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Prototyp für Eisblockwette, die an 18 Standorten realisiert wird © Schneider

Marketing für Holz

Ein Artikel von Administrator | 22.03.2004 - 00:00
Wo bleibt da der Verbraucherschutz”, fragte sich Georg König anlässlich des Holzbautags am 13. März bei Haas, Falkenberg/DE, in Anbetracht der Novellierung der deutschen Handwerksordnung (sh. Holzkurier Heft 12, S. 12). Im Zuge dessen ist der Meisterbrief nicht mehr nötig, um einen Betrieb zu gründen. König ist Präsident der Verbände des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes (VBZH) sowie der europäischen Vereinigung des Holzbaus (EVH).
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Prototyp für Eisblockwette, die an 18 Standorten realisiert wird © Schneider

Schattenwirtschaft nimmt zu. Die deutsche Schattenwirtschaft wächst im 2-stelligen Prozentbereich ohne Einnahmen für den Staat. Wertmäßig nimmt die Schwarzarbeit schon 17% des Bruttosozialproduktes ein. Das bedeutet, dass statistisch jeder Sechste in die eigene Tasche arbeitet. 1974 musste ein Handwerker noch 2 Stunden arbeiten, um eine Arbeitsstunde seiner Tätigkeit zu bezahlen, heute liegt der Wert schon bei 5 Stunden. Zum einen sind die Effektivlöhne zu gering und zum anderen die steuerlichen Abgaben zu hoch. König plädiert daher für eine Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für arbeitsintensive Tätigkeiten. Als gute Beispiele führt er Belgien, Frankreich oder Luxemburg an. Die Ausbildungsabgabe sollte nach Ansicht von König nochmals überdacht werden. Statt Deregulierung wurde eine weitere Regulierung eingeführt. Dies ist schlecht für den Standort Deutschland. König: „Ausbildung hält die Jugendarbeitslosigkeit im Zaum.”Zimmerer als technischer Dienstleister. „Zimmereien wandeln sich zu technischen Dienstleistern”, beschrieb DI Rainer Kabelitz-Ciré, Geschäftsführer Bund des deutschen Zimmerergewerbes (BDZ), einen Vorteil gegenüber Betriebe der neuen EU-Beitrittsländer. Dieser Wissensvorsprung muss genutzt werden.
Die vom Unternehmensberater Roland Berger erstellte Studie „Zimmerer 2010” präsentierte Kabelitz-Ciré in Falkenberg. Demnach entscheiden sich Privatkunden zu 60% wegen des Preises für eines unter mehreren Angeboten, 44% machen den privaten Kontakt für ihre Wahl verantwortlich. 28% fanden die bei ihrem Gebäude vom Zimmerer durchgeführte Arbeit als sehr gut, 59% sagten gut und 9% beurteilten sie mit befriedigend. Kritisch wurde die Mägelbehebung und die Nachbetreuung der Zimmereibetriebe angesehen. Die komplette Studie können Verbandsmitglieder über die BDZ-Infoline einsehen.Missachtung der Bauphysik ist schädlich. „Eine Missachtung der Bauphysik ist schädlich für den Holzbau”, redete Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter, TU München und MFPA Leipzig/DE, den anwesenden Zimmerleuten ins Gewissen.
Winter wies rechnerisch nach, dass Holzbau im Bezug auf Wärmeschutz und Luftdichtigkeit Vorteile gegenüber Massivbauten hat. Auch beim Schallschutz sind zwischenzeitlich gute Weiterentwicklungen erkennbar. Bei Trittschall können schon bessere Werte als beim Massivbau erzielt werden, beim Schallschutz sind die katastrophalen Ergebnisse von früher inzwischen in einem vertretbaren Rahmen.
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Xaver Haas © Schneider

Brandentstehungs-Risiko entscheidend. „Entgegen anderslautenden Behauptungen hat das Brandentstehungs-Risiko nichts mit dem eingesetzten Baumaterial zu tun”, so Winter. Vielmehr entsteht ein Feuer durch die verwendete Innen-Ausstattung und die Sorglosigkeit der Benutzer. Winter: „Brände in Holzbauten sind ebenso beherrsch- und sanierbar wie die in Massivbauten.”
„Ein vorbeugender chemischer Holzschutz ist bei modernen Holzbauten im Regelfall nicht erforderlich”, ist es Winter ein Anliegen. Allerdings: Wenn man der Statistik des Holzhandels glauben darf, verwenden immer noch bis zu 50% aller Zimmermeister imprägniertes Holz. Durch baulichen Holzschutz kann auf die chemische Behandlung verzichtet werden. Eine Ausnahme bildet die unterste Schwelle, die allerdings auch mit resistenten Hölzern wie Lärche oder Douglasie ausgeführt werden kann.Ketzer im Sinne des Holzes. „Ich möchte nicht als Holzpapst tituliert werden, sondern vielmehr als Ketzer”, so leitete Prof. DI Julius Natterer, Lausanne/CH, seinen Vortrag ein. „In Bezug auf die visuelle Sortierung agieren immer noch viele Sägewerker und Zimmermeister wie Wurstmacher - und nicht wie Metzger”, so Natterer weiter. Zudem sollte man aufhören, mit „Hobelspänen” zu konstruieren, er versucht den Einsatz von Holzbausteinen und Massivholzdecken zu forcieren.
Bei Holzkonstruktionen bringen Knotenpunkte die Kosten und müssen durch eine ausgefeilte Statik minimiert werden.Hilfskraft, Geheimwaffe oder Geschäftspartner? „Aus Gewohnheit heraus werden Unternehmens-Frauen oft als Hilfskraft eingesetzt”, bedauerte Haas-Geschäftsfüher Xaver Haas. Er regt an, einen Ausstellungs- und Verkaufsraum einzurichten und die Frauen mit dem Aufbau und der Pflege des Kundenstamms zu betrauen. Haas: „Der Mann ist das Haupt und die Frau der Hals, der den Kopf dreht.”
Die Marketingidee der Eisblockwette stellte Matthias Link, verantwortlich für ZimmererProfi-Haus vor. Am 27. März werden an 18 Standorten in Deutschland und Österreich 2 m³ große Eisblöcke in Häuschen eingelagert. Die 24 cm-gedämmten Häuser bleiben bis zum 5. Juni stehen. Die interessante Frage lautet nun: Wieviel Prozent des Eis werden übrig bleiben?