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Ein markanter Portalkran überstreicht nahezu den gesamten Rundholzplatz - hier lagert ausschließlich Fichtenrundholz © Peters

Hessische Produktkette

Ein Artikel von Administrator | 25.10.2001 - 00:00
Bien-Haus Facts
Mitarbeiter: 899
Auftragseingänge: 301 Mio. DM
Auftragsbestand: 221 Mio. DM
Umsatzerlöse: 311 Mio. DM
Konzernüberschuss: 8 Mio. DM
Investitionen: 7,7 Mio. DM
Anzahl der Aktien: 2,46 Mio. Stück
Cash-flow je Aktie: 11,8 DM
Bisher verkauft: über 50.000 Häuser
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Ein markanter Portalkran überstreicht nahezu den gesamten Rundholzplatz – hier lagert ausschließlich Fichtenrundholz © Peters

Beeindruckend wie die Firmengeschichte liest sich der Bien-Haus-Geschäftsbericht aus dem hessischen Schlüchtern/D. An den drei Produktionsstand-orten Schlüchtern/D, Michelstadt/D und Veitsch (Zenker Hausbau), sowie dem Sägewerk in Birstein/D entstehen neben Schnittholz auch Fertighäuser. Die Vermarktung erfolgt über bundesweit 99 Stützpunkte, bestückt mit Musterhäusern oder gar Musterhausparks sowie Tochtergesellschaften in Österreich, Polen, der Slowakei und Ungarn. Daneben engagiert sich Bien-Haus auch beim ein- und mehrgeschossigen Objektbau in Hessen.Sägewerk macht autark. Sägewerksleiter Egbert Mattfeld und Helmut Flach schneiden im firmeneigenen Sägewerk in Birstein jährlich 120.000 fm Fichtenrundholz ein. Angeliefert per LKW, stammen sie aus einem nur 50 bis 100 km messenden Radius - seit Lothar erreichen auch Hölzer aus Süddeutschland das Werk. Nach werksinternem Transport per 8 t-Portalkran von Aumund sowie der Entrindung mit einer Valon-Kone-Schälmaschine (Rotordurchmesser 800 mm) erfolgt die Einteiloptimierung an einer Anlage von Jörg Elektronik, Oberstau-fen/D. Die Ablaufsteuerung und die beiden Vermessungssysteme Joro-Sonar von Jörg komplettieren den Rundholzplatz.
Zwei Spanerlinien aus dem Hause Linck, Oberkirch/D, profilieren jährlich 68.000 m³ Holz - entsprechend 1600 Schnittholz-Ladungen. Diese ersetzen seit Mitte der Neunziger-Jahre die Gattertechnologie und bestehen aus einer einfachen Linie bis zu 40 cm sowie einer zweiten, die in zwei Durchläufen bis zu 68 cm Stammdurchmesser bewältigt. Während die Sortierung des Schnittholzes an einer Anlage von Springer, Friesach, erfolgt, übernimmt eine Anlage von Stein & Riesenbeck die Bündelung der Latten.
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Zwei Spanerlinien bewältigen Rundholzdurchmesser bis 40 cm (einfach) sowie 68 cm (Rundlauf) © Peters

Bien-Haus-Geschichte
1791: Zimmermeister Johannes Bien errichtet den ersten Kirchen-Dachstuhl
1906: Heinrich Bien gründet eine Zimmerei in Birstein, diese wird später um ein Sägewerk erweitert
1960: Zimmermeister und Architekt Dipl.-Ing. Hans Bien gründet zusätzlich die Fertighaus-Produktion
1997: Bien-Haus erwirbt die Hausbaufirma Zenker aus dem Holzmann-Konzern hinzu
1996: Neue Fertighaus-Produktion in Schlüchtern
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Elf Trockenkammern bringen jährlich 30.000 m3 Schnittware auf die richtige Holzfeuchte © Peters

Optimaler Rohstoffeinsatz. Ein Teil der jährlich 130.000 Srm Sägerestholz dient der Papier- und Plattenindustrie als Rohstoff - der andere Teil speist die eigene 1,5 MW-Heizanlage von Kohlbach, Wolfsberg. Deren Energie trocknet nicht nur das Schnittholz, sondern sorgt auch für angenehme Temperaturen in den Bürogebäuden. Elf Tro-ckenkammern bewältigen ein Jahresvolumen von 30.000 m³ - 2 Geräte stammen von Hildebrandt-Brunner, Hannover/D, 4 von BES Bollmann, Gottmadingen/D, 5 größere für den Durchfahrbetrieb erstellte Mühlböck aus Eberschwang.Samtene Oberflächen. Mit einem Vorschub von 120 m/min hobelt eine Hydromat 22 B-Anlage mit 10 Wellen von Weinig, Tauberbischofsheim/D, die getrocknete Schnittware.
Sobald farblich-manuell gekennzeichnete Abweichungen vom regulären Holzaufbau automatisch mit einer 3000/1-Kappsäge von GreCon, Alfeld/D, abgetrennt sind, tritt die Keilzinkenanlage von SMB Maschinenbau, Vöhringen/D, in Aktion. Für eine Keilzinkung (Fräsen, Leimen und Pressen) benötigt sie lediglich 17 Sekunden.
Zusätzlich zur Fremdüberwachung der Lamellen durch die Festigkeits- und Materialprüfanstalt FMPA in Stuttgart/D, erfolgt eine firmeninterne Festigkeitsprüfung an einer Vier-Punkt-Biegeprüfmaschine von Howial, Reiskirchen/D.
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In einer separaten Halle befinden sich Abbundanlage, Decken-, Dach- und Gaubenfertigung © Peter

Vertikal integriert. Wäh-rend nur größere Dimensionen - wie etwa Duo-, Trio- oder Brettschichtholz für die Mittelpfetten - zugekauft werden, setzt das Sägewerk bei einem jährlichen Umsatz von rund 25 Mio. DM annähernd 50% seiner Produktion an den Fertighaus-Bereich ab. Gehobeltes, gezinktes und getrocknetes Holz mit KVH entsprechenden Eigenschaften kann direkt intern geliefert werden - die Abhängigkeit vom Schnittholzmarkt ist deutlich verringert.
Nächste Station nach dem Lager in Birstein - mit allen für den Hausbau relevanten Formaten - ist die Fertighausherstellung in Schlüchtern - laut Fertigungsleiter Herbert Vestert „eine der modernsten Anlagen in Deutschland”. Unternehmens-Philosophie ist das schlüsselfertige Haus aus einer Hand. Bauherren haben mit Bien-Zenker als Generalunternehmer genau einen Ansprechpartner statt einen für jedes Gewerk.Fläche im Überfluss. Von der nahen Autobahn A66 gut sichtbar liegen die Fertigungshallen mit insgesamt 25.000 m² überdachter Fläche. Jeweils zwei Hallen mit einer Ausdehnung von 180 mal 60 m enthalten die Zimmerei für Dach und Decke sowie die Wandfertigung. Die Hallen bieten Platz für 12 bis 15 Häuser unterschiedlicher Produktionsstadien. Ziel ist es, aus möglichst vielen standardisierten Bauteilen individuelle Grundrisse zu erstellen. So basieren alle Häuser auf dem Rastermaß von 62,5 cm - dies erlaubt die Lieferung etwa der Dämmstoffe in Fixmaßen. Trotzdem bleibt jedes Haus in Planung, Statik, Produktion und Montage ein Unikat.
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Eine Vier-Punkt-Prüfmaschine testet die Festigkeit einer Stichprobe von Keilzinkungen © Peters

Imposante Bauteile. Intern über zahlreiche eilige Stapler transportiert, richtet die Abbundanlagen von Hundegger, Hawangen/D, 90% aller Hölzer zu entsprechenden Formaten. Die Montage aller Dachelemente sowie separat gefertigter Gauben erfolgt einschließlich innerer Beplankung und Dampfsperre im Werk - auf der Baustelle muss nur noch die Dacheindeckung erstellt werden. Ausnahmegenehmigungen der Spedition ermöglichen für den Transport maximal 3 m breite und 12,5 m lange Bauteile.Standard oder Spezial? Neben zwei standardisierten Dachformen bei den Typenhäusern sind auch Sonderplanungen möglich. Volumenmäßig überwiegen Sattel- und Walmdächer mit aufgesetzten Gauben. In der be-nachbarten Halle entstehen komplette Wandelemente in Holzrahmenbauweise - montagefähig mit Rahmen, innerer und äußerer Beplankung, Dampfsperre sowie Installationen. Während Fels, Goslar/D, für die Beplankung Gipsfaserplatten liefert, stammen Fenster und Türen sowie Roll- oder Fensterläden je nach Kundenwunsch von ausgesuchten Herstellern in RAL-Qualität. Für die B.O.S.-Ausbauhäuser erhalten handwerklich engagierte Bauherren alle Pakete für den Innenausbau von OBI, Wermelskirchen/D, frei Baustelle geliefert.
Ein vollautomatisches Fertigungssystem von Weinmann + Partner, St. Johann/D, erstellt unter Verwendung der zugeführten Schwellen, Ständer und Riegel den konstruktiven Wandaufbau gemäß der Software-Baupläne - dem zuständigen Mitarbeiter bleibt nur noch, die Maßgenauigkeit zu kontrollieren.
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Alle Bauteile fügt die Riegelwerksstation vollautomatisch per IT-Bauplan zusammen © Peters

Montiert zum Nachmittags-Kaffee. Nachdem die Wände noch eine Schicht Grundputz mit armierendem Glasfasergewebe erhalten sowie 8 bis 10 Stunden Trockenkammer hinter sich haben, erfolgt der Transport: Die Ladehalle bietet Platz für 5 LKW - ein durchschnittliches Einfamilienhaus benötigt nur 2 davon: Je einen für Decken und Dach sowie einen für die Wände. Ein eingespieltes Team von Montagetrupps, frühmorgens gestartet, setzt alle Bauteile meist bis 15 Uhr des selben Tages zusammen - Regen und Wind bleiben draußen.
Bauinteressierte haben die Auswahl zwischen verschiedenen Hausreihen wie dem B.O.S.-Ausbauhaus - hier wird mit OBI und der Bau-sparkasse Schwäbisch Hall kooperiert - über preiswerte und schlüsselfertige Häuser bis hin zu luxuriösen Villen und Landhäusern. Namen und architektonische Stile passen sich den jeweiligen Regionen an. Mitgliedschaften in der Gütegemeinschaft Deutscher Fertigbau, Stuttgart/D, und der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, Bad Honnef/D, gewährleisten heutige Qualitätsansprüche.Ehrgeizige Pläne. Für 2001 werden 300 Mio. DM Umsatz mit 1200 Häusern (samt Zenker Österreich) sowie neue Vertriebswege mit direkter Ansprache der Bauinteressierten auch in den osteuropäischen Ländern angestrebt.
Technisch teilweise schon Realität ist das „smart home”, ein kluges Haus, das viele Funktionen selbstständig durchführt. So lassen sich regelmäßig wiederholende Schaltvorgänge für Heizung, Rollläden oder Licht automatisieren und damit bis zu 30% Energie einsparen - etwa durch Abschalten der Energie in momentan nicht benutzten Räumen.
Über ein Daten-Bus-System ferngesteuert oder zeitgeschaltet, erwartet die Bewohner ein beleuchtetes und beheiztes Heim - das Abendessen müssen sie allerdings noch persönlich kaufen und zubereiten.