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Gutes Timing - für Eberhard Greutters Geschäft mit Sturmholz ebenso wichtig wie für einen Solo-Gig am Kontrabass © DI Robert Spannlang

Basso continuo

Ein Artikel von DI Robert Spannlang | 17.01.2005 - 00:00
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Gutes Timing – für Eberhard Greutters Geschäft mit Sturmholz ebenso wichtig wie für einen Solo-Gig am Kontrabass © DI Robert Spannlang

Lärchenschiffe aus Sibirien? Nicht mehr, weil viel zu riskant. Seine Geschäfte beruhten heute vielmehr auf Flexibilität beim Einkauf, rasche Bereitstellung der Ware, Markterfahrung, jedenfalls aber auf einfacher Abwicklung ohne Bankgarantien, betont der Holz-Großhändler DI Eberhard Greutter. Das gelte auch für die Polen-Geschäfte. Er deutet dabei auf ein Bild auf seinem Schreibtisch. Es zeigt einen prächtigen, wald-gesäumten Hof im Traunviertel. Seit fünf Generationen seien seine Vorfahren von dort aus im Forst und im Holzhandel tätig gewesen. „Gute Geschäfte macht man mit guten Partnern - heute wie damals”, meint er nachdenklich.Kunst der Logistik. Angefangen hat für Greutter das große Geschäft mit dem Sturm Wipke in Deutschland 1990. „Großkonzerne können mit den Nachwirkungen von Kalamitäten weit weniger gut umgehen als flexible und unbürokratische Holzhändler. Das ist heute deren eigentlich Existenzberechtigung”, meint der absolvierte Forstwirt. Als Ein-Mann-Betrieb ist er vor Ort unmittelbar nach Sturm-Groß-Ereignissen - und übernimmt mit gemieteten Erntemaschinen Aufgaben der Holz-Aufarbeitung. „Erst einige Wochen danach fällt der Preis des Sturmholzes allmählich”, weiß Greutter. Dann beginne für ihn die Zeit des lukrativen Holzhandels.
„Mit dem minderwertigsten Holz mache ich heute meine besten Geschäfte.”
Eberhard Greutter
Gute Kontakte zu Frächtern und Erfahrung mit dem Procedere der Waggon-Zuteilung sind dann gefragt, um Kalamitäts- und Käferholz in größeren Mengen zu den Zellstoff-, Platten- und Sägewerken zu transportieren.Haupt-Einkaufsmarkt Deutschland. Derzeit seien besonders die neuen deutschen Bundesländer als Rundholz-Einkaufsmarkt interessant, so Greutter. „Es gibt in dieser Region mehr Rohholz als verarbeitet werden kann.” 90% seines durchschnittlichen Handelsvolumens von 90.000 fm/J Rundholz kommen derzeit von dort. Bedarfsspitzen abdecken. Einen Trumpf sieht Greutter für sich im schnellen Reagieren auf Rundholz-Engpässe der Großproduzenten. „Dabei können gute Preise erzielt werden. Für die Konzerne wären die Kosten des Produktionsstopps viel zu teuer”, konstatiert der gewifte Holzhändler.
Neben Holz-Verarbeitern in Österreich und Deutschland sind Greutters Kunden vor allem westliche Großproduzenten der Zellstoff- und Plattenbranche in Polen und Tschechien. Diese Länder hätten sich von Rundholz-Verkaufs- zu -Einkaufsmärkten gewandelt, erklärt der End-Vierziger und begeisterte Hobby-Bassist.Keine Boy-Group. Das gemeinsam geführte Handels-Unternehmen Greutter-Meyer sei bereits Geschichte: „Für die damals 300.000 fm jährlich brauchte es Zwischenfinanzierungen der Bank. Außerdem hatten wir immer größere Mengen Holz liegen, was auf dem schnelllebigen Markt zu riskant wurde”, erklärt Greutter.
Da sei er lieber kleiner, flexibler, mit einem individuellen Weg zum Geschäftserfolg, fügt er hinzu. Sagt’s, greift sich sein Kontrabass und spielt ein paar Kadenzen aus der neuen CD, die er als Band-Bassist mit anderen Herren reiferen Alters gerade eingespielt hat. Joe Cocker lässt grüßen ...
Greutter-Facts
Handelsvolumen: 90.000 fm/J
Handelsware: Säge- und Industrie-Rundholz
Holzarten: 90% Nadel-, 10% Laubholz
Einkaufsmärkte: DE, AT, FR
Verkaufsmärkte: CZ, PL, AT, FR, IT, CH, DE