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„Gemeinsam und mit Optimismus werden wir den Erfolg erzwingen.”Hans Schwörer © Schneider

Gegen den Trend

Ein Artikel von Administrator | 02.07.2002 - 00:00
Zum Tag des deutschen Fertigbaus am 8. Juni präsentierte sich SchwörerHaus, Hohenstein-Oberstetten/D, trotz Rezession in der Baubranche sehr investitionsfreudig: Das 2. Biomasse-Heizkraftwerk wurde unlängst in Betrieb genommen, die Bemusterungsabteilung zu einem Kundenzentrum umgebaut und ein neues 3 l-Musterhaus vorgestellt.Eigene Firmenkonjunktur. Dieses Jahr wurden von Schwörer schon 500 Häuser verkauft. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 20%. „Wir haben unseren Tiefpunkt durchschritten und sind auf dem Weg zu einer eigenen Firmenkonjunktur”, so Firmengründer Hans Schwörer. „Nach dem schlechten Verkaufsjahr 2000 hatten wir im Jahr 2001 schon wieder eine Trendwende und in diesem Jahr können wir fast wieder an unser altes Ziel von 100 verkauften Häusern pro Monat in Oberstetten anknüpfen”, ergänzt Nachfolger Johannes Schwörer. „Da unsere Preise schon lange im Keller sind, konnte dieser Erfolg nicht durch eine Preissenkung sondern durch eine Überzeugung der Kunden von der Schwörer-Qualität erzielt werden.”
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„Gemeinsam und mit Optimismus werden wir den Erfolg erzwingen.“Hans Schwörer © Schneider

80 Jahre und kein bißchen müde. Dr. Hermann Schwörer, der Bruder des Firmengründers und ehemaliger Bundestags-Abgeordneter, wurde vergangenen Monat 80 Jahre alt.
„Hohenstein-Oberstetten auf der Schwäbischen Alb ist verkehrsmässig schlecht erschlossen”, so Schwörer. Bei der Gründung der Firma wurde vom Land zugesichert, die Bundesstraße 4-spurig auszubauen, was nicht eingehalten wurde. Da die Wurzeln der Familie in Oberstetten liegen, das Werk immer weiter gewachsen ist und gute Mitarbeiter eingestellt wurden, hat Schwörer dann keine Umsiedlung mehr ins Auge gefasst. Wenigstens ist nun - nach 50 Jahren - eine eigene Ausfahrt von der Bundesstraße in Planung.
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„Gewisse Standortnachteile sind in Oberstetten vorhanden, deshalb müssen wir immer besser sein als der Mitbewerb.“Dr. Hermann Schwörer © Schneider

„Ich mag die Leute.” Nach der Wende hat Schwörer in 3 ostdeutsche Werke investiert. Hans Schwörer verbringt dort selbst die Hälfte seiner Arbeitszeit: „Ich mag die Leute”. Allerdings ist die Rechnung nicht so positiv aufgegangen, wie erwartet: In den letzten Monaten musste eine Reorganisation durchgeführt und eine neue Führung eingesetzt werden. Die Werke sind somit kleiner und übersichtlicher geworden.
„Wenn wir nicht in den Osten investiert
hätten, hätten wir keine Sorgen.”
„Niederlagen sind der beste Weg zum Erfolg - wir haben sehr gute Erfolgsaussichten.”
„Ohne Leidenschaft macht man keinen guten Job.”
„Die Bauherren sind anspruchsvoller geworden.”
Hans Schwörer
„In der Fertighausbranche findet derzeit eine Marktbereinigung statt. Allerdings hält die Übernahme von insolventen Firmen unnötige Kapazitäten am Markt”, so Schwörer.
„Trotz Krise liegt das eigentümergeführte Familienunternehmen klar auf Kurs, nicht zuletzt wegen der Bereitschaft zum Risiko, den immer neuen Visionen, dem Willen zum Erfolg, der Liebe zum Gestalten sowie dem Optimismus”, ist sich Schwörer sicher.
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Johannes Schwörer © Schneider

Mit Innovationen die Zukunft sichern. „Wir möchten mit Innovationen die Zukunft unseres Unternehmens sichern”, erläutert Hans Schwörer.
Viele Entwicklungen fanden schon im Hause statt. So wurden einige Maschinen selbst konstruiert oder Anlagen und Software, die am Markt sind, in Zusammenarbeit mit den Herstellern verbessert.
Auch bei der Biomasse-Technik gelten die Württemberger als Vorreiter: Keine 6 Jahre nach dem Bau eines 1. Heizkraftwerks mit einem Investitionsvolumen von 11 Mio. € wurde dieses Jahr eine 2. Anlage in Betrieb genommen. Die Gesamt-Leistung beträgt nun 8,5 MWh.
Das neue Heiz-Kraftwerk arbeitet stromgeführt: Man erzeugt nur soviel nutzbare Wärme, wie momentan benötigt wird. Die Anlage besteht aus einem 5-zügigen Wasserrohrkessel mit einer Leistung von 25 t/h Heißdampft bei einem Betriebsdruck von 64 bar und einer Heißdampftemperatur von 475° C.
Mit diesem Dampf wird eine Entnahme-Kondensationsturbine gespeist, die ihrerseits eine elektrische Leistung von 5,5 MWh bei einer Drehzahl von 12.000 1/min bringt. Es können noch 3 t Dampf entnommen werden, um das Werk mit Industrie- und Heizwärme zu versorgen. Die Emissionswerte liegen Dank eines Elektrofilters von Scheuch, Aurolzmünster, unter den Anforderungen der TA-Luft.
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In diesem Jahr hat Schwörer schon 500 Häuser ausgeliefert © Schneider

Gefräßige Anlage. Der Brennstoff wird vorsortiert - nass, halbnass sowie trocken - und entsprechend gemischt. Man verarbeitet Reste aus der eigenen Produktion, Altholz sowie Grün- und Strauchschnitt von Stadtverwaltungen.
Das Kraftwerk erzeugt eine Spitzenleistung von 9 MWh. Dazu sind konstant 15 t/h Restholz nötig - und das 24 Stunden am Tag. „Nicht allein deshalb muss unser Sägewerk weiter wachsen: Investitionen stehen ins Haus”, erläutert Direktor Anton Bohner.
Letztes Jahr wurde ein neuer Kurzholzplatz mit Wurzelreduzierer und Hochleistungsentrinder in Oberstetten realisiert (sh. Holzkurier Heft 9, Seite 16).
Neben dem Kurzholz erreichen 25 Langholz-Lkw pro Tag den Standort. Sie haben zu 90% Fichte aus heimischen Wäldern wie der Schwäbischen Alb oder dem Schwarzwald geladen. An der Sortierstation werden die Stämme nach der Länge und dem Durchmesser in 44 Boxen abgelegt.
Im Sägewerk werden auf einer Gatter- und einer Spanerlinie 180.000 fm/J Holz eingeschnitten. Anschließend erfolgt die Sortierung und Stapelung mit einer Leistung von 120 Brettern pro Minute. An das nachgeschaltete Zwischenlager schließt die komissionsweise Weiterverarbeitung an. Die mit 15 Kammern von Vanicek, Hartberg, und Nardi, Soave/I, getrocknete Ware geht entweder in die Hausproduktion sowie Massivholzplatten-Fertigung - oder das Schnittholz wird direkt verkauft.
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Pro Stunden werden 15 t Restholz in Energie umgewandelt © Schneider

Maschinelle Holzsortierung. Für die Konstruktion des Holzrahmenbaus stellt Schwörer 3,2 Mio. lfm/J keilgezinkte Ware her.
Vor der Kappanlage von Dimter, Illertissen/D, wird die visuelle Beurteilung durch eine maschinelle Schnittholzsortierung mit Röntgenstrahlen ergänzt. Durch diese Sortierung mit dem GreComat 720 können BSH-Träger bis Güteklasse BS 16 sowie KVH nach den Festigkeitsklassen MS 10 und MS 13 gefertigt werden. Die Vorschubgeschwindigkeit liegt bei 150 m/min.
Die Mechanisierung lieferte HIT, Ettringen/D, die Hobelmaschine Rex, Pinneberg/D.
Die Breiten der an einer Keilzinkenanlage von Grecon, Alfeld/D, und Presse von Hess, Balingen/D, hergestellten Duo-, Triobalken sowie des BSH variieren zwischen 50 und 280 mm, die Höhe reicht bis 630 mm, die maximale Länge liegt bei 16 m.
Pro Tag werden in Oberstetten 200 m³ Konstruktionsvollholz, Brettschichtholz, Duo- und Trio-Balken hergestellt. Die Produktion geht einerseits in die Hausfertigung, andererseits wird ein Teil über den Holzfachhandel vertrieben.
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Die Entnahme-Kondensations-Turbine leistet 3,4 MWh an elektrischer Energie © Schneider

25 Häuser pro Woche. Den Abbund der Trägerbalken nimmt eine CAD-gesteuerte Maschine von Hundegger, Hawangen/D, vor. An einem Bearbeitungszentrum von Eima, Frickenhausen/D, werden die plattenförmigen Werkstoffe auftragsbezogen formatiert und Ausfräsungen beziehungsweise Bohrungen vorgenommen.
Den Zusammenbau der Wände, Decken und Dächer realisiert Schwörer mit Hilfe eines Montagetisches mit Schmetterlingwender von Weinmann & Partner, St. Johann-Lonsingen/D.
Pro Jahr verliesen 48.000 lfm Außenwände sowie 84.000 lfm Innenwände und Dachelemente die Fertigung in Hohenstein-Oberstetten.
Die Fenster bezieht man schon jahrelang von Gutbrod, Bodelshausen/D. Bei der Forschungs- und Entwicklungsarbeit - wie beispielsweise bei den Fenstern für das 3 l-Haus - wird eng zusammengearbeitet.
Pro Woche liefert Schwörer 25 Häuser aus. Zur Beladung der Lkw stehen Gruben zur Verfügung, in die die Aufleger abgesenkt werden.
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Pro Tag werden in Oberstetten 200 m3 KVH, BSH sowie Duo- und Trio-Balken erzeugt © Schneider

Neues Kundenzentrum. Konnte Schwörer bisher 5 Familien pro Tag zur Bemusterung in Oberstetten-Hohenstein begrüssen, so sind es seit dem Um- und Neubau zusätzliche 5 Familien, die zur Vorbemusterung kommen.
Für die eigenen Mitarbeiter stehen nun auch 2 Schulungsräume zur Verfügung. Im Musterhauspark konnten die Besucher am Tag der offenen Tür das 3. 3 l-Haus von Schwörer begutachten.
Über die 3 l-Technik hinaus sind weitere Entwicklungen im Gange: ein Passiv-, Mansard-, Lofthaus sowie eine Dämmwertdecke.
Schwörer-Facts
Gründung: 1950
Deutsche Standorte: Hohenstein-Oberstetten,
Blumberg, Coswig, Haigerloch-Stetten, Sigmaringen,
Simmern, Veringenstadt, Weickelsdorf, Weißenthurm
Mitarbeiter: 1500
Produktion: 1000 Häuser/J, 700.000 m?/J 3-S-Platten,
9800 m?/J BSH/Duo- und Trio-Balken und 35.000 m?/J KVH
Umsatz: 200 Mio. €/J
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Die Trägerbalken harren nach dem Abbund auf ihren Zusammenbau und die Beplankung mit Plattenwerkstoffen © Schneider