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Prof. Dr. Rolf-Dieter Peek, Hamburg/DE © Dr. Stefan Peters

Ranking für Holzschutz

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters | 21.04.2005 - 00:00
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Prof. Dr. Rolf-Dieter Peek, Hamburg/DE © Dr. Stefan Peters

Zwischen ständig steigenden Anforderungen bei qualitativen, gesundheitlichen und umweltrelevanten Produkteigenschaften auf der einen sowie dem Bekenntnis der deutschen Verbraucherschutzministerin Renate Künast, mit der Charta für Holz den Bedarf binnen 10 Jahren um 20% steigern zu wollen, bewegen sich derzeit die Experten für den Holzschutz.
Am 12. April startete in Leipzig/DE die 24. Holzschutztagung, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung (DGfH), München/DE, und lockte mit 17 Fachvorträgen zum Thema „Sicherung von Produktqualität und -leistung” 150 Teilnehmer nach Sachsen.Chemischer Holzschutz zeitgemäß? Am deutschen Markt werden derzeit 440 Holzschutzmittel mit 40 Wirkstoffen angeboten, 30 davon durch das Biozidgesetz notifiziert. „Ist chemischer Holzschutz noch zeitgemäß?” Mit dieser Frage startete der Leiter des Fachgebietes Holzschutz am Hamburger Institut für Holzbiologie und Holzschutz, Univ.-Prof. Dr. Rolf-Dieter Peek, seinen Eröffnungsvortrag. Seine Antwort: „Ja, aber eine geeignete Güteüberwachung ist nötig.” Daher gelte es, Standardisierung und Gütesicherung fortzuführen, um neue Märkte zu erschließen. Zum Thema Standardisierung zählte der Obmann des DGfH-Fachausschusses „Dauerhaftigkeit und Produktsicherheit” insbesondere die Überarbeitung der DIN 68 800. Normen wollte er als Gestaltung von Rahmenbedingungen verstanden wissen und nicht etwa zur Regelung von Einzelfällen.
Hubertus Quitt vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt), Berlin/DE, sprach sich angesichts vermeidbarer Bauschäden in einer Größenordnung bis zu 1,5 Mrd. €/J für ein Qualitätssicherungssystem aus, um den Rückzug staatlicher Bauaufsicht auszugleichen.
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Prof. Dr. Hubert Willeitner, Hamburg/DE © Dr. Stefan Peters

Basis für die Langzeitnutzung. Die Neufassung der DIN 68 800 wird unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Hubert Willeitner vom Institut für Holzbiologie und Holzschutz der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH), Hamburg/DE, komplett neu erarbeitet. Der Holzschützer verspricht sich davon „einen wichtigen Beitrag zur Langzeitnutzung von Holz”. Die fünf Teile der Holzschutz-DIN 68 800 seien zwischen 8 und 30 Jahren alt - zudem fehlten Umsetzungen der EN 335 und EN 351.Unerlässliches Nebeneinander. Thematisch stünden heute weniger der Materialschutz, sondern vielmehr Gesundheits- und Umweltschutz sowie Fragen der Entsorgung und neuartiger Maßnahmen im Vordergrund. Willeitner betrachtet baulichen und chemischen Holzschutz als „unerlässliches Nebeneinander”. Die Rangfolge solle stets mit baulichem Holzschutz beginnen. Die stringent aufgebaute Neufassung soll wertneutrale Aussagen über Notwendigkeit und Art von Maßnahmen zum Holzschutz enthalten sowie Spannungen zwischen baulichen (neuer Teil 1), chemischen (Teil 2) und bekämpfenden Maßnahmen (Teil 3) abbauen. Die Veröffentlichung des neuen Werkes kündigte er für das II. Quartal 2008 an.Tödliche Fallen vermeiden. Um sowohl der Verkehrsicherungs- (§ 823 BGB) als auch der Aufsichtspflicht (§ 832 BGB) nachkommen zu können, bedarf es insbesondere der Information von Nutzern und Betreibern. Prof. Dr. Martin Illner von der Fachhochschule Rosenheim/DE stellte gravierende Schäden und Unfälle vor, die aus mangelhafter Sachkunde in Verbindung mit unterlassener Überwachung resultieren. Illner empfahl den meist öffentlichen Trägern, für Planung und Unterhaltung hölzerner Brückengeländer, Spielplatzgeräte und Lärmschutzwände nur Fachkräfte einzusetzen. Sollte gerade die regelmäßige Kontrolle - bedingt durch leere öffentliche Kassen - nicht gelingen, schlug Illner ein Druckmittel vor: „Ohne regelmäßige Kontrolle kein Versicherungsschutz”.
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Ulrike Augusta, Hamburg/DE © Dr. Stefan Peters

Dauerhaft im Außenbereich. Im Themenblock „Holzbaupraxis stellte Ulrike Augusta vom Hamburger Institut für Holzbiologie und Holzschutz fest, dass bisher die Bedingungen des Außenbereiches bei der Bestimmung der natürlichen Dauerhaftigkeit von Holz nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Für ihre Freilandversuche analysierte sie 4270 Prüfkörper neun verschiedener unbehandelter sowie behandelter Holzarten. Erste Tendenzen nach fünfjähriger Versuchsdauer: Die Prüfung im Erdkontakt ergab für verwendete Nadelhölzer eine Übereinstimmung mit DIN EN 350-2. Während Kernholz von Eiche und Douglasie geringere Dauerhaftigkeit erzielte, entsprachen diese im Doppellagen-Test mit horizontaler Exposition ohne Erdkontakt der Einstufung nach DIN. Die Dauerhaftigkeit von Douglasien-, Kiefern- und Lärchenkernholz überstieg diejenige der DIN 350-2. Hier ließe sich bei entsprechenden Konstruktionen ganz auf chemischen Holzschutz verzichten. Zudem schlug Augusta vor, die Dauerhaftigkeit getrennt nach Gebrauchsklassen anzugeben.
Zauberwort Wartungsvertrag. 100 hölzerne Balkone analysierte DI Claudia Auer, Holzforschung Austria (HFA), Wien. Gehäufte konstruktive Mängel in der Ausführung fand sie insbesondere bei Tragstruktur, Handläufen und Blumentrögen - auch bei neuen Konstruktionen. Neben ordnungsgemäßer Planung „gut durchlüfteter” Konstruktionen (geschützt von ausreichenden Dachüberständen) einschließlich Holzschutz- und Oberflächenkonzept empfahl sie, Wartungsverträge zu vereinbaren. Ihre Ergebnisse sollen ab Herbst auch als Broschüre verfügbar sein.

Literatur Holzschutz und Holzschutzmittel

Verbraucherleitfaden Holzschutzmittel, Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Berlin/DE
Holzschutzmittelliste (Stand: Jänner 2005), Deutsches Institut für Bautechnik, Berlin/DE, Erich-Schmidt-Verlag
Handbuch zur Sachkundeausbildung Holzschutz am Bau, 2. Auflage, Mai 2003
Beuth Kommentare zur DIN 68 800, Beuth-Verlag, Köln/DE