Der Rückgang der Schweizer Schnittholzproduktion war im Vorjahr nicht so stark, wie erwartet. Heuer werde es aufgrund des vergangenen „Nichtwinters“ sogar einen Mehreinschnitt geben. So eröffnete Präsident Jean-François Rime seinen Kommentar zum Schnittholzmarkt am Jahreskongress des Verbandes Holzindustrie Schweiz (HIS) am 21. November in Murten. 1,05 Mio. m³ werden heuer in eidgenössischen Sägewerken erzeugt. Das sind um 2 % mehr als im Vorjahr und die erste Erholung seit 2006.
Die weiterhin bärenstarke Baukonjunktur sorgt in der Eidgenossenschaft für eine gute Nachfrage. Ein Problem ist aber das „Verschwinden der Fichte“ aus den Schweizer Wäldern.
Die weiterhin bärenstarke Baukonjunktur sorgt in der Eidgenossenschaft für eine gute Nachfrage. Ein Problem ist aber das „Verschwinden der Fichte“ aus den Schweizer Wäldern.
Um 9 % weniger Fichtenvorrat
Die Geschwindigkeit, mit welcher der Fichtenvorrat schrumpft, lässt die Alarmglocken schrillen. Binnen sieben Jahren ging das Fichtenvolumen im Mittelland um 9 % zurück. Das Volumen der genutzten und abgestorbenen Bäume übertraf den Zuwachs um durchschnittlich 42 %, belegte das Landesforstinventar (s. Karte).Buche ist unökologisch
Italiens Erholung? Nicht überzeugt …
Für die Beschreibung der internationalen Holzmärkte griff Rime in weiten Teilen auf den Holzkurier-Bericht zur internationalen Softwood Conference zurück (s. Holzkurier Heft 44, S. 6–8). Bezüglich der darin prognostizierten Erholung Italiens ist er aber skeptisch: „Davon bin ich nicht überzeugt“, meinte er kopfschüttelnd.Die globale Konjunktur werde zwar von den USA oder von Großbritannien angetrieben. Kriege in der Ukraine und in Syrien bringen aber Unsicherheit, holte der Vorsitzende des Branchenverbands kurz international aus.
Es wird gespart – auch in der Schweiz
Gespart werde vor allem bei den Zuwendungen an die Regionalverbände, welche in der Regel keine Profisekretariate haben, aber an regionaler Lehrlingswerbung und Holzpromotion mitwirken. Im Zuge des Sägewerksrückgangs hat sich die HIS schon vor Jahren von Kantonalsektionen verabschiedet. Es wurden Regionalgruppen kreiert, die kantonsübergreifend tätig sind. In der Zentralschweiz gebe es keine formelle Regionalorganisation mehr, aber einfach organisierte informelle Aktivitäten, informiert HIS-Geschäftsführer Hansruedi Streiff. Er geht davon aus, dass die Entwicklung von formellen Strukturen zu informellen Tätigkeiten auch in anderen Landesgegenden voranschreiten werde.
Trotz Spardiktat muss die laufende Verbandsarbeit weiter geleistet werden. Rime nannte CE-Kennzeichnung von Bauholz, EUTR-Richtlinie und das Bauproduktegesetz als aktuelle Arbeitsfelder.
Kritik: Forschung geht an Praxis vorbei
Die massive Verkleinerung der Sägewerksbranche in den vergangenen Jahren hat damit auch Auswirkungen auf den Verband. Immerhin hat sich die Zahl der Schweizer Säger seit 1996 auf 303 fast halbiert. Die Regierung reagiert darauf beispielsweise mit Forschungsprojekten zur strategischen Holzmobilisierung, der ökonomischen Analyse Schweizer Holzmärkte und einer Studie mit dem Titel: „Den Holzmarkt verstehen: zwischen Versorgung und Multifunktionalität.“ Dafür werden 1,45 Mio. CHF ausgegeben (1,2 Mio. €). Wer denkt, dass das vom Holzindustrieverband begrüßt wird, irrt aber. Der zweifelt an der Praxisrelevanz und kritisiert, dass bei Forschungsprojekten zu wenig Rücksprache gehalten werde: „Diese Kreise suchen die Praxis nicht!“, schimpfte Rime in Murten.Sein Fett weg bekam auch das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU). „Die sehen plötzlich nur mehr Lücken in der Wertschöpfungskette, die zu schließen sind. Ein ausländischer Berater mit zu wenig Kenntnis der Schweizer Verhältnisse hilft dabei.“