Gasser_Panorama.jpg

Der von Eberl Trocknungsanlagen gelieferte Dämpftrockner füllt den wenig verbleibenden Platz bei Gasser Schindeln optimal aus und spart den Südtirolern Zeit, Kosten und Fläche © Günther Jauk

Gasser Schindeln

Zeitgleich dämpfen und trocknen

Ein Artikel von Günther Jauk | 16.08.2024 - 13:51
Gasser_Menschen.jpg

Christian Gasser (Mitte) gemeinsam mit seinen Söhnen und Anlagenbedienern Tobias (li.) und Ivan vor dem neuen Dämpftrockner © Günther Jauk

Begonnen hat alles vor gut 30 Jahren, als Christian Gasser von seinem Vater zu einem Bauern ins Südtiroler Sarntal geschickt wurde, um Schindeln für das Dach einer Almhütte zu kaufen. Damals war Gasser gerade einmal 18 Jahre alt und hatte mit Holz bislang nicht allzu viel am Hut. Seither aber ließen den ausgebildeten Elektrotechniker und Maschinenbauer die Holzschindeln nicht mehr los, wobei er sich anfangs insbesondere für den Produktionsprozess interessierte. „Ich habe das gesehen und wollte diese mühsame Arbeit automatisieren“, erinnert sich Gasser, der damals sofort mit der Entwicklung und dem Bau einer Maschine für die Herstellung von Lärchenschindeln begann.

Mit der Unterstützung alter erfahrener Schindelspalter, die ihm bei der Auswahl des richtigen Holzes halfen, und viel Erfindergeist hatte Gasser bald das passende Rüstzeug und ein gutes Produkt beisammen, woraufhin er 1994 im Südtiroler Barbian sein Unternehmen Gasser Schindeln gründete.

Stetiges Wachstum

Gasser_Schauraum.jpg

Im Sortiment von Gasser Schindeln finden sich zahlreiche unterschiedliche Oberflächen – einige davon sind gedämpft © Günther Jauk

Waren es anfangs nur zwei Mitarbeiter, mit denen Gasser im Freien Lärchenschindeln spaltete, entwickelte er sein Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten beständig weiter. Heute führt er den 15-Mitarbeiter-Betrieb gemeinsam mit seiner Frau und zwei seiner Söhne, wobei sich neben klassischen Lärchenschindeln auch das gesamte Dachzubehör, wie hölzerne Dachrinnen oder geschmiedete Schneehaken, aber auch Fassaden und Verkleidungen in zahlreichen Holz- und Oberflächenvarianten im Sortiment finden. „Bei Bedarf haben wir auch immer wieder neue Maschinen entwickelt“, erläutert Gasser und nennt eine Anlage für die Herstellung gehackter Oberflächen als Beispiel. Seit Kurzem verfügt Gasser auch über einen 3 mal 2 Meter großen Laser für die Bearbeitung von Holz, Metallen sowie anderen Materialien.

Neben den Hauptmärkten Südtirol, Österreich und Süddeutschland wurden mit Gasser Schindeln mittlerweile auch Großprojekte in Spanien, Frankreich, Norddeutschland, Luxemburg, der Schweiz sowie der Dominikanischen Republik realisiert.

Mehr Flexibilität gewünscht

Das Rundholz kauft Gasser stehend bei regionalen Landwirten ein und lagert es bei einem kleinen Sägewerk in Barbian zwischen. Dieses schneidet die zahlreichen unterschiedlichen Holzarten auftragsbezogen ein und liefert sie Gasser innerhalb eines Tages auf den Hof. Lediglich die gedämpfte Ware kaufte der Südtiroler bis vor Kurzem zu. „Somit waren wir in diesem Bereich recht unflexibel“, erläutert Gasser, wobei er folgendes Beispiel nennt: „1000 m2 gedämpfte Fichten- oder Lärchenschalung für ein großes Hotelprojekt sind in der Regel kein Problem. Oft braucht es aber auch noch spezielle Details, wie etwa breitere Bretter für die Fensterlaibungen, die dann schon deutlich schwerer zu bekommen sind.“

Gasser_Referenz_2.JPG

Mittlerweile decken Gasser Schindeln längst nicht nur mehr klassische alpine Chalets, sondern auch zahlreiche architektonische Vorzeigeobjekte, wie das Naturkundemuseum Luxemburg © Gasser Schindeln

Vor diesem Hintergrund konsultierte Gasser 2021 das Internet, wobei er auf den Vakuumspezialisten Eberl Trocknungsanlagen, Bodenkirchen/DE stieß. „Eigentlich kontaktierte uns Christian, da er an einem unserer Vakuumtrockner interessiert war und zudem eine Dämpfkammer suchte“, erinnert sich Geschäftsführer Georg Eberl an den Erstkontakt, woraufhin er Gasser und seine Söhne im Februar 2022 zum Unternehmenssitz in Bodenkirchen einlud. Zufällig fertigten die Niederbayern dort gerade einen Dämpftrockner, der sofort die Aufmerksamkeit der Südtiroler erregte.

Völlig neuer Prozess

„Mit dem herkömmlichen Dämpfverfahren benötigen Nadelhölzer in der Regel drei Wochen, um den Farbton von Altholz zu erreichen. Zudem sind spezielle und teure Heizanlagen erforderlich, um den Dampf zu erzeugen“, umreißt Eberl die Problemstellung und ergänzt, dass nach dem Dämpfvorgang erst umgestapelt und dann noch aufwendig getrocknet werden müsse.

Vor diesem Hintergrund und mit der Überlegung: „Wenn unsere Trockner großen Unterdruck aushalten, dann halten sie auch Überdruck aus“, startete Eberl die Entwicklung einer kombinierten Dämpf- und Trocknungsanlage in erster Linie für Nadelholz, wobei mit diesem Verfahren aber auch viele Laubhölzer interessante Farbnuancen erhalten. Für eine möglichst gleichmäßige Temperaturverteilung und Farbgebung sorgt dabei eine Sattdampfatmosphäre mit über 100 °C und Überdruck. Um überhitzten, trockenen Dampf zu bekommen, wird der Sattdampf mit einer Elektroheizung weiter aufgeheizt. „Wenn der Dampf Wasser aus dem Holz aufnimmt, steigt der Druck im Kessel und Wasser wird auskondensiert, wodurch das Holz nicht nur gedämpft, sondern auch getrocknet wird“, erläutert Eberl den Prozess. Dabei wird der Kammerdeckel mit 20 t nach außen gedrückt.

Zudem verkürzen die hohen Dampftemperaturen den Färbungsprozess maßgeblich. „Was mit herkömmlichen Anlagen drei Wochen Dämpf- und ebenso lange Trocknungszeit in Anspruch nimmt, schafft unser Dämpftrockner in sieben bis zehn Tagen“, berichtet Eberl, der bei der Entwicklung auch großes Augenmerk auf Energiesparmaßnahmen legte. Aufgrund der hohen geforderten Temperaturen wird der Dämpftrockner mit Strom betrieben. „Somit benötigt der Kunde keinen externen Heizungsanschluss, kann den Standort flexibel wählen und die Kammer noch am selben Tag der Anlieferung in Betrieb nehmen“, nennt Eberl die Vorteile der Elektroheizung und betont, dass der Dämpftrockner ausgesprochen energiesparend arbeite: „Trotz über 100° C im Inneren bleibt im Winter der Schnee auf der Kammer liegen.“

Richtige Entscheidung

„Nach dem Besuch bei Eberl war uns rasch klar, dass nur mehr ein Dämpftrockner infrage kommt“, erinnert sich Gasser, der nur wenige Wochen später den Auftrag für einen DT 29/135, mit 2,9 m Behälterdurchmesser und 13,5 m Stapelraumlänge, erteilte. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse im steilen Gelände und eines daraus resultierenden freitragenden Teils am Abgrund realisierte Eberl den Dämpftrockner mit einer speziellen Fußaufteilung. Außerdem statteten die Bayern die Anlage mit einem Warmwasserheizregister für die Aufwärmphase sowie das reine Vakuumtrocknen aus.

Nach der Anlieferung und Inbetriebnahme am 23. Januar 2023 starteten Gassers Söhne Tobias und Ivan den Dämpftrockner mit Kastanie und versuchten sich seither auch erfolgreich an zahlreichen weiteren Holzarten wie Fichte, Eiche, Föhre, Lärche oder Nuss. „Meine Söhne, die für den Dämpftrockner verantwortlich sind, hatten die Anlage rasch im Griff und erzielten damit von Anfang an sehr gute Ergebnisse. Wenn wir dann doch das eine oder andere Mal Hilfe benötigten, war das gesamte Eberl-Team immer sofort und sehr professionell zur Stelle“, spart Gasser nicht mit Lob und fügt abschließend hinzu: „Eberl hat ein hochwertiges Produkt geliefert, das uns viele Vorteile bei der täglichen Arbeit bringt und sein Geld allemal wert ist.“