Die Umstellung des Forstwirtschafts-Studiums auf Bachelor- und Masterabschluss, Wissensdefizite bei der Staatsprüfung sowie die Auflösung einiger forstlicher Studien in Mitteleuropa haben Diskussionen über die Forstakademiker-Ausbildung entfacht. Es gibt einen massive Umbruch bei den Universitäten mit nationalen und internationalen Aufgaben. Zudem werden mit den Wissenschaftsministerium vereinbarte Leistungen nach drei Jahren kontrolliert”, erläuterte Magnifizenz Univ.-Prof. DDr. Hubert Dürrstein, (noch) Rektor der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), während der Fachtagung im Rahmen des Österreichischen Walddialogs am 13. September in Göttweig. „Als Life-Science-Ausbildungsstätte könne die Boku komplexe Zusammenhänge vermitteln. Auch in der Bergwaldbewirtschaftung ist Österreich führend. Deshalb ist einseitige Kritik nicht gut. Wünschenswert wäre ein verbesserter Dialog zwischen Universität und forstlicher Praxis”, so Dürrstein.Zu wenig Sözioökonomie. In der universitären Lehre ortete SC DI Gerhard Mannsberger, Lebensmininisterium, eine signifikate Unterrepäsentation der Sozioökonomie-Fächer. Außerdem musste er deutliche Wissensdefizite bei den Staatsprüfungs-Kandidaten für den höheren Forstdienst feststellen. „Neue Heraus-forderungen in den forstlichen Berufsfeldern werden von Seiten der Boku zu wenig berücksichtigt”, meinte Mannsberger. Hier könnte eine Feedback-Schleife nach der Staatsprüfung hilfreich sein. Zudem gibt es bei der Akademiker-Ausbildung keine optimale Abstimmung mit dem Forstgesetz, weshalb eine bereinigende Diskussion nötig sei. Die Finanzmittel für die Forstwirtschaft seien im Vergleich zu anderen Studiengängen viel geringer. Trotz sich rasant verändernder Rahmenbedingungen im Forstwesen besteht eine hohe Arbeitsplatz-Sicherheit bei Forstakademikern. „Die Boku hat eine unverzichtbare Rolle für die akademische Ausbildung. Gezielte Reformschritte und intensives Lobbying werden aber nötig sein”, so Mannsberger.Traditionelle Stellen rückläufig. „In Deutschland ist am forstakademischen Arbeitsmarkt ein Wegfall des traditionellen Sektors zu erkennen. Als Gründe gelten die Forstorganisations-Reformen, der Rückzug des Staates aus kommunaler und privater Forstwirtschaft und der Personalabbau. Nur 10 bis 15% unserer Studenten haben noch Chan-cen am klassischen Stellenmarkt”, berichtete Univ.-Prof. DDr. Gerhard Oesten, Institutsleiter für Forstökonomie an der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg/DE. Dafür entstehen neue Arbeitsfelder wie das Management von Landökosystemen. Absolventen finden Beschäftigung beim Naturschuz (Biosphärenpark), der internationalen Forstwirtschaft sowie der Forst-Holz-Kette. Durch den Bologna-Prozess wird eine Studienzeit-Verkürzung angestrebt. Es soll eine praxisnähere Ausbildung mit Betonung von Schlüssel-Qualifikationen (Befähigung zur Problemlösung, sprachliche Kenntnisse, Teamarbeit und Managementfertigkeiten) erfolgen.Gründungsfakultät Forstwirtschaft. „Wir bekennen uns zu einer wissenschaftsbasierten forstlichen Ausbildung und fühlen uns vor allem mit der Boku-Forstausbildung verbunden”, betonte SL-StV MR DI Dr. Johannes Schima, Obmann des Österreichischen ForstakademikerInnenVerbandes (Forstalumni). „Aus Sorge um die nachhaltige Holzproduktion kam es im 19. Jahrhundert zur Gründung von Forschungs- und Ausbildungsstätten. Dazu zählt auch die Boku (1872) - Forstwirtschaft ist eine der Ursprungsfakultäten”, erklärte Univ.-Prof. Dr. Hubert Hasenauer, Institut für Waldbau, Department für Wald- und Bodenwissenschaften, Boku.Zufriedenheit abgefragt. Um die Zufriedenheit mit der universitären Ausbildung zu erheben, iniitierte der Forstakademikerverband eine Absolventen-Befragung. Es zeigte sich eine hohe Zustimmung zur Bedeutung der Universität als Forschung- und Ausbildungsstätte. Während die Lehrinhalte bei Produktion und Technik als ausreichend angesehen werden, gibt es bei der Ökonomie noch Aufholbedarf. Bei der Eignung der Staatsprüfung zur Regelung des Berufszuganges erhält man ein geteiltes Meinungsbild. Gleich viele Befragten antworteten mit wichtig und nicht so wichtig.Trendumkehr mit Bioenergie. „Das Forstwirtschaftsstudium wurde in den vergangenen Jahren zu Tode gejammert und mit dem Bioenergie-Boom ist eine Trendumkehr gekommen”, meinte ao. Univ.-Prof. Dr. Karl Stampfer,Institut für Forsttechnik, Department für Wald- und Bodenwissenschaften, Boku. Die Hörerzahlen des Wintersemesters 2006/07 stiegen auf 83. Vor allem das neue Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement ist stark besucht.Marke Forstmeister nicht zerstören. „Man müsse die Leute begeistern und der Beruf soll Freude machen”, meinte Dir. DI Anton Aldrian, HBLA für Forstwirtschaft, Bruck/Mur, in der abschließenden Diskussion. „Um wirklich die besten Studenten an die Boku zu bringen, wären die Studiums-Attraktivität zu erhöhen und maßgeschneiderte Studienpläne mit den Arbeitgebern zu erstellen”, so ÖBf-Vorstand Dr. Georg Erlacher. Mit ÖBf-Mitarbeitern will man die Vorlesungen unterstützen und Exkursionsstandorte für Praxisübungen zur Verfügung stellen. „Ein Schulterschluss in der Forstwirtschaft ist gefragt, ansonsten werden andere die Ausbildung übernehmen”, mahnte Erlacher. „Arbeitgeber möchten nicht jedesmal den Inskriptionsplan durchlesen, wenn sie einen neuen Kollegen einstellen. Entsprechende Studienpläne sind nötig. Man muss aufpassen, dass die Marke Forstmeister nicht zerstört wird”, appellierte SR FD DI Andreas Januskovecz, Magistrat der Stadt Wien (MA 49).Fachhochschule oder Boku? Das gesamte forstliche Ausbildungssystem will der BFW-Leiter Dr. Harald Mauser zur Diskussion stellen. Er meinte wenn Elemente geändert werden, hat eine Fachhochschule Platz. Während die Forschungslehre auf der Boku bleiben soll, rät Mauser die Forstwirtschaftsmeister nicht mehr auf der Boku auszubilden. Weiters wäre die Staatsprüfung durch eine Weiterbildung im jeweiligen Berufsfeld zu ersetzen, schlägt der BFW-Leiter vor.„Österreichische Forstmeister werden im Gebirgswald aufgrund ihrer fachlichen Kompe-tenz unbedingt benötigt”, er-klärte Präs. DI Felix Montecuccoli, Land & Forst Betriebe Österreich. Sowohl das Bilden von Seilschaften, als auch provaktive Diskussionen seien erforderlich”, empiehlt Univ.-Prof. Dr. Herbert Hager, Institut für Waldökologie, Boku. Aufgrund der breiten Ausbildung bezeichnete er die Forstwirte als „invasive Spezies”, die sich auch in anderen Berufsfeldern gut durchsetzen kann. „Nicht jammern, sondern selbst aktiv werden und Zukunftschancen nützen”, zeigte sich Dürrstein kämpferisch.