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Markttendenzen der steiermärkischen Forstwirtschaft beleuchtete FD DI Wolfgang Loidl zur Adventtagung in Graz. © DI Andreas Fischer

Sparen? – „EU“-je 

Ein Artikel von DI Andreas Fischer | 14.12.2011 - 10:23
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Markttendenzen der steiermärkischen Forstwirtschaft beleuchtete FD DI Wolfgang Loidl zur Adventtagung in Graz. © DI Andreas Fischer

Die Lob- und auch die Neidgesänge, wie gut es uns derzeit in der Forstwirtschaft gehe, verstummen nicht und kommen vor allem vonseiten der Säge- und Papierindustrie“, stellte FD DI Wolfgang Loidl, Forstverwaltung Wasserberg, Stift Heiligenkreuz, am 7. Dezember anlässlich der Adventtagung in Graz fest.

Beflügelt vom Ausbleiben größerer Schadereignisse und guter Nachfrage, werde das Jahr des Waldes im wahrsten Sinne des Wortes als eines der besten in die forstliche Geschichtsschreibung eingehen. Ein bitterer Wermutstropfen: „Die Forstprodukte schaffen es im Gegensatz zu anderen Rohstoffen nicht, zumindest mit der Teuerungsrate mitzukommen.“ Denn, real gesehen, bilde sich der derzeitige Höchststand der Rundholzpreise nur als kleine unscheinbare Kuppe in den jahrzehntelang abwärts zeigenden Ertragsparametern ab, beklagte der Wirtschaftsführer.

Drastischer Vermögensabbau

Laut der ÖWI 07/09 habe der Vorrat im Ertragswald zwar zugenommen, verknüpft mit monetären Eckdaten des Forstberichtes zeige sich jedoch, dass der über Jahrzehnte erfolgte Vorratsaufbau bei Weitem nicht ausgereicht habe, das Waldvermögen zu erhalten. So belege die inflationsbereinigte Bewertung des Vorrats mit dem Stockzins, dass der Abtriebswert des Holzvorrats im Österreichischen Ertragswald in der Inventurperiode 07/09 nur noch 61 % des Naturvermögens zum Stand 61/70 beträgt, obwohl der Vorrat im gleichen Zeitraum sogar um die Hälfte zugenommen hat. Wenn auch die Erntekosten im Vergleichszeitraum durch intensive Rationalisierungsbemühungen um 44 % reduziert werden konnten, schrumpfte der Deckungsbeitrag im Forst auf ein Drittel. Loidls Empfehlung lautete daher, nicht nur alle waldbaulichen, ertragskundlichen, technischen und verwaltungsrelevanten Register zu ziehen, sondern verstärkt auf Diversifikation in alle Richtungen zu setzen. „Aktuell sehr attraktive Verkehrswerte mögen zwar beruhigend wirken. Zur Notwendigkeit der Einkommensfinanzierung aus sukzessivem Abverkauf sollte man es aber möglichst nicht kommen lassen“, warnte der Forstdirektor.

Gut dosiert ist beste Kühlung

Laut EU-Kommission wird die europäische Schulden- und Währungskrise das Wachstum in Europa 2012 fast zum Stillstand bringen. „Selbst wenn sich für Österreich ein kleines Plus ausgeht, werden wir uns alle für eine deutliche Abschwächung der Wirtschaft rüsten müssen“, sieht es Loidl nüchtern. Die europäische Sägeindustrie hätte jedoch auch bei gut laufender Konjunktur mit einem hausgemachten „Kapazitätsproblem“ zu kämpfen. Seit 1990 wurden unter dem Eindruck sich oft wiederholender Windwurfereignisse riesige Produktionskapazitäten aufgebaut, welche im Vergleich zum nachhaltig vorhandenen Rohstoffpotenzial um ein Viertel bis zu einem Drittel zu hoch sind. Laut ÖWI 07/09 stehen in Österreich maximal 12 bis 12,5 Mio. fm Nadelsägerundholz pro Jahr zur Verfügung. „Die potenzielle Einschnittkapazität der österreichischen Sägewerke beträgt jedoch 18 Mio. fm. Im Rekordjahr 2010 wurden nur 16 Mio. fm eingeschnitten“, gab ­Loidl zu bedenken.
Als Rohstofflieferant stünde man zumindest in „Normalnutzungszeiten“ selbst unter den derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen kaum mehr mit dem Rücken zur Wand. Vielmehr hätte es die Forstwirtschaft durch gezielte Steuerung des Angebotes in der Hand, auf Marktsättigungstendenzen schneller und professioneller zu reagieren und damit einem möglichen Preisverfall (oder einem überhitzten Preisanstieg) entgegenzuwirken. „Egal, wie sich die Rahmenbedingungen im nächsten Jahr präsentieren, unsere Ergebnisse werden in erster Linie davon geprägt sein, wie dosiert wir das Rundholz auf den Markt bringen werden“, bekräftigte der Wirtschaftsführer.

Einsparungen notwendig

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Ök.-Rat Gerhard Wlodkowski © DI Andreas Fischer

„Für die heimische Forstwirtschaft steht die Erhaltung der regionalen Subsidiarität im Vordergrund. Man stimmt sich daher lieber auf Landes- und Bundesebene als in Brüssel ab“, eröffnete Festredner Ök.-Rat Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich und Steiermark. Österreich sei zwar in vielen EU-Gremien und -Organisationen gut vertreten, die Bündelung der Kräfte erfolge aber nur unzureichend. „Unser Ziel muss es sein, die Forstwirtschaft in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (DG Agri) zu verankern, die Leistungen zu vernetzen und auch hier besser zur Umsetzung zu bringen“, forderte Wlodkowski. Innerhalb der EU habe die Forstwirtschaft mit 177 Mio. ha, 16 Millionen Waldbesitzern, 400 Mrd. € Umsatz/J und 3,5 Milliarden Beschäftigen eine neue Dimension bekommen. Nach dem Beitritt Österreichs standen 60 % der EU-Mittel für die Land- und Forstwirtschaft bereit. Mittlerweile sind es 40 %, geht es nach den Reformplänen bald nur noch 33 %. Im Gespräch sind des Weiteren einheitliche Betriebsprämien sowie die Neuorientierung von Maßnahmenpaketen an Bundesländergrenzen oder in Produktionsgebieten. Zudem bläst den land- und forstwirtschaftlichen Interessenvertretern ein immer rauerer Gegenwind von Naturschutz und NGO entgegen. So sollen in Hinkunft 7 % von bewirtschafteten Flächen für ökologisch wertvolle Projektierungen aus der Produktion genommen werden. „Österreich verfügt zwar nur über 2 % der EU-Fläche, konnte aber 4,4 % der europäischen Mittel lukrieren. Nach dem jetzigen Vorschlag würden mehr als 50 % der Mittel wegfallen. Vor allem kleinere Betriebe würden dann unter die Räder kommen“, prophezeite der LK-Präsident.
Auf Bundesebene werden ebenfalls Einsparungsmaßnahmen überlegt. Zuletzt gab man etwa 1 % des Budgets für die Land- und Forstwirtschaft aus. Einnahmenseitig werden steuerliche Möglichkeiten diskutiert. Nach einer AK-Studie von Gottfried Schellmann und Georg Kofler sollten seitens der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe 200 bis 300 Mio. €/J mehr an Steuern aufgebracht werden. Von 20 ha bis 30 ha sollen Aufzeichnungen (wie bereits in Deutschland) verpflichtend geführt werden müssen. „Eine Änderung der Pauschalierungsverordnung setzt auch eine neue Hauptfeststellung voraus. Mit BM Maria Fekter soll bereits in den nächsten Wochen der Fahrplan dazu festgelegt werden“, erklärte Wlodkowski.

Sparstift auch im Kleinen

Diskussionen über anstehende Verwaltungsreformen gibt es auch in der Steiermark. Pläne über Gemeinden-Zusammenlegungen sind nicht gelöst, über Strukturverbesserungen auf Bezirksebene wird nachgedacht. Entscheidungen über Zusammenlegungen von Bezirkshauptmannschaften, aber auch Bezirkskammern sind davon nicht ausgenommen. Die geplanten Einsparungen der Landwirtschaftskammer Steiermark betragen laut Wlodkowski jährlich 3,5 Mio. €. Ein Ende der Fahnenstange ist nicht bekannt, da auch die Budgets des Landes Steiermark für die nächsten Jahre noch ungewiss sind. „Die Einsparungen sollen mit drei Maßnahmen getroffen werden – erstens eine Umlagenerhöhung (1 Mio. €), zweitens Einsparungen in der Grazer Zentrale (1 Mio. €) sowie drittens mehr Effizienz in den Bezirkskammern (1,5 Mio. €). Diese haben bereits ab dem kommenden Jahr zu erfolgen“, betonte Wlodkowski.
Fest stünde, dass der Bezirk Radkersburg zu Feldbach kommt, Fürstenfeld zu Radberg und dass Mürzzuschlag, Bruck sowie Leoben als eine Kammer geführt werden sollen. Weiters sollen Knittelfeld, Judenburg und Murau beziehungsweise auch Graz-Umgebung und Voitsberg sowie Leibnitz und Deutschlandsberg zusammengelegt werden. Ab 2012 muss dann von jeder Kammer eine Einsparung von 15 % nachvollziehbar dargestellt werden. „Ziel ist, dass wir unsere Unterstützungen (Serviceleistungen) weiter angedeihen lassen und vordergründig in der Verwaltung einsparen“, schilderte Wlodkowski.

Alles dreht sich um public affairs

„Eine der tragenden Säulen unserer Interessenvertretung ist die Pflege der externen Beziehungen mit unseren Lebensraumpartnern, seien es Regierung, Behörden oder NGO“, betonte DI Hans Grieshofer, Geschäftsführer der Land & Forst Betriebe Steiermark. Zu den wichtigsten Aktivitäten in der Öffentlichkeit zählten 2011 das Waldfest am Grazer Hauptplatz, Baumpflanzaktionen an Grazer Schulen, die Austrofoma im Stift Rein, das Erntedankfest in Wien und ein Waldfilm über den steirischen Wald, der gemeinschaftlich mit der Landwirtschaftskammer finanziert werden konnte. Daneben sind die Bereitstellung von Expertisen und Fachwissen (Musterverträge, Einforstungsrechte, Holzzertifizierung, Steuer- und Agrarpolitik, Forstgenetik, Sachverständigentätigkeit uvm.) zentrale Aufgaben der Interessenvertretung. In Kooperation mit dem Waldverband Steiermark wurde die Initiative „Wald in Frauenhänden“ aus der Taufe gehoben.
Als großes Abschlussprojekt für heuer nannte Grieshofer die „Waldwirtschaftscharta Steiermark“. Diese wurde vom Forstausschuss der Landwirtschaftskammer mit den Zielen initiiert, die Bedeutung der Waldwirtschaft für die Steiermark darzustellen, aber auch Bewusstsein und Verständnis innerhalb der Bevölkerung und der politischen Entscheidungsträger für eine nachhaltige Familienforstwirtschaft zu verankern.