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Zimmermannsmäßige Konstruktion nach Strickbauweise: Wetterschutz durch nach außen springende Geschosse © Schneider

Konsequent Holzbau

Ein Artikel von Dipl.-Ing. (FH) Cornelia Schneider | 11.01.2005 - 00:00
In den 1980iger-Jahren hat sich in Vorarlberg eine Wende vollzogen: Von den Häuslebauern und Baukünstlern wurden vermehrt Holzbauten gefordert”, erinnert sich Zimmermeister Hermann Nenning. Gemeinsam mit seinem Bruder Martin führt er im Bregenzer Wald die Zimmerei Nenning, Hittisau, die fünf Mitarbeiter beschäftigt.Preisverdächtige Bauten. Mit dem Hittisauer Feuerwehr- und Kulturhaus, in dem Österreichs einziges Frauen-Museum untergebracht ist, hat die Zimmerei den österreichischen Bauherren- und den Vorarlberger Holzbau-Preis gewonnen.
„Im Sommer und Herbst boomt hier der Architektur-Tourismus”, freut sich Nenning. Die Feuerwehr-Einheit im unteren Stockwerk ist nach Norden gerichtet, der darüber liegende Kultur-Trakt um 90° gedreht Richtung Dorf.
Das untere Stockwerk wurde mit Beton, Stahl und Glas konzipiert. Oberhalb der Betondecke ist sowohl die Konstruktion, die Fassade, als auch der Innenausbau in unbehandelter Weißtanne aus der Region ausgeführt.
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Zimmermannsmäßige Konstruktion nach Strickbauweise: Wetterschutz durch nach außen springende Geschosse © Schneider

Liebe zum Detail. Die beidseitig beplankte Holzständer-Konstruktion wird kontinuierlich be- und entlüftet. Die Betondecke, die die Feuerwehr- von der Kultur-Einheit trennt, wurde mit einem Tel-Ständer-System versehen. Zwischen den Ständern, auf denen der Fußboden ruht, sind neben der Zellulose-Dämmung die Versorgungsrohre untergebracht. Für den sägerauen Fußboden wurde die Tanne als Halbrift eingeschnitten.
Die Decke ist unsichtbar befestigt. Dafür wurden die 40 auf 40 mm starken Stäbe beidseitig genutet und auf die Unterkonstruktion „geclipst”. Zudem wurden die Decken im Musik- und Seminarraum mit Schwingbügel schalltechnisch entkoppelt.Wohnhaus an Umgebung angepasst. Das Wohnhaus der fünfköpfigen Familie Nenning wurde ebenso wie das Feuerwehr-Kultur-Haus von den beiden Architekten Andreas Cukrowicz und Anton Nachbaur, Bregenz, geplant. „Der Neubau im Ortskern soll mit den Nachbar-Häusern kommunizieren”, erläutert Nenning das äußere Erscheinungsbild. So ist die Dachform, die Größe und Anordnung der Fenster sowie die Verleistung mit einem Abstand von 6 cm den Schindeln der benachbarten Häuser angepasst. Die zimmermannsmäßige Bauart des Gebäudes beinhaltet Elemente der traditionellen Strickbauweise: Um den konstruktive Wetterschutz zu erhöhen, wurde jedes Stockwerk des 3-Geschossers um 5,5 cm nach außen versetzt.
An den Fenstern sind zwischen Führungen Schiebeläden angebracht. Diese dienen dem sommerlichen Hitzeschutz und der nächtlichen Verdunklung. Die Fassade aus Weißtanne ist handsortiert und nahezu astfrei. Konsequenter Holzbau. Beim Hausbau wurden 200 m³ Konstruktions- sowie 12 m³ ausgesuchtes Weißtannen-Holz eingesetzt. Dafür wurden 40 fm Weißtanne als Doppelstab eingeschnitten (125 auf 65 mm) und erst nach dem Trocknen und Sortieren an der Trennbandsäge aufgeschnitten.
Das Rundholz war teilweise schon im Besitz Nennings oder wurde persönlich von ihm ausgesucht. Nach einem Jahr Lufttrocknung wurden die Bretter für den Innenausbau noch Kammer getrocknet.
Die Außenwände und Dachelemente wurden mit Zellulose-Dämmung und Holzwolle-Platten versehen. Zum sommerlichen Hitzeschutz und um die im Winter gewonnene Wärme phasenversetzt abzugeben, sind in die Wänden Lehmplatten integriert. Auch die Fußbodenheizung ist zwischen Lehmsteinen unter dem Holzboden untergebracht.
Der Übergang zwischen Fensterbrettern und Wandtäfer erfolgt bündig ohne Überschlag.