„Wir haben 180.000 ha geschädigte Wälder und seit Januar 2018 105 Mio. fm Schadholz in Deutschland. Es ist ein enormer Vermögensschaden entstanden. Der Bund hat im Zuge des Waldgipfels, kofinanziert mit den Ländern, insgesamt 800 Mio. € Fördermittel zugesichert.“
Jetzt müssten, so Doehring, weitere Taten folgen. Neben dem Ausbau der Forschung sei die Erschließung neuer Laubholzprodukte im Holzbau zu nennen, so Doehring und mahnte: „Der Klimawandel wird sich nicht auf zwei Sommer beschränken.“
Mehr als eine Lösung beim Waldumbau
Im intensiven Dialog: Schmidt, Hauptgeschäftsführer DesH, Doehring, Vorsitzender DeSH, Weigert, Staatssekretär Wirtschaftsministerium, Remler, Leiter Holzverkauf BaySF, Fickler, Vorstandsmitglied DeSH, Ziegler, Präsident Bayerischer Waldbesitzerverband, Aicher, Präsident Landeszimmererverband, Ametsbichler, Vorsitzender Vereinigung Rundholzhändler (v. li.) © Philipp Matzku
„Die Konjunktur in Deutschland kühlt ab. Die jetzigen Probleme werden schwieriger zu bewältigen sein als die Finanzkrise vor zehn Jahren“, war sich Roland Weigert, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, sicher. „Das Bruttoinlandsprodukt wird im 3. Quartal wieder fallen, die deutsche Bauindustrie als stabilisierender Faktor ist von diesem Trend noch nicht betroffen.“
„Es gibt nicht nur eine Strategie beim Waldumbau. Die Lösung liegt in der Vielfalt und einem integrierten Ansatz“, so der Staatssekretär weiter. Er kündigte bis Ende Oktober ein bayerisches Konzept für den Waldumbau an. Weigert verglich die Natursehnsucht von Stadtleuten „mit denen der Romantik. Die Gesellschaft verlangt teilweise eine extensive Nutzung bis zur Nichtbewirtschaftung der Wälder“.
Ich will meine Fichte weiter anbauen
Aus Sicht des Staatssekretärs ist eine extensivere Holznutzung in den Donau-Auen und den Hochgebirgslagen denkbar. Im Wirtschaftswald soll aber uneingeschränkt genutzt werden. Weigert, selbst Waldbesitzer in der Oberpfalz, wolle in seinem Privatwald, „die Holzarten anbauen, welche ich will – auch die Fichte“.
Historische Zäsur für Forstwirtschaft
Joseph Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes, sah „in den Jahren 2018 und 2019 eine historische Zäsur der mitteleuropäischen Forstwirtschaft und den Eintritt in einen noch nie dagewesenen Transformationsprozess“. Die Bäume sind laut Ziegler „die ersten sichtbaren Opfer der menschengemachten Klimaerwärmung“. Die CO2-Senkungsleistung von Wald und Holz sei durch die großen Mengen an totem Schadholz bedroht und es lohne sich für Waldeigentümer nicht mehr zu ernten.
„Mit einem durchschnittlichen Rohstoffwert von rund 70.000 € je Eigentümer hatte für viele Bürger im ländlichen Raum ihr kleiner Waldbesitz auch die Funktion einer ,ökologischen Riester-Rente‘ im Sinne einer Rücklage für das Alter“, erklärte Ziegler. „Das Nutzungsverhalten im Kleinprivatwald ist zunehmend kalamitätsgetrieben und der wiederkehrende Absturz der Holzpreise vernichtet Vermögenswerte. In den vergangenen fünf Jahren waren die bayerischen Waldbesitzer gezwungen, rund 25 Mio. fm Kalamitätsholz zu einem über 20 €/fm gefallenen Durchschnittspreis, im Laubholz 35 €/fm, zu vermarkten. Der Vermögensschaden der bayerischen Waldbesitzer beläuft sich auf 500 Mio. €“, informierte Ziegler weiter.
Bis zu 200 Mio. fm zusätzlich
In Bayern stockten noch 1 Mrd. fm. Vieles deutet laut Ziegler „darauf hin, dass klimabedingt 10 bis 20 % (100 bis 200 Mio. fm) in den nächsten zwei, drei Jahrzehnten zusätzlich verwertet werden müssen“. Diese Zusatzmenge sei bisher in keiner wissenschaftlichen Prognose zum Rohholzaufkommen berücksichtigt. Ziegler forderte eine konsequente Fortführung und Weiterentwicklung der Förderprogramme für Schadensprävention.
Flächendeckende Nasslager gefordert
Ziegler wünschte sich flächendeckende Nasslagerplätze als Puffer und kritisierte, „dass diese aufgrund der finanziellen Risiken und der hohen Genehmigungshindernisse vor allem im Privat- und Körperschaftswald faktisch nicht vorhanden sind. Ohne eine staatliche Absicherung können diese wirkungsvollen Vorsorgemaßnahmen weder eingerichtet noch betrieben werden“, verdeutlichte Ziegler.
„Mit einem durchschnittlichen Rohstoffwert von rund 70.000 € je Eigentümer hatte für viele Bürger im ländlichen Raum ihr kleiner Waldbesitz auch die Funktion einer ,ökologischen Riester-Rente‘ im Sinne einer Rücklage für das Alter“, erklärte Ziegler. „Das Nutzungsverhalten im Kleinprivatwald ist zunehmend kalamitätsgetrieben und der wiederkehrende Absturz der Holzpreise vernichtet Vermögenswerte. In den vergangenen fünf Jahren waren die bayerischen Waldbesitzer gezwungen, rund 25 Mio. fm Kalamitätsholz zu einem über 20 €/fm gefallenen Durchschnittspreis, im Laubholz 35 €/fm, zu vermarkten. Der Vermögensschaden der bayerischen Waldbesitzer beläuft sich auf 500 Mio. €“, informierte Ziegler weiter.
Der Vertreter der Waldbesitzer forderte eine bayerische Holzrohstoffstrategie, eine Holzbauoffensive, ähnlich wie in Baden-Württemberg und Schweden bereits umgesetzt, eine Rohstoffwende mit neuen holzbasierten Produkten.
Nutzen, nicht nur aufforsten!
„Uns Zimmerern geht es gut“, freute sich Peter Aicher, Präsident des Landeszimmererverbandes. „Der Generationenvertrag Holz besteht nicht nur im Aufforsten, sondern auch im Nutzen des Holzes. Der Wandel kommt by Design oder by Desaster“, formulierte Aicher pointiert. Holz werde im Klimapaket der Bundesregierung nicht einmal erwähnt, kritisierte er und forderte eine Holzbauoffensive in Bayern. „Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen“, zitiert Aicher Giuseppe Mazzini.
Klimawald existiert seit Jahren
Norbert Remler, Leiter Holzverkauf bei den Bayerischen Staatsforsten (BaySF), forderte ein gemeinsames Vorgehen der Sägeindustrie und Waldbesitzer. „Was wir nicht brauchen, ist ein Gegeneinander“, wünschte er sich eine stärkere Einbindung der Sägeindustrie in den Lösungsprozess. Der Begriff Klimawald, so wie von Ministerpräsident Söder als Alternative zum Wirtschaftswald ins Spiel gebracht, sei für Remler nicht neu. Neu sei die Fokussierung einer CO2-Senkung und wie Waldnutzung in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. „Wir haben seit vielen Jahren einen Klimawald und betreiben mit unserem Vier-Bäume-Konzept bei allen Verjüngungsmaßnahmen einen nachhaltigen Waldumbau. Dabei setzen wir auf heimische Baumarten. Es geht um die Frage der Walderhaltung und nicht einzelner Holzarten“, so Remler. „Wir müssen die Story erzählen, nicht die Naturschützer.“
Holzpreise unter Gestehungskosten
„Die Waldbesitzer lässt man aktuell im Stich“, kritisierte auch Johann Ametsbichler, Vorsitzender der Vereinigung der Rundholzhändler und Forstdienstleister. Die Rundholzpreise gerade bei verblautem Holz (25 €/fm) sind niedriger als die Fracht- und Einschlagskosten. Es gebe in Bayern ein Förderprogramm, wonach man 12 €/fm Förderung für Rundholztransport und -lagerung mit mindestens 500 m Abstand zum Waldrand erhalte.
Dort werde das Holz 14 Tage für die behördliche Mengenkontrolle gelagert. „In der Zeit droht das Holz zu verblauen. Bei einem Preis von 50 bis 55 €/fm ergibt sich ein Verlust von 30 €/fm“, führte Ametsbichler aus. Außerdem ist es in sehr waldreichen Regionen, wie dem Bayerischen Wald, schwierig, einen den Förderrichtlinien entsprechenden Lagerplatz zu finden.