Hitzige Diskussionen gab es vergangenen Freitag bei der Holzbörse Rosenheim. Die bayerischen Sägewerker hatten die Waldbesitzer zur alljährlichen „Aussprache“ geladen. Thema Nr. 1 war die bekannt gewordene Verlängerung der Belieferung von Ilim-Timber in Landsberg am Lech. Der sogenannte „Klausner-Vertrag“ läuft für Landsberg bis März 2017 und sichert dem Standort 500.000 fm/J aus dem Staatsforst. So weit – so bekannt.
Beklagt wurde, dass sich die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) nun von 2017 bis März 2020 zur verbindlichen Lieferung von 300.000 fm/J verpflichtet haben – wenn auch nicht ganz freiwillig (s. Kasten unten).
Beklagt wurde, dass sich die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) nun von 2017 bis März 2020 zur verbindlichen Lieferung von 300.000 fm/J verpflichtet haben – wenn auch nicht ganz freiwillig (s. Kasten unten).
Immer Ärger mit Landsberg
Die BaySF verpflichteten sich zur Lieferung von 300.000 fm/J an Ilim-Timber nach Landsberg von 2017 bis 2020. Das ist die Folge einer Klage von Ilim gegen die BaySF. Streitpunkt waren nicht gelieferte Rundholzmengen an Klausner von Anfang 2009 bis Mitte 2010. Die Staatsforsten waren der Auffassung, dass die Mengen nicht abgerufen wurden und daher Klausners Anspruch darauf verfallen sei. Dessen Rechtsnachfolger Ilim-Timber vertrat eine gegenteilige Meinung. Am Landgericht München wurde also eine ähnliche Causa verhandelt, wie parallel in Nordrheinwestfalen. Da wie dort appellierten die Richter an die Parteien, den Streit außergerichtlich beizulegen. Im Falle von Landsberg einigte man sich auf folgenden Deal: Die BaySF liefern nach Ablauf der ursprünglichen Vertragsdauer für weitere drei Jahre mindestens 300.000 fm/J nach Landsberg. Der Preis dafür ist nicht festgeschrieben, soll sich aber am Markt orientieren.Darüber gingen bei der Holzbörse Rosenheim vom 7. Juni die Wogen hoch. Deren streitbare Obmann Matthias Obermaier wetterte gegen „Geheimverträge“, der BaySF, womit das „Staatsgut Wald verhökert“ würde. „Das Problem ist die Menge. Von 2,5 Mio. fm/J Fichte, die die BaySF zur Verfügung haben, sind jetzt 300.000 fm bis 2020 an einen Kunden gebunden – bei sinkenden Fichtenstammholzmengen in Bayern“, sagte Jochen Winning, der Geschäftsführer des Verbandes der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen (VHK). „Nach der Historie – Klausners Liefervertrag gilt zehn Jahre – und nachdem die BaySF Besserung geschworen hatten, halte ich es für einen extremen Fehler, dass wir jetzt schon über 2020 reden müssen“, schimpfte Winning weiter. Ärgerlich sei auch, dass es erst eine Anfrage der Freien Wähler im bayerischen Landtag braucht, bevor dieser Vertrag öffentlich gemacht wird. Alexander Reitter verantwortlich für den Nadelsägerundholzvertrieb Süd der BaySF verwies am Podium darauf, dass beim Vergleich Geheimhaltung zugesichert worden sei und die Staatsforsten darüber gar keine Auskunft geben dürften. Kritikerprobt sind er und seine Kollegen seit Jahren. „Wir haben einfach nicht genug Holz, um alle Wünsche bedienen zu können“, sagte Reitter.
Deutlich weniger aus dem Privatwald
Der außergerichtliche Landsberg-Vergleich kommt in heiklen Zeiten. Das Nadelsägerundholzangebot sinkt im Freistaat kontinuierlich. Aus dem bayerischen Privatwald kamen im Vorjahr nur mehr 2,92 Mio. fm Fichtenstammholz. Das sind 930.000 fm weniger als 2011, sagte Alexander Reitter, der bei den Bayerischen Staatsforsten für den Nadelsägerundholzvertrieb Süd verantwortlich ist. Diese Menge werde im laufenden Jahr nochmals um „20 bis 30 % zurückgehen“, summierte Jochen Winning, Geschäftsführer des Verbandes der Holzwirtschaft und Kunststoffverarbeitung Bayern/Thüringen (VHK). Sepp Spann, Geschäftsführer des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, bestätigte, dass die Vermittlungsmengen über die Verbände 30 % unter 2012 liegen.Die BaySF ernten dagegen auf gleichbleibendem Niveau. Im Geschäftsjahr 2013 (endet im Juni) wird der Landesbetrieb über alle Sortimente 5,2 Mio. fm einschlagen. Im Geschäftsjahr 2014 rechnet man in der Regensburger Zentrale mit 5,1 Mio. fm. Die Fichtenernte wird auf 3,1 Mio. fm sinken. „Mehr ist nachhaltig nicht möglich“, betonte Reitter.
98 bis 105 €/fm für Fi-Leitsortiment
Kalamitätsholz ist weiterhin keines in Sicht. Die Käferholzanfälle sind „wie im Vorjahr sehr niedrig“, schilderte Reitter in seinem Marktbericht. Die Nachfrage nach Rundholz ist entsprechend groß. Das gelte insbesondere in Südbayern, wo sich große österreichische Sägewerke versorgen. Aktuell koste Fichte frei Waldstraße zwischen 98 und 105 €/fm (Fi SL/L, BC, 2b). Kiefer kostet in Bayern 78 bis 82 €/fm. Höchstpreise erzielt man im Süden. Dieser Rahmen gelte auch für viele WBV-Abschlüsse, wie ein anwesender Verkäufer bestätigte.Reitter rechnet in den kommenden Monaten mit leicht steigenden Rundholzpreisen. Die Gründe liegen auf der Hand: „hohe Nachfrage nach Sägerundholz bei sehr begrenztem Angebot.“ Mehrere Teilnehmer prangerten die „Preistreiberei der Österreichischen Bundesforste“ an. Die BaySF würden hier deutlich dämpfender agieren.
Hochwasser zerstörte Forststraßen
Die Versorgungslage dürfte sich in Bayern zuspitzen. Das Hochwasser zerstörte Forststraßen, Rückewege und Brücken. Zudem sind Ernten am feuchten Waldboden eingeschränkt. Durch das Hochwasser ist ein reduzierter Einschlag zu erwarten. Informell ist von zwei bis drei Wochen im Hochwassergebiet die Rede. Ähnliches gilt für die betroffenen Regionen in Österreich. Während der Staatswald seine Infrastruktur rasch reparieren muss, hat der bäuerliche Waldbesitz anderes zu tun, als die Forststraßen instand und Erntemaßnahmen zu setzen.Greenpeace und Grüne
Vor einer „schleichenden Enteignung“ warnte Spann. Bundeskanzlerin Angela Merkel bestätigte unlängst, dass sie 5% der deutschen Wälder „einer uneingeschränkt natürlichen Entwicklung“ überlassen möchte.Hintergrund ist die 2007 beschlossene deutsche Biodiversitätsstrategie. Bei einem möglichen Gesamteinschlag in Bayern von 20 Mio. fm/J würde das eine Reduktion von 1 Mio. fm/J bedeuten, warnte Spann. Es sei zu befürchten, diese Fläche vor allem in gut bewirtschafteten Landes- und Körperschaftswäldern stillgelegt werden.
Spann befürchtet eine Waldstilllegung durch die Politik: „Es gibt Parteien, denen hat man das Atom als Feindbild genommen. Jetzt müssen wir aufpassen, dass die sich nicht auf unseren Wald stürzen.“ Davon können die BaySF ein Lied singen, Stichwort Spessart-Buchen. Man habe ohnehin schon Probleme, die Laubholzmengen am Markt unterzubringen. Das Engagement von Greenpeace erschwert jegliche Erntemaßnahmen.