Herausragend unter den Microtec-Installationen ist die 3D-Eingangsmessung. Truespin nennen die Südtiroler Vermessungsexperten ihre Anlage vielsagend. Das System analysiert die exakte Stammlage und gibt zuverlässige Informationen zur tatsächlichen Stammdrehung an die Linck-Sägeliniensteuerung weiter (s. Video).
Auto-Stammeindrehung für Ausbeuteoptimierung
Die Linck-Log Motion Control sorgt dann für nahezu 100 %ige Eindrehgenauigkeit. Den Stammdaten entsprechend, werden die Bloche während des Eindrehprozesses erneut vermessen und – wenn notwendig – in der Position korrigiert. Außerdem kann je nach Einschnitt eine optimierte Stammlücke errechnet werden. Das Unglaubliche: Die Anlage ist so flexibel, dass Rettenmeier unsortiert einschneiden könnte.
Plus 0,5 % sind sehr viel
Lang erkennt für moderne Sägewerke „die Notwendigkeit, nicht nur hochproduktiv, sondern insbesondere mit maximaler Ausbeute einzuschneiden. Und für die Ausbeute ist die erste Stammeindrehung entscheidend. Was ich da vergeude, kann ich im weiteren Verarbeitungsprozess nicht mehr kompensieren. Wenn man sich nur 0,5 % Mehrausbeute bei 1 Mio. fm/J-Einschnitt erspart, kann man sich ausrechnen, was erzielbar ist.“
Microtec und Linck sagen sogar eine noch höhere Ausbeutesteigerung vorher: „Die Anlagenkomponenten errechnen anhand der Messdaten eine wertbasierte Vollauswertung für Haupt- und Seitenware. Die volumsmäßige Mehrausbeute sollte bei 4 % liegen.“
Die Stammeindrehung von Microtec besteht aus digitalen stereoskopischen Kameramodulen. Das erste Modul des Überwachungssystems erledigt:
- Prüfung des Stamms
- Erkennung der Stammlage
- Berücksichtigung eventueller unkontrollierter Drehungen
- Überwachung des Drehprozesses während des Eindrehvorganges.
Darauf basierend, übergibt die Eindrehkontrolle der Log Motion Control-Steuerung der Linck-Sägelinie den effektiven Drehwinkel im Vergleich zur Ausgangsposition des Stammes.
Sobald sich die Druckrollen der Eindreheinheit auf den Stamm legen und bevor die Drehung beginnt, wird ein Signal von der Dreheinheit an Microtec übermittelt.
Eindrehwinkel ganz genau
Das zweite Truespin-Modul überwacht den eigentlichen Eindrehprozess. Sobald der Drehprozess abgeschlossen ist, erhält das Truespin-System diese Information und übergibt den effektiven Gesamtdrehwinkel an die Sägelinie. Deren Steuerung kann den gemessenen Eindrehwinkel mit dem benötigten vergleichen und korrigieren.
In der Linck-Sägelinie sind von Microtec zwei Rundholzmessungen des Typs Logeye 301 verbaut. Um ausbeutemäßig auch im Nachschnitt wirklich alles auszunutzen, wird eine als Kantlingsmessung genutzt. Diese sorgt für entsprechende Flächenoptimierung sowie Bogenmessung.
Qualitätsscanner mit künstlicher Intelligenz
Auf die Spaner-Profilierlinie folgen drei Springer-Hochleistungssortierwerke (s. Beitrag "Bedienerlose Hochleistung"). In jedem ist ein Goldeneye 900 installiert. In der Hauptwarenanlage und der Nachsortierung umfasst der Microtec-Lieferumfang jeweils einen Goldeneye 900-Qualitätsscanner mit bis zu 180 Takten/min mit Trimmoptimierung, eine Variosort-Sortierlogik für die Filmetagen und die Paketmanipulation.
Ebenfalls 180 Takte schafft in der Seitenwarenanlage der Goldeneye 900-Qualitätsscanner. Hier sorgt die Variosort-Sortierlogik für die korrekte Ansteuerung der Hubgabelboxen und die Paketmanipulation. „Der Goldeneye gibt jedem Brett seine Daten weiter – über den Trimmer bis hin zu den Boxen“, erklärt Microtec-Projektleiter Thomas Schieder.
In der Nachsortierung ist Festigkeitseinteilung möglich
Dazu kommt in der Nachsortierung noch ein Viscan Plus-System zur Bestimmung des dynamischen E-Moduls in Kombination mit einer Röntgeneinrichtung. Während die Bretter durch den Viscan Plus fahren, werden sie mittels Röntgen Spurenvermessung (Denscan) abgetastet. „Um außerdem die größtmögliche Ausbeute zu erzielen, wird der Denscan mit dem Viscan kombiniert, der die Schwingung des Brettes misst und in Verbindung mit den Dichtewerten das dynamische E-Modul festlegt“, erklärt Arianna Giudiceandrea, Microtec-Verkaufsleiterin. Die dynamische E-Modulmessung erfolgt im Quertransport.
Warum Festigkeitsvermessung? „Im konstruktiven Einsatz muss sich der Kunde auf die absolut korrekte Sortierung verlassen können. Das geht bei unseren Geschwindigkeiten nur mit Scannern. Um jedes Risiko zu 100 % auszuschließen, setzen wir auf beste Technik schon im Nassbereich“, antwortet Lang.
Upgrade am Rundholzplatz
Am Rundholzplatz wurden noch zwei Logeye 700 neu eingebunden. Diese ersetzen zwei bestehende Anlagen. Zur Abrechnung werden die eichfähigen Rundholzmerkmale herangezogen, wie physikalische Länge, zwei Mittendurchmesser-Berechnungen. Die externe Stammkontur wird mittels 360 Punkten pro Messscheibe voll ermittelt. Microtec setzt hierbei auf acht Matrixkameras mittels doppelten Lasertriangulationsverfahrens. „Der Einsatz der doppelten Lasertriangulation reduziert Abschattungen im Bereich der Mitnehmer und ermöglicht eine präzisere Filterung der Messpunkte – etwa Rausfilterung abstehender Rindenstücke“, präzisiert Schieder.
Vollständige Digitalisierung in Schweden
Bei Rettenmeier in Wilburgstetten ist schon viel Digitalisierung umgesetzt. Microtec bietet aber darüber hinausgehende Lösungen. Giudiceandrea: „Das Maximale, was man heutzutage an Optimierungs- und Analysemöglichkeit installieren kann, setzen wir derzeit in Bollstabruk für SCA um. Das Projekt umfasst die Implementierung eines CT Log sowie eines Logeye 302D-Fingerprintscanners vor der Sägelinie. Außerdem installieren wir zwei Goldeneye 900-Qualitätsscanner bei der Nass- sowie einen weiteren Goldeneye 900 bei der Trockensortierung. Die Datenanalyse übernimmt unser Mill Manager. Die Umsetzung des Fingerprintkonzepts, welches sich durch den gesamten Sägewerksprozess zieht, stellt für die Sägewerksindustrie ein Novum und einen Paradigmenwechsel sowohl in der Arbeitsvorbereitung als auch der Prozesssteuerung dar.“
