern.
Marktnische für Tischler
In der Bundesinnung arbeitet man derzeit gemeinsam mit der Holzforschung Austria, Wien, an einem Fensterprojekt. Anstatt des Fenstertausches sollen alte Fenster modernisiert werden. So können dann beispielsweise die Gläser oder die Dichtungen erneuert werden und somit die Nutzungsdauer des Fensters verlängert werden. Spitzbart sieht das als Marktnische, Tischler können davon profitieren. Um das für den Endverbraucher interessant zu machen, möchte man sich dann in der Innung auch darum kümmern, dass diese Sanierungsmaßnahmen gefördert werden.