Umweltschutzorganisationen nahmen Stellung zum Fall Schweighofer

Ein Artikel von Lorenz Pfungen | 22.10.2015 - 08:26
In einer gestrigen Pressekonferenz präsentierte Alexander von Bismarck, Geschäftsführer der Environmental Investigation Agency (EIA), die Ergebnisse zweijähriger Nachforschungen mit dem Titel „Stealing the last forest“. Er erhob Vorwürfe gegen die Holzindustrie Schweighofer, wonach in Rumänien große Mengen an illegal geschlagenem Holz verarbeitet werden. Die Umweltschutzorganisationen Agent Green, WWF Österreich und WWF Rumänien kritisierten das Vorgehen des Unternehmens. WWF Österreich gab bekannt, dass eine Beschwerde beim Bundesamt für Wald gegen das Unternehmen eingebracht wurde. Das Unternehmen verstoße gegen die europäische Holzhandelsverordnung.
„Als einer der größten Holzkonzerne Europas ist Schweighofer leider auch einer der größten Treiber für illegalen Holzeinschlag in Rumänien“, erklärte Alexander von Bismarck in einer Presseaussendung. In dem nun veröffentlichten EIA-Bericht „Stealing the last forest“ geht man davon aus, dass 50% des gesamten Holzeinschlages in Rumänien illegal sind. Holz aus Nationalparks, Kahlschläge, Mengenüberschreitungen, gefälschte Papiere sowie Holz von nicht ordentlich restituierten Flächen werden in dem Bericht angeführt. Es wurden Fälle entdeckt, bei denen das Holz in die Werke von Schweighofer geliefert wurde.
„Zwei Drittel der letzten Urwälder in Europa stehen auf dem Spiel“, warnte Gabriel Paun, Direktor der NGO Agent Green. Er erhob ebenso den Vorwurf, die Holzindustrie Schweighofer habe Wald in einem der letzten intakten Waldlandschaften illegal erworben. So dürften Gemeinden diese Flächen nicht verkaufen. Durch das Ernten von Holz wurde die Fläche zudem entwertet, so Paun weiter. Er wies ebenso auf die kriminellen Strukturen in Rumänien hin. Förster, Forstwirte, Angestellte von Unternehmen und des Staates arbeiten seinen Aussagen zufolge zusammen, um Illegales zu legalisieren. Drei Methoden seien dabei zu beobachten. Um mehr Holz einschlagen zu können, sei es in der Praxis üblich, Bewirtschaftungspläne zu umgehen beziehungsweise zu ändern. Der zweite Punkt sind Kahlschläge, bei denen die ausführenden Personen unbekannt bleiben. Bei Kalamitäten, wie zum Beispiel bei Windwürfen, seien verstärkt Nationalparks und unberührte Wälder betroffen.
„Wir sind nicht in der Position darüber zu urteilen, in welchen Ausmaß diese Anschuldigungen rechtlich relevant sind. Es ist jedenfalls unsere Rolle wenn es um den Vorwurf illegaler Abholzung geht, dass der WWF seine Verantwortung als internationale Umweltschutzorganisation wahrnimmt“, erklärte Andrea Johanides, Geschäftsführerin von WWF Österreich. Sie forderte die rasche und lückenlose Aufklärung aller erhobenen Vorwürfe. Deshalb habe man eine Beschwerde nach der europäischen Holzhandelsverordnung (EUTR) beim österreichischen Bundesamt für Wald eingebracht. Diese Vorschrift verbiete das Inverkehrbringen von Holz und Holzerzeugnissen aus illegalem Einschlag auf dem EU-Binnenmarkt. Zugleich wies Johanides auf die Schwächen dieses Regelwerks hin. So gebe es einige Schlupflöcher und Ausnahmebestimmung.
Die Holzindustrie Schweighofer weist alle Vorwürfe zurück. „Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wälder steht für uns an erster Stelle“, versicherte Georg Erlacher, Board Member der Schweighofer Stiftung, im Anschluss an die Pressekonferenz. Deshalb sei man FSC und PEFC zertifiziert. Die Chain of Custody-Zertifizierung von PEFC ist für die gesamte Produktion gültig. Die FSC-Zertifizierung gilt für 2% des eingesetzten Rundholzes, welches aus den eigenen Wäldern stammt. Bei den restlichen 98% lege man sehr viel Wert auf die Herkunft, so der Schweighofer-Vertreter. „Die Missstände liegen außerhalb unseres Unternehmens“, betonte Erlacher. Er bedauerte zudem, dass es die EIA das ungeschnittene Videomaterial nach wie vor nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat. Dies würde seiner Meinung nach, zur Aufklärung der Anschuldigungen gegen die Mitarbeiter von Schweighofer führen. „Das Video ist geschnitten und die Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen. Eine unabhängige Person, die das ganze Videomaterial gesehen hat, bestätigte unsere Vermutung“, informierte Erlacher. Auf Holzkurier-Nachfrage bei von Bismarck erläuterte dieser, dass das ungeschnittene Video nicht veröffentlicht werde. Es sei üblich Videos zu schneiden, ohne dabei den Inhalt zu ändern. Zu den Grundstückskäufen nahm man schriftlich Stellung. Vor allen Grundstückskäufen wurden die Eigentumsverhältnisse der Verkäufer rechtlich und behördlich geprüft und alle Käufe anschließend grundbücherlich genehmigt. Dem neuen Beschwerdeverfahren sieht Erlacher gelassen entgegen.
Seit Ende April sieht sich die Holzindustrie Schweighofer mit Vorwürfen konfrontiert, wonach man wissentlich illegal eingeschlagenes Holz aus Rumänien verarbeite. In einem Video mit versteckter Kamera, in dem von Bismarck als Holzverkäufer auftritt, sei laut dem EIA-Geschäftsführer eindeutig nachweisbar, dass illegales Holz eingekauft wurde. Diese Vorwürfe wurden seit dem Auftreten von der Holzindustrie zurückgewiesen.