1105469845806.jpg

MdL Adolf Dinglreiter © Schneider

Die Chance Holz

Ein Artikel von Administrator | 29.03.2001 - 00:00
1105469845806.jpg

MdL Adolf Dinglreiter © Schneider

Die Holzindustrie Bayerns ist kleinteiliger strukturiert als in Österreich”, meint MdL Adolf Dinglreiter, Vorsitzender des Hochschulrates der Fachhochschule Rosenheim. Deshalb ist es besonders wichtig, die Chancen einer horizontalen Zusammenarbeit zu nutzen, wie sie ein 2-jährig stattfindendes „Holz-Innovativ-Symposium” in Rosenheim bietet.
„Die Anpassungsfähigsten werden siegen!”
Adolf Dinglreiter
Um am Markt bestehen zu können, muss die Vorfertigung und die Spezialisierung der Unternehmen vorrangetrieben werden, so Dinglreiter.
1105469845807.jpg

Peter Aicher © Schneider

Der „billigste” erhält Zuschlag. Für eine horizontale und vertikale Kooperation mit Fachhochschulen spricht sich auch Peter Aicher, Halfing/D, aus. Er schildert die Situation im deutschen Holzhausbau wie folgt:
? Rückgang der Baugenehmigungen
? Zurückhaltung der öffentlichen Auftraggeber bei Erstellung bzw. Sanierung von öffentlichen Gebäuden
? Vergabepraxis bei öffentlichen Aufträgen: der „Billigste” erhält den Zuschlag
? Schwarzarbeit, verursacht durch hohe LohnnebenkostenWand mit transparentem Bauteil. Ein Wandsystem, mit dem zeitverzögert aus Sonnenenergie gewonnene Wärme an den Innenraum abgegeben werden kann, stellte Aicher vor. Die vorgehängte Holzfassade „Lucido” beginnt außen mit einer wetterfesten Verglasung aus vorgespanntem, leicht strukturiertem Glas. Darauf folgt ein Luftspalt, in dem sich eine schwache vertikale Strömung bei Erwärmen einstellt. Dahinter ist die Absorberplatte aus Holz mit einer feingliedrigen, leicht geneigten Ver- rippung der Oberfläche angeordnet. Messungen ergaben, dass die Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von 35 auf 25 Kelvin verringert werden konnte. Das System verbessert den U-Wert während der Heizperiode um 0,07 auf 0,2 W/m²K.Amortisationszeit. Das bestehende Bürogebäude der Firma Aicher, welches mit der vorgehängten Holzfassade versehen ist, wurde in Zusammenarbeit mit der FH Rosenheim auf seine Wirtschaftlichkeit hin überprüft. Dabei wurde es mit einem Haus, das die gesetzlichen Mindestanforderungen der Wärmeschutzverordnung erfüllt, verglichen. Je Quadratmeter muss mit Mehrselbstkosten von 170 & gerechnet werden. Die Energieeinsparung beläuft sich pro Jahr auf 11 &/m². Damit wäre die Investition in diesem Fall nach einer Laufzeit von 15 Jahren wirtschaftlich.
1105469845808.jpg

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Güldenpfennig © Schneider

Holz im Wettbewerb. Über verschiedene Innovationen, die sich durch den Wettbewerb von Holz mit anderen Werkstoffen entwickelt haben, berichtete Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Güldenpfennig, Aachen/D: „faltbare” Verbundwerkstoffe durch eingeleimte Textilien zwischen Holzwerkstoffplatten und räumliche Stabtragwerke im Großraster sind durch eine neu optimierte Knotenausbildung konkurrenzfähigkeit zu Stahl, so Güldenpfennig.Holz leichter als Beton. Die Leichtigkeit des Baustoffes Holz führt im Vergleich zu Massivbauten zu einfacheren Gründungen. Hierdurch können sich insbesondere im Industriebau deutliche Kostenvorteile ergeben (Beispiel: Egger in Wismar). Durch die Entwicklung eines preisgünstigen Mineralisators kann in Zukunft Holzspanbeton eingesetzt werden, auch im Wohnungsbau. Die tragende Holzkonstruktion kann von Holzspanbeton vollständig eingeschlossen werden. Untersuchungen sollen zeigen, ob die Konstruktion in die Baustoffklasse B1 eingeordnet werden kann.
1105469845809.jpg

Dipl.-Ing. Markus Derix © Schneider

Aggressives Marketing der Betonlobby. Die Wettbewerbsfähigkeit seiner Unterneh-men erhöhte Dipl.-Ing. Markus Derix, Niederkrüchten/D, durch den Kauf einer CNC-Abbundanlage, einer maschinellen Holzsortierung und der Fertigung von Rundstützen. „Die Möglichkeiten des Holzbaus sind den Planern kaum bekannt”, so Derix, „Tragwerke werden immer noch traditionell in Stahl und Beton ge- baut.”
Nicht nur die aggressive Werbung der Betonindustrie macht dem Holzbau zu schaffen, son- dern auch die Konkurrenz untereinander: „Wenn nur in Holz ausgeschrieben wird, ist der Preis im Keller”, beklagt er sich.
„Ingenieurbüros entscheiden sich gegen Holz, denn Stahl und Beton sind einfacher zu bemessen.”
Markus DerixVorteile von Holz als Baustoff. Den frühestmöglichen Kontakt zu Entscheidungsträgern sieht Derix als Möglichkeit, Holz ins Spiel zu bringen. Es müssen den Planern Bemessungsprogramme an die Hand gegeben werden, mit denen die Statik von Holzkonstruktionen schnell und einfach errechnet werden kann. Mit der Abbundanlage ist er in der Lage, Werkstücke von bis zu 36 m auf 6 m zu bearbeiten. Die Wiederholgenauigkeit von 0,03 mm ist höher als im Stahlbau. Mit dem 20-fach Werkzeugwechsler können auch komplizierte Werkstücke wie Träger für das Expo-Dach gefertigt werden.
1105469845810.jpg

Dr.-Ing. Günter Wiedemann © Schneider

Laserbearbeitung von Holz. Nachteilige Eigenschaften, wie schlechte Lackierbarkeit des Holzes versucht Dr.-Ing. Günter Wiedemann am Fraunhofer Institut in Dresden/D mittels Laser auszumerzen. Durch gezielte Steuerung der Strahlparameter lassen sich störende Schichten schädigungsfrei von der Holzoberfläche abtragen, dieses Verfahren ließe sich bei Restau- rierungen einsetzen. Zudem ist es möglich, mit Laser Zellstrukturen freizulegen, um die Anhaftung von Anstrichstoffen zu verbessern. Die Erzeugung von Schmelze unter Umgehung der Pyrolyse „versiegelt” die Holzoberfläche. Dadurch erhofft man sich eine Verbesserung des Holzschutzes.
„Im Vergleich zur Automobilindustrie stehen wir mit der Lasertechnik noch vor der Trabant-Zeit.”
Günter Wiedemann

Holz im Vergleich
- filigrane Tragkonstruktionen
- hohe Tragfähigkeit in Relation zum Eigengewicht
- fest definierte Materialeigenschaften
- wirtschaftliche, optimierte Tragwerkskonzeptionen
- größtmögliche architektonische Gestaltungsfreiheiten
- überragende Ökobilanz im Vergleich mit anderen Werkstoffen
- großes Sicherheits- und Qualitätsniveau durch kontinuierliche Eigen- und Fremdüberwachung
- hohe Feuerwiderstandsdauer ohne gravierende Mehraufwendungen
- Resistenz gegen chemisch aggressive Klimata
1105469845811.jpg

Friedrich Stenger © Schneider

Stärken analysieren. Von der Erstellung von Leistungsverzeichnissen für Holzhäuser rät Friedrich Stenger, Heimbuchenthal/D, ab (3%-ige Erfolgsquote). Er empfiehlt seinen Kollegen das direkte Akquirieren von Privatkunden (50%). Seine Marketing-Strategie: Erstellung und Pflege einer Interessenten-Datenbank. Die Adressen erhält er durch Infotage, Tage der offenen Baustelle und der offenen Tür am Produktionsstandort. Die besten Verkäufer sind dabei immer noch zu- friedene Bauherren, die von ihren Erfahrungen berichten.
1105469845812.jpg

Dipl.-Ing. Andreas Lackenbauer © Schneider

Zwei Drittel unterkellert. Einen Keller könnte man sich sparen, sofern man bei der Haustechnik nicht auf einzelne Bausteine setzt, sondern eine Systemlösung anstrebt, so Dipl.-Ing. Andreas Lackenbauer, Traunstein/D. Bisher benötigt man bei nicht aufeinander abgestimmten Bausteinen einen Haustechnikraum mit 6 bis 12 m² Größe.
Die Kombination zu einer Gesamtanlage erfordert jedoch einen größeren Planungsaufwand und die Mitwirkung mehrerer Baubeteiligter. Die herkömmliche Haustechnikinstallation findet auf der Baustelle statt. Dies hat massive Auswirkungen auf die Montagezeit und die Qualitätssiche- rung.Kompaktanlagen. Einzelne Hersteller bieten schon Kompaktaggregate an, die alle Heizungs-, Lüftungs- und Warmwasseraufbereitungsfunktionen zusammenführen. Der Platz dafür wird zu einem Wandelement komprimiert, das nur noch ein Drittel der Aufstellfläche benötigt, lediglich ein Fünftel der bisherigen Installationszeit beansprucht und mit einer Vielzahl an Verklei- dungen eine völlig neue Zusatznutzung ermöglicht. Das Haustechniksystem wird als Einfamilienhaus-, Reihenhaus-, Geschoßwohnungsbau- oder als Maxi-Modul angeboten.
1105469845815.jpg

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer © Schneider

Bautechnikzentrum in Graz. Über „Brettschichtholz” mit den neuesten Möglichkeiten der technischen Festigkeitssortierung berichtete von der Technischen Universität Graz Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schickhofer, (sh. Holzkurier Heft 51-52/2000). Zudem nutzte er die Gelegenheit, Bilder über das in Fertigstellung befindliche Bautechnikzentrum (sh. Holzkurier Heft 49/2000) und den dafür verwendeten Brettsperrholzelementen zu zeigen.
1105469845816.jpg

Hohlraum bei Kreuzbalken: Verbindungsmittel einbaubar © Schneider

1105469845814.jpg

Mag. Walter Unterrainer © Schneider

„Mit Hilfe von Holzbau ist ein ökologisches, Energie effizentes, schnelles, präzises, variables und Kosten günstiges Bauen möglich. Dabei müssen die einzelnen Elemente jedoch soweit als möglich vorgefertigt sein. Der Einsatz von Mobilkränen muss forciert werden, Baugerüste sind in der heutigen Zeit zu vermeiden.”
Mag. Walter Unterrainer, Atelier Unterrainer, Feldkirch