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Das Führungsteam von Rematec mit der neuen RPM 650: Robert, Elke und Ulrich Steiger, Helmut Lukes (v. li.) © Christoph Zeppetzauer

Weniger ist oft mehr

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 16.07.2013 - 16:02
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Das Führungsteam von Rematec mit der neuen RPM 650: Robert, Elke und Ulrich Steiger, Helmut Lukes (v. li.) © Christoph Zeppetzauer

Las man im Holzkurier bisweilen von Rematec, so geschah dies zumeist im Zusammenspiel mit dem Pelletspressenhersteller Salmatec, Salzhausen/DE. Gemeinsam mit den Niedersachsen tritt man als Anbieter kompletter Pelletieranlagen auf. „70 bis 80 solcher Anlagen stellten wir auf diese Weise her“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Steiger stolz. Gemeinsam mit Bruder Robert und Schwägerin Elke führt er das niederbayerische Unternehmen, das ursprünglich aus der Agrartechnik stammt (Reiter Maschinenbau, Gründung 1946). Seit 2000 ist man im Holzbereich tätig, seit 2004 unter dem Namen Rematec. Dabei agiert man nicht nur als Generalunternehmer für Recyclingprojekte, sondern liefert auch Komponenten für Unternehmen, wie Bruks Klöckner oder Andritz. Gerade Hammermühlen bedeuten eine Kernkompetenz der Niederbayern, verließ die erste Hammermühle doch vor 65 Jahren das Werk in Dietersburg.

Neuer Standard der Vermahlung

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Projektleiter Helmut Lukes ist stolz auf das feine Mahlergebnis, das ohne Sieb auskommt und somit keine Absaugung benötigt © Christoph Zeppetzauer

„Das Echo auf der Ligna bezüglich der Reibplattenmühle 650 hat mich ehrlich überrascht“, sagt Projektleiter Helmut Lukes. Zusätzlich stellte man pelletierfähiges Material in Schaukästen auf, um die Bandbreite der möglichen Materialien zu unterstreichen. Die Motorleistung der RPM 650 beträgt je nach Ausführung 75 bis 90 kW und schafft dennoch 30 bis 40 m3/h Durchsatz. „Wir bieten ein ökonomisches System an, das noch dazu mit wenig Platz auskommt“, erklärt Robert Steiger. Sein Bruder ergänzt: „Es gibt vergleichbare Konzepte auf dem Markt, die mit der doppelten Energie kalkulieren – diesbezüglich sehen wir uns klar im Vorteil.“ Der Spruch: „Weniger ist manchmal mehr“, ist hier so gesehen zutreffend, da die Amortisation durch den eingesparten Strom in einem realistischen Zeitraum stattfindet. Höhere Motorleistung bei gleicher Kapazität führt zu einer höheren Erwärmung und Verschleiß. Das Ausgangsmaterial enthält wenig Feinmaterial und fast 100 % perfektes Material für die Weiterverarbeitung in einem Bandtrockner. Das aufbereitete Material habe schließlich die ideale Konstellation zum Trocknen, die stäbchenförmige Vermahlung ohne hohen Feinanteil ergebe eine lockere Schüttung und verleihe den Pellets später enorme Festigkeit.

Vom Prototyp zur Serienreife

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Standfestigkeit zeichnet Rematec-Produkte aus - für diese sorgen die Mitarbeiter durch Hand-in-Hand-Arbeiten © Christoph Zeppetzauer

Die erste Serienmaschine nach der erfolgreichen Patentanmeldung ging vor etwa 18 Monaten nach Schottland. Seitdem läuft die Mühle sieben Tage die Woche ohne Unterbrechung. „Wir haben nach sechs Monaten angerufen, wie sie denn so zufrieden sind. Als wir erfahren haben, dass bis dato keine Wartung, Reinigung oder kein Verschleißteilwechsel nötig waren, wussten wir, dass das Modell salonfähig ist“, erzählt Ulrich. Als Nasshammermühle schafft die RPM 650 Hackgut mit bis zu 55 % Feuchte. Da man den zu mahlenden Rohstoff von unten in die Mühle einbringt, können die Messer eine Viertelumdrehung länger auf das Mahlgut einwirken, was sich in der Qualität der Späne äußert. Das Vermahlen geschieht ohne Sieb innerhalb der Maschine, wodurch sich ein Produzent ebenfalls eine aufwändige Absaugung erspart. Optional kann die Siebung nach der Mühle stattfinden. Die Beschickung mit Hackschnitzel erfolgt entweder mit Traktor/Radlader oder aber im kontinuierlichen Fluss durch eine Zuführschnecke. Eine Doppelschnecke befördert daraufhin das Mahlgut von unten in die Hammermühle hinein. Hier wird das Gut einerseits durch die kinetische Schlagwirkung von am Rotor gelagerten Hämmern, andererseits von speziell geformten Reibplatten in die Mangel genommen. Der Austritt ist unten mittig vom Gehäuse. Auf diese Art und Weise wird die Pelletierung auch für Betriebe interessant, die bisher aufgrund von Platzproblemen oder energietechnischen Überlegungen eine solche Investition in den Hintergrund geschoben haben.

Beweise für die Skeptiker

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Weniger Verschleiß, geringerer Strombedarf: Die Versuchsanlage der RPM 650 darf gerne von interessierten Personen besichtigt und benutzt werden © Christoph Zeppetzauer

Für Interessenten und skeptische Menschen hat Rematec am Standort eine Versuchsanlage eingerichtet, wo man sein selbst mitgebrachtes Material auf der Maschine zerkleinern und die Ergebnisse begutachten kann. „Erzählen kann man viel – wenn man dann den Vorführeffekt selbst sieht, ist das unser bestes Argument“, freut sich Robert. Kaum in Betrieb genommen, sind in den kommenden Wochen schon einige Unternehmen aus dem In- und Ausland angekündigt. 20 bis 30 Hammermühlen fertigt Rematec jährlich, wobei man mit der eigenen Produktion flexibel in der Gestaltung ist. „Wir rechnen von Auftragseingang bis zur Lieferung acht Wochen“, berichtet Prokuristin Elke Steiger. Diese sind in ganz Europa zu finden. Sogar eine Anfrage aus Mosambik hat man vorliegen, wo Lösungen zur Aufbereitung von Kokospalmen gesucht werden. Die Mitarbeiter fertigen sämtliche Maschinenbauteile selbst – damit bewahrt man sich genügend Unabhängigkeit für Einhaltung der Produktionszeiten. Eine Laserschneidmaschine sorgt für nötige Präzision, neu erbaute Montage- und Lagerhallen mit 6000 m2 Fläche für genügend Platz, damit die Ideen von morgen in Angriff genommen werden können.