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Im 4-stöckige SH-Holz-Gebäude in Biel werden zur Zeit etwa 300 Studenten ausgebildet © Pachler

Holz macht Schule

Ein Artikel von Administrator | 03.10.2002 - 00:00
Etwa 300 Studierende bevölkern zur Zeit die Gebäude der SH-Holz in Biel, die heuer ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Aus der früheren Holzfachschule, die sich in den ersten 30 Jahren vorwiegend um Fachkurse und die Weiterbildung von Sägern, Zimmerern und Schreinern angenommen hat, ist inzwischen eine Ausbildungsstätte für Führungskräfte geworden. Holzbau für Holzbauschule. Das Gebäude, in dem diese Ausbildung seit 1999 stattfindet, ist schon durch viele Medien gegangen und verdeutlicht einmal mehr die Möglichkeiten des Holzbaus. Freilich musste man der Bauordnung wegen Abstriche machen. So ist der Zentralkörper des 4-geschossigen Holzbaus aus Beton, um die Brandschutzbestimmungen zu erfüllen.
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Im 4-stöckige SH-Holz-Gebäude in Biel werden zur Zeit etwa 300 Studenten ausgebildet © Pachler

Gemütliche Lehrsäle um den Betonkern. Während die Gänge - spartanisch in betongrau oder auch schwarz gehalten - nicht wirklich zum Verweilen einladen, gestalten sich die Hörsäle der einzelnen Jahrgänge umso gemütlicher und sind umso mehr von studentischem Leben erfüllt.
Die einzelnen Fachrichtungen sind auf 3 Geschosse verteilt. Im Obergeschoss befindet sich neben Studierzimmern und der Verwaltung auch die Bibliothek - im Gegensatz zu den in Kiefer gehaltenen Innenausbauten anderer Räume, ganz in Erle.Nicht nur, aber vor allem für die Holzindustrie. Hier werden nicht nur Fachleute für die Holzindustrie ausgebildet, obwohl darauf die Strategie der Schule ausgerichtet ist, wie der Direktor Heinz Müller betont. „Die Bandbreite unserer Ausbildung ist so groß, dass unsere Absolventen auch in vielen verwandten Unternehmensbereichen, wie etwa der Klebstoff- und Lackindustrie, in der Architektur und im Maschinenbau anzutreffen sind”, so Müller stolz.
Um die internationale Anerkennung für die Holzingenieure zu erreichen, wurde vor 2 Jahren die HTL-Ausbildung, die in der Schweiz erst nach der Hochschulreife besucht wird, zu einer Fachhochschule ausgebaut.
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Gemütliche Lehrsäle – in Holz gehalten © Pachler

Internationalisierung und Vereinheitlichung. Müller: „Sowohl durch die fortschreitende Erweiterung der EU, als auch durch die Globalisierung, wurde die Angleichung an das europäische System unumgänglich. Mit der Bologna-Resolution soll dieses gebildet werden. So sind wir auch zur Zeit mitten in einer Bildungsreform. Bis 2005 wollen wir die Möglichkeit von Bachelor- und Masterstudiengängen anbieten können.”
Dazu werde eine Einheit mit den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen der Fachhochschule Bern - zu der auch die SH-Holz gehört - angestrebt. „Es wird keinen Holz-Master geben, denn das wäre widersinnig, vielmehr wird der Studiengang interdisziplinär gebildet werden”, erklärt Müller die Zukunftspläne genauer.Qualitätssteigerung. Als weiteres Ziel in der Ausbildung sieht man an der SH-Holz nicht eine Erhöhung der Studentenzahlen - obwohl man wesentlich mehr Absolventen in der Wirtschaft unterbringen könnte, wie Müller meint - sondern eine Steigerung in der Ausbildungsqualität. Dazu gehört für Müller auch, verstärkt Studenten aus dem Ausland nach Biel zu bringen. Von derzeit 10% will man den Anteil auf 20% erhöhen. Das Problem, das dem im Wege steht, ist der 2-sprachige Unterricht.
In Deutschland und Österreich werde kaum Französisch gesprochen und in Frankreich kann kaum jemand Deutsch. Andererseits stellt das auch ein großes Plus dieser Schule dar, das die Absolventen in ihrer beruflichen Laufbahn sicher nützen können, und in der Schweiz auch brauchen. Müller sieht es nur als eine Frage der Zeit an, bis Teile des Unterrichtes auch in Englisch abgehalten werden. Stolz ist man auch darauf, dass über die Hälfte der Schüler das 1-jährige Praktikum im Ausland absolvieren.
Der Eigentümer der Schule ist der Kanton Bern. Die Finanzierung wird von der Eidgenossenschaft, den Kantonen und von Bern übernommen. Die Schweizer Wirtschaft ist vor allem durch die Bereitstellung von Maschinen und Ausstattung an der Schulfinanzierung beteiligt.
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Ausgezeichnet ausgerüstet ist die akkredidierte Anstalt auch bei der Bauteil-Prüfung © Pachler

Angewandte Forschung, praktische Lehre. Die Froschungsprojekte - „Wir haben den Auftrag, angewandte Forschung zu betreiben, die Grundlagenforschung ist Sache der Universitäten”, betont Müller - werden ausschließlich mit der Industrie durchgeführt. Hier tragen die Betriebe 50% der Kosten, die andere Hälfte kommt von den Forschungsbehörden.
Im Moment laufen gerade Entwicklungen mit einer automatisch gesteuerten Roboter-schleifzelle, Oberflächen-, Klima- und Belastungsprüfungen. Im Forschungsbetrieb sind 25 Personen beschäftigt, deren Leitung Marc-André Gonin über hat. Aufgeteilt ist die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in 5 Gruppen (Management, Produktion und Logistik, Holzbau, Holztechnik und Holztechnologie).Prüfungen für die Industrie. Als akkredidierte Prüfanstalt werden Werkstoff- und Bauteil-Untersuchungen vorgenommen. Die Labors und Werkstätten sind mit modernen Geräten und Maschinen ausgestattet und ermöglichen neben der Forschung auch die praktische Ausbildung der Studenten in Form von Lehrgängen und Projekten. So wurde eine Sesselprüfmaschine entwickelt, die in der Industrie zur Anwendung kommt. Oder auch eine Holzmatte aus Seitenware, die als Unterlage auf Gehwegen oder Parkplätzen verwendet werden kann. Einige ExpoParkplätze wurden damit Boden-schonend angelegt.
Am Bögli-Gatter und der Bandsäge von Primultini, Marano Vicentino/IT, lernen die Studenten die Sägerarbeit kennen. Das eingeschnittene Holz wird zum Großteil für Projekte verwendet. „Wir könnten 10.000 fm einschneiden, aber wir dürfen natürlich kein Holz verkaufen”, erzählt Daniel Ott von den Kapazitäten der Anlage.
Oberflächenbehandlung, Abbund, CNC-Technik, Schreinerei, Schärferei und Holztrocknung gehören ebenfalls zur Ausbildung und können in Form von Projekten mit der Wirtschaft praktisch vertieft werden.

Lehrangebot:
Holzingenieur FH: 8 Semester, davon 2 Semester Praktikum,
Spezialisierungen: Bau, Verfahrenstechnik und Fertigungstechnik,
Betriebsführung und Produktentwicklung
Techniker Holztechnik: 4 Semester,
Innenausbau, Türen-, Fenster-, Möbelproduktion
Techniker Holzindustrie:4 Semester,
Vertiefung in Produktion oder Handel
Techniker Holzbau: 4 Semester,
Zimmermeister, Zimmererpolier,
Zimmerei-Vorarbeiter
Nachdiplomstudium:
Holzbau für Architekten und Bauingenieure
oder Unternehmensführung für Techniker