Der Legende nach versetzte Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus Zeitgenossen in Erstaunen, dass er ein gekochtes Ei zum Stehen brachte, indem er es beherzt auf einer Tischplatte aufsetzte. Mehr Stehvermögen soll nun auch für Produkte aus Buche und Kiefer möglich sein, versprachen Forscher des deutschen Chemie-Konzerns BASF auf einer Pressekonferenz am 4. Oktober in Ludwigshafen/DE. Ein patentierter Prozess der Holzmodifikation habe nach drei Jahren intensiver Forschung gemeinsam mit dem Team um den Holztechnologen Univ.-Prof. Dr. Holger Militz an der Universität Göttingen/DE industrielle Reife erlangt, hieß es in Ludwigshafen. Hart wie Eiche, langlebig wie Teak. Das Ergebnis einer Vakuum-Druckinfiltration des Holzes mit einer Lösung auf Harnstoffbasis und anschließender Vernetzung der Zellulose-Stränge während der Trocknung bei 100° C: Buche und Kiefer zeigen bei Dauerhaftigkeit, Härte und Dimensionsstabilität Werte, die teilweise doppelt so hoch sind wie jene von unbehandeltem Holz. Der von Wortschöpfern der soziologischen Fakultät Mannheim/DE Belmadur genannte Prozess soll laut BASF das Holz selbst bei Erdkontakt wesentlich beständiger machen, wie ein einjähriger Dauerversuch belegt.
Verleim- und bearbeitbar. Staunende Fachjournalisten aus acht Ländern vernahmen weiters, dass Belmadur-Buche oder -Kiefer im Vergleich zu unbehandeltem Holz optisch kaum verändert und ebenso problemlos zu bearbeiten sei: „Belmadur-Holz lässt sich sägen, hobeln oder bohren wie gängiges Holz. Beim Werkzeug sind kaum Standzeit-Verringerungen zu erwarten”, so Dr. Franz Weingart, Leiter der Belmadur-Vermarktung. Zur Verleimung empfielt BASF PU-Leime mit angepasster Formulierung.Holz bleibt Holz. Auch haptisch bleibe Belmadur-Holz eindeutig Holz, unterstreicht Weingart - „das ist wichtig im Hinblick auf den Konsumenten.” Dabei werde der Formaldehyd-Grenzwert E1 für Holzwerkstoffe unterschritten. Oberflächen-Versiegelung und Beizung können mit handelsüblichen Produkten durchgeführt werden, heißt es aus Ludwigsburg. Selbst die Restholz-Entsorgung hätte keine höheren Anforderungen wie jene von Leimholz, wird betont.Heimischer Tropenholz-Ersatz? Die Härte prädestiniere Belmadur-Holz etwa als Rohstoff für Parkett, die Dimensionsstabilität für den Fensterbau, Dauerhaftigkeit für Gartenmöbel - bisher Parade-Anwendungen für Tropenhölzer. Es könnte also gelingen, zuletzt am Markt unter Druck geratene Holzarten mit guten Imprägnier-Eigenschaften erfolgreich als Tropenholz-Ersatz zu lancieren.
Wichtig für den Kunden und damit erfolgsentscheidend dürften Vorteile wie wesentlich geringerer Wartungsaufwand etwa bei Holzfenstern oder - im Hinblick auf Parkett-Nachschliff - durchgängig gleiche Eigenschaften des Belmadur-Holzes sein: Laut Weingart sei die Lösungs-Durchdringung von bis 6 cm dicken Holzkomponenten kein Problem.
Wichtig für den Kunden und damit erfolgsentscheidend dürften Vorteile wie wesentlich geringerer Wartungsaufwand etwa bei Holzfenstern oder - im Hinblick auf Parkett-Nachschliff - durchgängig gleiche Eigenschaften des Belmadur-Holzes sein: Laut Weingart sei die Lösungs-Durchdringung von bis 6 cm dicken Holzkomponenten kein Problem.
Lizenz-Partner gesucht. BASF Vize-Präsident Dr. Hans-Jürgen Degen bietet Unternehmen der Holzindustrie Strategie-Partnerschaften auf Lizenzbasis an. Verarbeiter profitieren davon, dass es sich bei den benötigten Apparaturen weitgehend um branchenübliche Anlagen handle, argumentiert man bei BASF.Vieles ist möglich. Einer der fünf Projektpartner, der Formsperrholz-Erzeuger Dr. Ralf Becker, Geschäftsführer der Becker AG, Brakel/DE, verspricht sich von der Anwendung seiner Bermadur-Schalen in Bädern, Küchen oder bei Spielplatz-Geräten einiges. „Zielmärkte für unser weltweit patentiertes Produkt sind nach Europa die USA und China”, deutet Degen an. Weitere Holzarten und die Komponenten-Durchfärbbarkeit könnten dem Bermadur-Prozess ungeahnte Märkte erschließen - man darf gespannt sein. Selbst Kolumbus wusste nicht, welchen Kontinent er damals wirklich entdeckt hatte.