Kulliks Hauptjob ist es, einzukaufen, was am US-Markt begehrt ist: europäisches Schnittholz. Er sagt: „Die europäischen Sägewerke liefern in einer Qualität, die in den USA nicht alltäglich ist: scharfkantig, sauber, ordentlich gehobelt, in exakten 2-by-Dimensionen.“ Diese Vorteile der „Euro-Spruce“ (Europäische Fichte) bringen einen etwas höheren Preis als für nordamerikanische Ware.
Eurobonus bis zu gewisser Preisdifferenz
„Ist der Preisunterschied zu Substitutprodukten aber zu groß, kann man nichts mehr verkaufen“, erklärt Kullik anhand einer heurigen Marktsituation: „Als Southern Yellow Pine im Mai fast auf die Hälfte des europäischen Preises rutschte, griffen die Amerikaner zur blauen, verschimmelten, harzigen und schweren Sumpfkiefer“, erklärt Kullik die Grenzen der Produkttreue auf.
Mit dieser Entwicklung war nicht zu rechnen, bestätigt Kullik: „Der Markt ist nicht vorhersehbar. Und gerade weil er so volatil ist, muss ich konstant liefern. Wenn ich die USA erst entdecke, wenn dort die Preise hoch sind, ist es viel zu spät.“
Jetzt 2-by-6
Als Beispiel für Marktanpassung nennt Kullik 2-by-6. „Bei Tiefstständen produziert das niemand. Eigentlich wäre es für Europäer schlau, gerade dann loszulegen. Bis es an der US-Ostküste ist, passt die Marktlage möglicherweise schon wieder“, meint Kullik. Denn: „Was heute teuer ist, wird morgen billig sein – und umgekehrt.“
Austauschbare Massenware nix anderes
In den USA sei Schnittholz austauschbare Massenware („Commodity“). Das heißt: Den Kunden ist egal, wer es liefert. Es muss nur günstig sein. „Während in Deutschland ein Sägewerk 15 €/m3 mehr für Latten bekommt, weil es bessere Ware liefert, geht es in den USA ausschließlich um den Preis“, erklärt Kullik. „Weil das Produkt so austauschbar ist, sind die Preise eigentlich völlig transparent.“
Was heute teuer ist, ist morgen billig – und umgekehrt. Am besten, Sie schneiden bei 2-by-4-Preistiefstständen 2-by-6.
Angebot und Nachfrage in Reinform
Wenn der Markt runtergeht und Fachmedien das bestätigen, werden alle Orders storniert. „Die Kunden tätigen allenfalls noch Lückenkäufe. So geht es schnell runter. Umgekehrt geht es rasant wieder rauf. Ich bin US-Importeur. Ich muss da mitschwimmen.“
Bei uns Spekulation, in den USA normal
Der US-Markt sei der kapitalistischste der Welt: „Wenn etwas begehrt ist, wird es teurer. Da ist es egal, ob es ein Hotelzimmer oder ein Brett ist. Die 2021er-Preisentwicklung bei Latten wurde bei uns als Spekulation empfunden, in den USA ist so etwas normal.“ Der US-Markt ist also kapitalistisch, uniform, transparent und unvorhersehbar. Kullik: „Der Markt ist zusätzlich noch konservativ. 70 % unserer Kunden zahlen per Scheck.“
Gerade weil der US-Markt so unvorhersehbar ist, muss man konstant liefern.
Keine Kristallkugel
Marktprognosen gibt Kullik aber keine ab. Aber jetzt muss doch alles für die europäischen Exporteure angerichtet sein?
- Die Kanadier stellen nach einem blutroten 1. Halbjahr Sägewerke ab.
- Die Zölle nach USA wurden verdoppelt.
- Die Waldbrände erschweren die kanadische Versorgung.
- Die Hurrikansaison sorgt für Zusatzbedarf.
Weitere Zinssenkungen stehen bevor …
„Ja, eigentlich sollte es im September, Oktober gut laufen. Einfach weil keiner bereit ist, weiter zu diesen Tiefstpreisen zu verkaufen. Der Bedarf ist auch da. Ich gehe zu den Kunden unserer Kunden. Die haben alle gut zu tun“, bleibt Kullik optimistisch, aber bewusst vage. „Nur so viel abschließend: Ich traf auf einem Sommerfest die Spitze der kanadischen Sägeindustrie. Deren Tenor war, dass es ab dem 3. Quartal 2025 wirklich gut werde. Dann sollte der Aufschwung kommen.“
Die großen Kanadier erwarten keinen substanziellen Aufschwung vor dem 3. Quartal 2025.